Vor allem wer risikoarm anlegen will, kann kaum noch sparen, ohne dabei Geld zu verlieren. Dennoch legt jeder Österreicher weiterhin 188 Euro im Monat auf die hohe Kante.
Vor 90 Jahren hat Professor Filippo Ravizza in Mailand auf dem ersten Internationalen Sparkassenkongress den 31. Oktober zum Weltspartag erklärt. Und das nicht ohne Grund: Denn nach der großen Inflationstragödie von 1923, bei der die Deutsche Mark quasi stündlich an Wert verlor, waren die Europäer nicht gerade in Sparlaune.
Und auch heuer gibt es wenig Grund zu feiern. Ausgerechnet wenige Tage vor dem Weltspartag-Jubiläum hat eine deutsche Bank bekanntgegeben, erstmals Negativzinsen für private Spareinlagen einzuheben. Grund dafür ist die Zinspolitik der EZB: Mit historisch niedrigen Leitzinsen von 0,05 Prozent will die Zentralbank die Kreditvergaben und dadurch die Wirtschaft in der Eurozone ankurbeln.
Wer spart, verliert
Die negativen Auswirkungen der EZB-Geldpolitik bekommen die Sparer zu spüren - auch in Österreich. Vor allem wer risikoarm anlegen will, kann kaum noch sparen, ohne dabei Geld zu verlieren. Denn die Zinsen liegen für täglich fällige Einlagen bei rund 0,6 Prozent und bei 1,4 Prozent für Laufzeiten ab zwei Jahren. Gleichzeitig befindet sich die Inflationsrate nur knapp unter zwei Prozent.
Angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen müsste man den "Weltspartag" eigentlich in "Niedrigzinstag" umbenennen, meinte unlängst auch Peter Bosek, Privat- und Firmenkundenvorstand der Erste Bank.
Kein Wunder also, dass das Interesse am Sparen auf einen Tiefpunkt gesunken ist, wie das Marktforschungsinstitut GfK herausgefunden hat: Ein Zehntel aller Österreicher findet demnach gar keine Anlageform interessant. Der typische Österreicher sei aber ein "Sicherheitsmensch", der einen "Notgroschen" auf der hohen Kante haben möchte, heißt es in der Studie.
Trotz der minimalen Zinsen stieg das Einlagenvolumen bis zur Jahresmitte um 2,2 Prozent. Durchschnittlich legt jeder Österreicher laut einer IMAS-Umfrage rund 188 Euro pro Monat zur Seite - Tendenz steigend.
Sicherste Sparform: Unter dem Kopfkissen
Auch in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts "marketagent.com" bezeichnen sich 70 Prozent der Österreicher als "sparsam". Die Aufbewahrung des Geldes zu Hause schätzen dabei 40 Prozent als besonders sicher ein. Die Banken landen mit Tagesgeld (37 Prozent) und dem Bausparvertrag (36 Prozent) dahinter. Obwohl letzterer in mehreren Umfragen nach wie vor als beliebteste Sparform hervorgeht, zeigt ein Vergleich mit dem Jahr 2011, wie stark das Interesse abgenommen hat (siehe Grafik).
Und auch das Interesse, am Weltspartag die eigene Bankfiliale zu besuchen, ist gesunken. In einer Bank Austria-Umfrage gaben nur zehn Prozent der Befragten an, am 31. Oktober "sicher" in die Bank zu gehen. Vor zwei Jahren waren es noch 17 Prozent.
Zugpferd für einen Filial-Besuch bleiben die Geschenke. Die Raiffeisen Bank hat heuer etwa eine nachhaltige Baumwoll-Einkaufstasche im Angebot. Was daran erinnert, dass man eines mit dem Geld allemal machen kann: Es ausgeben.
(sk/APA)