Strache werde bald entzaubert sein, sagt Kärntens BZÖ-Landeshauptmann Gerhard Dörfler. Der Wahlsieg sei auch sein Erfolg, denn er habe die Arbeiter von der SPÖ gewonnen.
Montagvormittag am Hauptplatz von Feldkirchen in Kärnten: Gerhard Dörfler, zu Hause im nahegelegenen Himmelberg, sitzt im „Cafe Walten“, trinkt Erdbeersaft und liest die Tageszeitungen. Immer wieder kommen Menschen vorbei, um ihm zu gratulieren. „Alle Ehre. Unglaublich!“, sagt einer. Dörfler strahlt – in aller Bescheidenheit. Denn groß gefeiert habe er nicht, das liege ihm nicht.
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Die Presse: Herr Landeshauptmann, ist das nun Ihr Sieg? Oder der posthume Sieg Jörg Haiders?
Gerhard Dörfler: Es ist auch mein Sieg. Ich habe konsequent umgesetzt, was ich noch mit dem Jörg in einem Vier-Augen-Gespräch vereinbart hatte: ins sozialdemokratische Lager einzudringen. Ich bin ein Arbeiterkind, ich komme aus einer SPÖ-Familie. Ich weiß, wie Arbeiter denken. Arbeiter wollen genauso respektiert werden wie Ärzte. Diesen Wählerbereich habe ich erfolgreich abgedeckt. Daher ist es auch mein Erfolg.
Es muss für Sie eine Genugtuung sein, nach all der Häme der vergangenen Wochen. Ihre Witze sind nun quasi per Volksentscheid legitimiert.
Dörfler: Auch Roberto Blanco hat via E-Mail öffentlich festgehalten, dass mein Witz weder rassistisch noch beleidigend war. In Kärnten gibt es eben eine fünfte Jahreszeit – und das ist der Fasching.
Sie sind nun der starke Mann im BZÖ. Wenn Sie wollen, könnten Sie auch Bundesparteichef werden.
Dörfler: Das will ich aber nicht. Das ist nicht mein Thema. Ich will gemeinsam mit Uwe Scheuch, dem Kärntner BZÖ-Obmann, Kärnten erfolgreich führen.
Scheuch hat die Rolle hinter Ihnen akzeptiert?
Dörfler: Die Rolle neben mir.
Nun spricht eigentlich nichts mehr gegen ein CDU/CSU-Modell – das BZÖ tritt in Kärnten an, die FPÖ im übrigen Österreich.
Dörfler: Strache wird bald entzaubert sein. Er fällt nur durch Radikalsprache auf, er hat noch nie etwas umgesetzt, er kann das auch gar nicht. Ohne Intellekt geht das nämlich nicht. Er wollte die Kärntner verführen – und hat eine klare Absage erhalten. Wie ein Starlet hat er sich aufgeführt. Und im Gegensatz zu uns Jörg Haider massiv in die Wahlkampagne eingebaut. Strache wird auch österreichweit noch seine blauen Wunder erleben. Politischer Radau ist zu wenig.
CDU/CSU-Modell – ja oder nein?
Dörfler: Es ist nicht mein Job, mir darüber Gedanken zu machen.
Was passiert, wenn Gerhard Dörfler wegen der Ortstafelverrückung im Jahre 2006 – Sie haben damals mit Jörg Haider Ortsschilder versetzt, um sie nicht zweisprachig beschriften zu müssen – angeklagt wird?
Dörfler: Gerhard Dörfler wird nicht angeklagt. Denn Gerhard Dörfler hält sich immer an die Gesetze, im Gegensatz zu anderen kennt er nämlich die Topografieverordnung und die Straßenverkehrsordnung. Ich möchte auch betonen, dass mein Verhältnis zur Volksgruppe ein ausgezeichnetes ist. Eine bekannte slowenischsprachige Familie hat für mich Wahlwerbung gemacht, viele Kärntner Slowenen haben mich gewählt. Denn ich habe viel für Südkärnten getan – mit der Förderung zweisprachiger Kindergärten. Und die neue Jörg-Haider-Brücke in Südkärnten ist ein Monument des Zusammenwachsens.
Nach dem Triumph vom Sonntag kommen nun die Mühen der Ebene.
Dörfler: Ich habe mich vor Arbeit nie gefürchtet. Ich bin ein geerdeter und fleißiger Mensch. Ich will ein Landeshauptmann über die Parteigrenzen hinweg sein. Es haben mich jetzt schon drei rote und ein schwarzer Bürgermeister gewählt, die haben mir das selbst bestätigt. Ich stehe für die breite Mitte – sozial, aber nicht sozialistisch, konservativ, aber nicht so wie die ÖVP.
Um wieder Landeshauptmann zu werden, fehlt Ihnen aber noch die Mehrheit im Landtag.
Dörfler: Der Wähler hat mich zum Landeshauptmann gewählt. Ich gehe davon aus, dass wir nun einmal Verhandlungen mit der ÖVP führen werden. Und ich kann mit Josef Martinz ja auch persönlich sehr gut. Er war seinerzeit bei mir in der Bank Ferialpraktikant. Aber es gäbe da auch noch die sehr spannende Variante einer Zusammenarbeit mit einer neuen SPÖ. Mit einem Gerhard Mock, einem Gerhard Seifried oder einem Peter Kaiser kann man ein gemeinsames Programm ins Auge fassen.
Wird Claudia Haider Landesrätin?
Dörfler: Nein, sie hat das selbst abgelehnt.
Welche großen Überschriften wird das Regierungsprogramm des Gerhard Dörfler tragen?
Dörfler: Arbeit, Arbeit, Arbeit. Die Beschäftigung ist das wichtigste Thema. Und die Bildung – vom Pflichtkindergarten bis zu den Fachhochschulen. Wir haben ja in Kärnten schon seit Herbst das verpflichtende Vorschuljahr. Und ein großes Anliegen ist mir auch die Nachbarschaftspolitik: vor allem das Projekt einer Dreiländer-Ski-WM 2017 in Bad Kleinkirchheim, Kranjska Gora und Tarvis.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2009)