Als Reaktion auf die Liberalisierung will die Post ein Drittel der Brief-Zustellung an Subfirmen auslagern. Die Post befürchtet, dass sich die Konkurrenten vor allem auf die Großkunden in den Ballungszentren stürzen.
Wien. Am kommenden Montag überreicht die Post den diesjährigen Bericht zum Universaldienst an das Infrastrukturministerium. Darin ist wie berichtet die Forderung enthalten, 300 der 1300 Postämter durch Post-Partner ersetzen zu dürfen. Doch auch abseits der Filialschließungen arbeitet die Post an Konzepten, um die Kosten zu drücken. So soll künftig die Zustellung der Briefe zum Teil an private Partner ausgelagert werden. Noch heuer sollen zwei entsprechende Pilotversuche in Wien starten.
Zwei Pilotprojekte in Wien geplant
Bei den Pilotprojekten sollen in den beiden Wiener Bezirken Favoriten und Brigittenau „einzelne Straßenzüge“ von Subunternehmern bedient werden. In Favoriten soll dies ein Joint-Venture zwischen Post und einem Partner – beispielsweise einer Spedition – sein, in der Brigittenau soll ein anderes Unternehmen als eigenständiger Auftragnehmer tätig werden. Die Mitarbeiter dieser Firmen sollen vorerst die Briefe sortiert von den Zustellbasen abholen und austragen. In weiterer Folge dürften die Subunternehmer aber auch das Sortieren der Briefe übernehmen. Die rund 140 Briefträger der Post, die zurzeit in diesen Bezirken tätig sind, würden in anderen Teilen der Stadt eingesetzt werden.
Durch diese beiden Versuche will die Post Erfahrungen für eine großflächige Umstellung der Briefzustellung auf Subunternehmer sammeln. Ab 2011 wird der Postmarkt in Österreich nämlich komplett liberalisiert. Die Post befürchtet, dass sich die Konkurrenten vor allem auf die Großkunden in den Ballungszentren stürzen. Zurzeit macht die Post 92 Prozent ihres Geschäfts mit Massensendungen – zum Beispiel adressierte Werbebriefe oder Sendungen großer Unternehmen, die viele Kunden anschreiben. Da es sich hierbei um Mio. Briefe pro Tag handelt, könnten die Kunden bereits wegen „weniger als eines Cent Differenz zur Konkurrenz wechseln“, wie Post-Chef Anton Wais im Herbst meinte. Und laut einem Gutachten des IHS, das im Auftrag der Post erstellt worden war, liegen die durchschnittlich ausgezahlten Löhne bei der Post um 30 bis 40 Prozent über denen der Konkurrenz.
Die Idee der Auslagerung der Briefzustellung an andere Unternehmen war daher bereits in dem Strategiepapier enthalten, das im vergangenen November für Streikdrohungen der Gewerkschaft und politische Aufregung sorgte. In der öffentlichen Diskussion wurde dieser Punkt jedoch von der möglichen Schließung von 1000 Postämtern und dem Abbau von 9000 Post-Mitarbeitern bis 2015 weitgehend überlagert. Doch gerade Letzteres hängt direkt mit der Auslagerung der Briefzustellung zusammen, da die Post dann weniger Briefträger benötigt.
Laut strategischen Zielen der Post soll nämlich schlussendlich ein Drittel der gesamten Briefzustellung an Subunternehmer ausgelagert werden. Derzeit sind etwa 12.000 der rund 27.000 Postler in der Brief-Zustellung tätig. Sie sollen durch den Ausfall von Nachbesetzungen und Golden-Handshake-Programme reduziert werden. Pro Jahr verlassen rund 1200 Mitarbeiter aufgrund von natürlicher Fluktuation die Post.
Gewerkschaft ist „kategorisch“ dagegen
Es gebe zur Zeit „Verhandlungen mit der Gewerkschaft“, heißt es von der Post zu den Plänen. Diese lehnt die Auslagerung der Zustellung jedoch „kategorisch ab“, wie Post-Gewerkschafter Gerhard Fritz zuletzt sagte. Die Gewerkschaft setzt indes auf den geplanten Branchen-Kollektivvertrag für Postdienstleistungen. Um die Lohndifferenz zwischen Post und ihren Konkurrenten zu beseitigen, müsste dieser jedoch entweder auf dem Niveau des Post-Kollektivvertrags liegen – was für die Konkurrenten eine unüberwindbare Markteintrittsbarriere sein dürfte –, oder die Post-Mitarbeiter müssten auf Gehaltsanteile verzichten, was nicht realistisch ist.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2009)