Meinungsforschungs-Institute erachten nach dem überraschend hohen Wahlsieg des BZÖ eine Methoden-Diskussion für fällig. Sie hatten ein knappes Rennen vorhergesagt.
Ein Großteil der heimischen Meinungsforschungsinstitute erachtet nach dem überraschend hohen Wahlsieg des BZÖ in Kärnten eine Methodendiskussion für fällig. "Das Ergebnis ist jenseitig. Es sind quer durch die Branche alle daneben gelegen", gestand Peter Hajek am Montag ein. Er will nun gemeinsam mit seinen Kollegen prüfen, ob bei den Umfragemethoden "nicht etwas weiterentwickelt werden muss". Hajek, IMAS, SORA, Gallup und market hatten für Kärnten einen Zweikampf zwischen Orange und Rot vorhergesehen.
Bei einer Ende Jänner für die SPÖ durchgeführten Befragung des SORA-Instituts lag die SPÖ in Kärnten gar mit 41 Prozent drei Prozentpunkte vor dem BZÖ. Geschäftsführer Günther Ogris verwies auf historische Beispiele wie die Wahl John Majors zum britischen Premier anno 1992 und die EU-Beitrittsabstimmung 2004, wo die Meinungsforscher derart "unisono verkehrt lagen": "Kärnten ist auch so eine Ausnahme", sagte er zur. Er befürworte eine "möglichst gute Methodenprüfung", so Ogris.
Über den Vorwurf von OGM-Chef Wolfgang Bachmayer, dass die SPÖ für Kärnten Umfragen zu ihren Gunsten "bestellt" hätte, zeigte Ogris sich "verwundert". Gallup-Chef Fritz Karmasin sprang bei: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Kollege sich so weit beeindrucken lässt, dass er Daten fälscht." Auch market-Geschäftsführer Werner Beutelmeyer stellte derartige Praktiken in Abrede. "Da müsste man ja die gesamte Marktforschung kaufen."
"Es waren zwei Dinge, die wir nicht einschätzen konnten", erklärte Karmasin am Tag nach der Wahl. Über 50 Prozent der Befragten hätten sich in der Befragung der Stimme enthalten -"und wir hatten keine Basisdaten", so Karmasin. Bei der Landtagswahl 2004 war das freiheitliche Lager noch nicht gespalten, es gab daher keine Ergebnisse des BZÖ, die man in Prognosen hätte hineinrechnen können.
"Starkes Deklarationsproblem" bei BZÖ-Wählern
Karmasin wie Ogris sehen ein weiteres, methodisches Problem. Der SORA-Chef konstatiert "ein starkes Deklarationsproblem" bei den Orange-Wählern, während sein Kollege von Gallup von einem möglichen Erreichbarkeitsproblem spricht. So wären SPÖ-Wähler offenbar leichter telefonisch zu erreichen als BZÖ-Anhänger. Hajek stellte außerdem in den Raum, ob Kärntner Interviewer die Kärntner befragen müssten, um ein realitätsgetreueres Bild zu bekommen. Er kündigte eine Arbeitsgruppe zur Methodendiskussion an.
Die Frage nach dem Warum kann auch Andreas Kirschhofer vom Linzer IMAS-Institut nicht endgültig beantworten. So sei die außergewöhnliche Emotionalisierung im Wahlkampf nach dem Tod Haiders "schwer fassbar" gewesen. Außerdem bräuchte es "eine viel größere Stichprobe" bei den Umfragen, so Kirschhofer. Die Ende Jänner durchgeführte IMAS-Umfrage sah das BZÖ immerhin bei 40 bis 42 Prozent.
(APA)