Amsterdamer Flugzeug-Crash: Experten vermuten Triebwerk-Ausfall

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Eine konkrete Ursache für den Absturz einer Boeing beim Amsterdamer Flughafen wurde noch nicht gefunden. Neun Menschen sind bei dem Unglück gestorben, sechs schweben in Lebensgefahr.

Nach dem Absturz einer türkischen Passagiermaschine bei Amsterdam mit neun Toten und 86 Verletzten halten Luftfahrtexperten einen Ausfall der Triebwerke für wahrscheinlich. Die konkrete Ursache für das Unglück ist aber weiterhin unklar.

125 Menschen haben das Unglück - zum Teil schwer verletzt - überlebt. Sechs von ihnen sind jedoch so schwer verletzt, dass sie sich noch immer in einem lebensbedrohlichen Zustand befinden.

Geräte werden in Paris untersucht

Fachleute setzten intensiv die Auswertung der vom Stimmenrekorder aufgezeichneten Cockpit-Gespräche sowie des Flugdatenschreibers fort. Beide Geräte wurden inzwischen, wie international üblich, einem Spezialinstitut in Paris übergeben. Zugleich ging die Untersuchung der Wrackteile der Boeing 737-800 weiter. Bei deren Absturz über einem Acker nahe des Flughafens Schiphol wurden am Mittwoch auch die beiden Piloten und ein Pilot in der Ausbildung getötet.

Experten des niederländischen Instituts für Luftfahrtsicherheit gehen bisher davon aus, dass die Maschine beim Landeanflug nicht genügend Leistung brachte. Denkbar sei ein Versagen der Triebwerke, aber auch ein "instabiler Landeanflug", hieß es in einer Mitteilung der staatlichen Einrichtung.

Landeerlaubis war erteilt

Die Piloten waren von dem Absturz offenbar völlig überrascht. Der Kapitän meldete der Flugkontrolle auf dem Airport Schiphol keinerlei Probleme, als er sich kurz vorher die Landeerlaubnis erteilen ließ. Das geht aus den inzwischen teilweise veröffentlichten Aufzeichnungen des Funkverkehrs hervor.

Diese Erkenntnisse bestärken Experten in der Vermutung, dass die Boeing durch einen plötzlichen Ausfall der Triebwerke abstürzte. Die Untersuchungen sollen noch mehrere Tage andauern.

Ein Sprecher der Turkish Airlines erklärte in Istanbul, der dritte Pilot im Cockpit habe ein Training erhalten. Der 29-Jährige sei aber bereits seit 2004 im Besitz einer Pilotenlizenz gewesen. Zuvor war spekuliert worden, dass er die Maschine geführt haben könnte.

Chefermittler "sehr überrascht" über geringe Opferzahl

Der Koordinator der Untersuchungen, Pieter van Vollenhoven, äußerte sich nach einer Besichtigung des Wracks der in drei Teile zerbrochenen Maschine "sehr überrascht", dass es nicht noch mehr Tote gegeben habe. Die Zerstörungen an dem Flugzeug seien enorm. Die drei Piloten im Cockpit seien durch eine beim Aufprall auf den Boden herausbrechende Instrumententafel erschlagen worden. Angaben von Überlebenden würden bestätigen, dass die Maschine bei einem zunächst normal erscheinenden Landeanflug plötzlich in den freien Fall überging.

Augenzeugen am Boden hatten berichtet, das Flugzeug sei im Vergleich zu anderen Maschinen, die auf dem Amsterdamer Airport Schiphol landeten, "erstaunlich tief geflogen". Die Triebwerksgeräusche seien stärker als gewohnt gewesen und plötzlich ausgeblieben, berichteten Anrainer von Gemeinden in Flughafennähe. "Wahrscheinlich ist etwas mit den Antrieben schiefgegangen", sagte der Experte Michel van Tooren von der Technischen Universität Delft. Überlegungen, wonach der Maschine der Treibstoff ausgegangen sein könnte, wurden zunächst nicht bestätigt.

Der Wetterdienst erklärte, dass Wind, Sicht und Temperatur zum Zeitpunkt des Unglücks am Mittwochvormittag normal und unproblematisch gewesen seien. Zur Unterstützung der Untersuchung wurden in Amsterdam Vertreter des US-Flugzeugbauers Boeing sowie türkische Experten erwartet.

Premier lobt "professionellen Einsatz"

Die niederländische Königin Beatrix sprach den Angehörigen der Toten ihr Beileid aus. Auch Ministerpräsident Jan-Peter Balkenende kondolierte - ebenso wie Tausende Menschen, die auf einer eigens eingerichteten Website Trauer und Bestürzung bekundeten.

Bei einem Besuch der Unglücksstelle lobte Balkenende den "professionellen Einsatz" aller Rettungskräfte. Dadurch seien viele Menschen in sehr kurzer Zeit aus den Trümmern des Flugzeugs geborgen und die Verletzten sehr schnell in Krankenhäuser gebracht worden.

(Ag./Red.)

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