Post: Wais geht, Strategie bleibt gleich

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Der Grund sind gesundheitliche Probleme. Den Zeitpunkt bestimmte aber ÖIAG-Chef Michaelis. Die endgültige Nachfolge soll so schnell wie möglich ausgeschrieben werden.

Wien. Kurz vor elf Uhr vormittags sandte die heimische Post am Mittwoch die überraschende Nachricht aus: Post-Chef Anton Wais wird „aus dringenden gesundheitlichen Gründen“ per 31. März als Vorstandsvorsitzender des Unternehmens zurücktreten. Die Nachfolge wird interimistisch vom Finanzvorstand Rudolf Jettmar übernommen. Die endgültige Nachfolge soll so schnell wie möglich ausgeschrieben werden.

Tatsächlich leidet Wais unter massiven gesundheitlichen Problemen: Vor zwei Jahren ist er an der Lunge operiert worden, mehrere Monate hat er danach in der Rehabilitation verbringen müssen. Davon habe er sich nie restlos erholt, heißt es aus seiner Umgebung. Es sei daher auch klar gewesen, dass er seinen bis 2012 laufenden Vertrag nicht vollständig erfüllen werde. Allerdings scheinen die gesundheitlichen Probleme nicht so virulent zu sein, dass sie einen so plötzlichen Abschied erforderlich machen würden. Vielmehr soll ÖIAG-Chef Peter Michaelis die Initiative für die Verabschiedung von Wais ergriffen haben.

Häufige Rücktrittsaufforderungen

Anton Wais gilt nämlich schon seit langer Zeit als äußerst umstritten. Vor allem seine Strategie, wie die Post für die ab 2011 geltende Liberalisierung fit gemacht werden soll, stößt bei Politik, Gewerkschaft und Boulevardmedien auf herbe Kritik. So hagelte es im vergangenen Herbst Rücktrittsaufforderungen, nachdem ein Strategiepapier bekannt wurde, wonach die Post bis 2015 den Großteil der 1300 heimischen Postämter durch Post-Partner (Schalter in Geschäften, Trafiken oder Tankstellen) ersetzen will. Zudem sollen 9000 der 27.000 Post-Mitarbeiter durch Nichtnachbesetzung abgebaut und die Post-Zustellung teilweise an private Unternehmen ausgelagert werden.

Die Post versuchte damals zu beruhigen, dass es sich nur um ein Worst-Case-Szenario handle. Dieses sei nur für den Fall gedacht, dass die rechtlichen Voraussetzungen zwischen der Post und ihren Konkurrenten nicht vereinheitlicht werden. So muss die Post ihre Dienste flächendeckend in ganz Österreich erbringen und laut einer IHS-Studie um bis zu 40 Prozent höhere Löhne zahlen.

In der Bevölkerung gibt es für die Veränderungen bei der Post weitgehend Verständnis (siehe Grafik). Doch in der Politik kochte erst am Dienstag die Aufregung – samt Rücktrittsaufforderungen – wieder hoch, als die Post bekannt gab, noch heuer 293 Postämter durch Partner ersetzen zu wollen. Wais betonte am Mittwoch zwar im ORF-Radio, dass sein Rücktritt erfolge, „um meine Lebenserwartung zu erhöhen“. Sein politischer Rückhalt war zuletzt jedoch nur noch minimal. Der Zeitpunkt dürfte daher alles andere als Zufall sein.

An der grundsätzlichen Strategie der Post dürfte sich durch den Rücktritt nichts ändern. „Die Beschlüsse wurden im Post-Vorstand einstimmig gefällt, der Weg wird fortgesetzt“, sagt Wais. Ähnlich sieht man das auch bei der Post-Gewerkschaft, die den Rücktritt von Wais schon seit Langem fordert. „Die derzeitige Debatte ist ja keine Sache, die an Herrn Wais hängt“, sagt Martin Palensky, Sprecher der Post-Gewerkschaft. Die Gewerkschaft will weiterhin gegen die Schließung der 293 Filialen mobil machen. „Diese Filialen werden mittels hoher Overhead-Kosten durch teure Zentralstellen so hingerechnet, dass sie defizitär sind“, meint Palensky. Da es vor Juli keine Postamtsschließungen geben wird, will die Gewerkschaft vorerst keine Kampfmaßnahmen ergreifen. „Dann schließe ich aber auch Streiks nicht aus“, so Palensky.

Neuer Chef noch vor Sommer

Auf diese Streiks wird bereits der Nachfolger von Wais reagieren müssen. Denn dieser soll noch vor dem Sommer bestellt werden. Wer Anton Wais nachfolgen wird, ist dabei noch völlig offen. Ein Headhunter soll allerdings ehebaldigst mit der Suche nach einem neuen Post-Chef betraut werden.

Interimistisch wird der bisherige Wais-Stellvertreter Jettmar ab 1. April die Geschäfte führen. Seine Chancen, auf dem Chefsessel zu bleiben, sind jedoch gering. Denn die Suche nach einem neuen Post-Chef kann politisch doch einigermaßen eingegrenzt werden: Klar ist nämlich, dass der neue Post-Boss der roten Reichshälfte angehören soll – so wie auch Wais. Die derzeitigen Vorstände Jettmar und Herbert Götz gelten als „tiefschwarz“, Walter Hitziger wird konzernintern als „schwarz-blau“ bezeichnet. Vorstand Carl-Gerold Mende ist erst im vergangenen Jahr aus dem Ausland zur Österreichischen Post gestoßen – er ist politisch nicht punziert.

Nach dem Abgang von Anton Wais haben die „Roten“ also Aufholbedarf in der Post. „Denn der Gerhard Fritz (Chef der Post-Gewerkschaft, Anm.) zählt ja nicht wirklich“, heißt es im Unternehmen augenzwinkernd.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2009)

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