UN-Konferenz: Mehr Schutz für Wale, Haie und Eisbären

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Wildlebende Tierarten sind ständig wachsenden Gefahren durch den Menschen oder Klimawandel ausgesetzt. Über deren Schutz beraten Experten diese Woche auf der 11. UN-Artenschutzkonferenz in Ecuador.

Wandernde Tierarten legen oft Tausende Kilometer zurück, über Staatsgrenzen hinweg - und ihr Überleben wird zunehmend vom Menschen und den Folgen des Klimawandels gefährdet. Landwirtschaftliche Nutzung, Unterwasserlärm sowie die unkontrollierte Jagd und Fischerei bedrängen viele Tierarten in ihrem natürlichen Lebensraum. Diese Einflüsse sind wichtige Themen auf der 11. UN-Konferenz über die Konvention zur Erhaltung wandernder wild lebender Tierarten (CMS) in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito, die am Dienstag begann.

Vertreter von 119 Staaten sollen dort bis zum Sonntag über die Aufnahme von 32 Arten in die CMS-Listen besonders gefährdeter Wandertiere entscheiden. Unter ihnen sind 21 Hai-, Rochen und Sägefischarten, der Eisbär und der afrikanische Löwe. Die Initiative zum verstärkten Schutz der Haie folgt den Einschränkungen des Haifangs, die bereits 2013 von dem gegen illegalen Handel ausgerichteten Artenschutzabkommen Cites getroffen wurden.

EU will Wale im Mittelmeer schützen

Die EU hat unter anderem einen Antrag zum Schutz des seltenen Schnabelwals im Mittelmeer vorgelegt, der mit der geplanten Erdölsuche in den Gewässern um die Balearen einem bedrohlichen Unterwasserlärm von bis zu 260 Dezibel ausgesetzt werden könnte. Die Ortung von Ölfeldern unter dem Meeresboden mit Schallkanonen verursacht sowohl direkte Verletzungen innerer Organe als auch Verhaltensänderungen der Meerestiere.

Schnabelwale, die in Panik zu schnell auftauchen, können an der sogenannten Taucherkrankheit sterben. Auch der intensive Sonareinsatz bei Manövern von Kriegsschiffen im Mittelmeer führte Experten zufolge wiederholt zu atypischen Strandungen von Schnabelwalen. Weitere Gefahren für die Art sind Fischernetze, Schiffskollisionen, Plastikverschmutzung und die generelle Verschlechterung des Lebensraumes. Die einzelnen Populationen des Cuvier-Schnabelwals im Mittelmeer sind klein und daher besonders empfindlich.

Dass der Antrag für die höchste Schutzstellung des Schnabelwales im Mittelmeer ursprünglich von der spanischen Regierung stamme, berge "politische Brisanz", sagte Nicolas Entrup, Sprecher der internationalen Naturschutzorganisation OceanCare. "Es ist doch das spanische Energieministerium, dass vehement die mit intensivem Lärm verbundene Suche nach Öl forciert." Die EU-Initiative sei ein wichtiges Signal für eine Verschärfung der Maßnahmen gegen die aktuell nahezu uneingeschränkten Aktivitäten der Ölindustrie im Mittelmeer.

"Eisbären schmilzt die Zukunft weg"

Das Interesse an neuen Erdölerschließungen, aber auch der Ökotourismus und allgemein der Klimawandel bedrohen den Lebensraum des Königs der Arktis, des Eisbären - er gehört zu den besonders vom Klimawandel betroffenen Arten. Norwegen hat einen Antrag gestellt, nach dem auch die nicht Anrainerstaaten Verantwortung für die dramatische Entwicklung in der Arktis übernehmen sollen. "Dem Eisbären schmilzt die Zukunft unter den Tatzen weg", sagte Entrup. Von den bis zu 25.000 heute frei lebenden Eisbären wird es unter Fortführung der aktuellen Entwicklung nach Studien der Weltnaturschutzunion (IUCN) in drei Generationen - in 45 Jahren- nur noch rund 15.000 Tiere geben.

In Quito soll auch ein Aktionsplan zur Erweiterung des in Europa verankerten Vogelschutzes auf die Zuggebiete in Afrika verabschiedet werden. Vor allem die Singvögel, die im Herbst nach Afrika ziehen, sollen auch gut wieder zurückkehren.

Bonner Konvention

Die Bonner Konvention erfasst Tierarten, deren Populationen bei Wanderungen regelmäßig Staatsgrenzen überschreiten. In Anhang I werden jene Arten gelistet, die vom Aussterben bedroht sind und die von allen Staaten geschützt werden müssen, innerhalb derer Grenzen sich die jeweiligen Lebensräume befinden (Range States).

Anhang II umfasst Arten mit ungünstigem Erhaltungszustand, deren Erhaltung internationaler Zusammenarbeit bedarf. Aktuell zählt die Konvention 119 Mitgliedstaaten, darunter alle EU-Staaten und die EU selbst.

>>Website der CMS-Konferenz

>> Website von OceanCare

(susa/APA/dpa)

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