Die Groß-Parteien üben sich im Tiefstapeln, viel hängt vom Spitzen-Kandidaten ab.
WIEN. Die ÖVP wundert sich, wen wundert's: über die SPÖ. Deren Chef Werner Faymann hat am Wochenende nämlich erklärt, die SPÖ läge in Umfragen zur EU-Wahl um vier Prozent hinter der ÖVP. Die Schwarzen sehen das rote Tiefstapeln als taktisches Manöver, um sich auf Aufholjagd wie vor der Nationalratswahl im Herbst begeben zu können. Dabei sei es doch die ÖVP, die der SPÖ aus der Position des Zweiten heraus zu Leibe rückt.
Fessel & Gfk erhob die Situation im November und im Februar (Sample: 1000, Schwankungsbreite zwei Prozent). Demnach liegt die SPÖ derzeit bei 28 Prozent und die ÖVP bei 25. „Der Vorsprung schmilzt aber“, so Meinungsforscher Peter Ulram. „Im November lag er noch bei sechs Prozent.“ Die FPÖ würde nach dieser Umfrage auf neun, die Grünen würden auf acht und Hans-Peter Martin würde auf vier Prozent kommen. Der große Rest (26 Prozent) entfällt auf diejenigen, die sich noch nicht deklarieren wollen. Ulram sieht im Laufe des Wahlkampfs größere Chancen für die ÖVP, die klar pro-EU, sowie die FPÖ, das BZÖ und Martin, die klar dagegen auftreten. Die SPÖ und die Grünen würden hingegen Probleme mit ihrer schwammigen EU-Linie bekommen.
Viel hängt allerdings auch vom Spitzenkandidaten ab. Den wollen SPÖ und ÖVP Ende März/Anfang April präsentieren, wobei es beide Parteien tunlichst vermeiden wollen, sich als Erste aus der Deckung zu wagen. Nicht für Platz eins, aber vermutlich auf einem vorderen Listenplatz wird Evelyn Regner für die SPÖ kandidieren. Die frühere Leiterin des ÖGB-Büros in Brüssel wurde von der Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter nominiert.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2009)