Bankgeheimnis: Singapur profitiert von Schweiz-Krise

Singapur als Steueroase
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Das Schweizer Bankgeheimnis ist löchrig. Reiche Anleger suchen nach Alternativen. Nun könnte die Stunde der Banken-Metropole Singapur schlagen: Sie hat eines der strengsten Bankgeheimnisse der Welt.

Das Bankgeheimnis der Metropole Singapur zählt zu den strengsten der Welt. Beim Bruch des Geheimnisses sehen die Gesetze Singapurs bis zu drei Jahre Gefängnis vor. Das kam dem Steuerparadies bereits im Vorjahr zu Gute, als bekannt wurde, dass ein ehemaliger Mitarbeiter der Liechtensteiner LGT Bank eine CD mit Kundendaten an deutsche Fahnder verkauft hatte. Zahlreiche wohlhabende Anleger ließen ihre Gelder nach Singapur fließen.

Ansturm auf das Steuerparadies Singapur?

Nun ist das Schweizer Bankgeheimnis löchrig geworden. Die Schweizer Großbank UBS hatte sich in einem Vergleich mit den US-Justizbehörden überraschend bereiterklärt, bis zu 300 Kundendaten von US-Bürgern herauszugeben. Das kam einem Tabubruch gleich, der erneut zu einem Ansturm auf das Steuerparadies Singapur führen könnte. Während Liechtenstein und die Schweiz als "verbrannt" gelten, ist Singapur eine echte Alternative zu den europäischen Finanzplätzen.

Die Beliebtheit Singapurs zeigt sich auch daran, dass alle führenden europäischen Vermögensverwalter mittlerweile in Singapur eine Niederlassung unterhalten. Und ein gewichtiges Argument spricht für Singapur: Es gibt keine Kapitalertragsteuer. Singapur bietet zudem diverse Offshore-Finanzservices an, als Lockmittel gelten auch der freie Devisenmarkt und zahlreiche internationale Steuerabkommen. Nicht verwunderlich also, dass immer mehr Wohlhabende ihren Wohnsitz nach Singapur verlegen.

"Es kommt eine Lawine auf die Schweiz zu"

"Es kommt eine Lawine auf die Schweiz zu", warnt indes der ehemalige Schweizer Botschafter Thomas Borer-Fielding auf "Spiegel Online". "Es zeigt sich hier einmal mehr die große Schwäche des Schweizer Regierungssystems, das nicht auf Krisen zugeschnitten ist. In Krisen braucht es einen Präsidenten, der die Führung übernimmt. Die Schweiz hat sieben gleichberechtigte Minister - aber keine Feuerwehr stürmt mit sieben gleichberechtigten Feuerwehrkommandanten zum Feuer und diskutiert das Vorgehen, bis das Haus abgebrannt ist", sagt Borer-Fielding.

Dass die Schweiz nun prüfen wolle, ob "grobe Steuerhinterziehung" ebenso behandelt werden könne wie strafbarer Steuerbetrug, hält Borer-Fielding für verspätet: "Wenn wir eine klare Strategie gehabt hätten, wären wir wahrscheinlich schon vor Jahren zur Einsicht gekommen, dass wir gewisse Trumpfkarten auf den Verhandlungstisch legen müssen. Wir hätten Unterscheidung zwischen Hinterziehung und Betrug vor zwei, drei Jahren auf den Tisch legen können, für eine gute Gegenleistung. Und wir hätten natürlich gefordert, dass sich die EU und USA verpflichten, den selben Druck auf andere Finanzplätze auszuüben."

(Red.)

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