Sanierung: Frieden mit Piloten kostet AUA ihren Gewinn

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Der neue Bordkollektivvertrag, der heute unterschrieben wird, macht hohe Rückstellungen für Abschlagszahlungen erforderlich. Die Airline erreicht damit aber die niedrigste Kostenstruktur in der Lufthansa-Gruppe.

Wien. Am 7. Oktober haben sich Gewerkschaft, Bordbetriebsrat und AUA-Management nach monatelangem Streit auf die Eckpunkte für den neuen Konzernkollektivvertrag (KV) für 900 Piloten und 2300 Flugbegleiter geeinigt. Seither rauchten die Köpfe und glühten die Stifte, um die Details auszufeilen: Heute wird das Regelwerk unterschrieben, am 1. Dezember tritt es wie geplant in Kraft. Der neue KV, der auch Rechtsfrieden bedeutet, hat allerdings einen Wermutstropfen: Die für Abschlagszahlungen an das Bordpersonal erforderlichen millionenschweren Rückstellungen drückten die AUA in den ersten neun Monaten mit sieben Mio. Euro wieder in die Verlustzone. Vor einem Jahr gab es ein operatives Plus von 19 Mio. Euro.


Nicht unerwartet muss AUA-Chef Jaan Albrecht das im Sommer gekappte Gewinnziel für heuer noch einmal stutzen: „Wir werden trotz dieses Einmaleffekts und der Umsatzrückgänge in Krisenregionen um 40 Prozent ein leichtes Plus erreichen“, sagte Albrecht am Donnerstag. Zuletzt war ein Betriebsergebnis auf Vorjahresniveau (25 Mio. Euro) angepeilt worden.

Lufthansa kappt 2015-Ziele

Auch die Mutter Lufthansa senkte zum zweiten Mal den Gewinnausblick – allerdings für 2015. Hauptgründe sind die sich eintrübende Konjunktur und der harte Wettbewerb. Konzernchef Carsten Spohr geht statt von zwei Mrd. Euro nur von einem Betriebsgewinn deutlich über der für heuer erwarteten Milliarde aus. Die Pilotenstreiks, die bisher mit 170 Mio. Euro negativ zu Buche geschlagen haben, hat die Lufthansa bisher verkraftet. Weitere Streiks würden aber auch das diesjährige Ergebnis beeinflussen, sagte Finanzvorstand Simone Menne. Die Lufthansa-Aktie rasselte nach diesen schlechten Nachrichten um mehr als vier Prozent nach unten.

„Ich bin mit dem Ergebnis naturgemäß nicht zufrieden – aber ich freue mich, dass wir mit dem neuen KV schlimme Szenarien abwenden konnten und zuversichtlich in die Zukunft gehen können“, sagte Albrecht. Wie viel die AUA ihren Piloten und Flugbegleitern zahlen wird, wollte er nicht sagen. Nur, dass mit der per Ende September erfolgten zweiten Rückstellung (die erste gab es im Juni) alles abgedeckt sei. In Summe dürfte es um gut 100 Mio. Euro gehen („Die Presse“ berichtete exklusiv). Das letzte Angebot der AUA vom Mai lag bei bis zu 305.000 Euro für einen Flugkapitän und bis zu 15.000 Euro für einen Flugbegleiter. Das neue dürfte darüber liegen.

Geld statt Klagen

Fällig werden die Abschlagszahlungen im März 2015, wenn die als Kern des Sparprogramms 2012 durchgezogene und vom Betriebsrat heftig bekämpfte Überführung des AUA-Bordpersonals auf die Regionaltochter Tyrolean rückgängig gemacht und der Flugbetrieb komplett in der AUA konzentriert wird. Im Gegenzug für das Geld sollten jene Crewmitglieder, die Individualklagen eingebracht haben, diese fallen lassen. Albrecht hofft, dass dies alle tun. Denn wer den neuen KV nicht akzeptiert, erhält zwar die Abfertigung, muss die AUA aber verlassen.

Im Kern geht es beim neuen KV um den Wechsel aus der teuren leistungsorientierten Betriebspension auf das beitragsorientierte System, um die Reduktion der Abfertigungen, die bei Piloten bis zu 39 Monatsgehälter ausmachen, auf das gesetzliche Maß, sowie um neue Arbeitszeit- und Karrieremodelle. Mit diesem KV und den anderen Sparmaßnahmen habe die AUA die niedrigste Kostenstruktur innerhalb des Lufthansa-Konzerns, betonte Albrecht.

Die Einigung auf den KV bringt der AUA auch die Rechtssicherheit für dringend notwendige Investitionen. Dabei geht es um den bereits angekündigten Tausch der veralteten 21 Fokker-Mittelstreckenflugzeuge und neue Langstreckenjets. Dafür ist rund eine Mrd. Euro veranschlagt. Details dazu und zu neuen Flugzielen sowie einem neuen Buchungskonzept sollen in den nächsten Wochen feststehen. (eid)

Auf einen Blick

Die AUA ist in den ersten neun Monaten wieder in die Verlustzone gerutscht. Das operative Ergebnis liegt bei minus sieben Mio. Euro. Der Umsatz fiel um 1,6 Prozent auf 1,641 Mrd. Euro. Hauptgrund sind die hohen Rückstellungen für die Abschlagszahlungen für Piloten und Flugbegleiter, die im Zuge der Einigung auf den neuen Bordkollektivvertrag notwendig werden. Die AUA, die auch von den Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten getroffen wird, muss deshalb auch ihr Gewinnziel für heuer kappen: Sie erwartet nur mehr ein knappes Plus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2014)

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