Schweiz stimmt über massive Aufstockung der Goldreserve ab

A banner for the gold initiative is seen at the main train station in Zurich
A banner for the gold initiative is seen at the main train station in ZurichREUTERS
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Eine Schweizer Volksabstimmung sorgt sogar in den USA für Aufregung. Denn ein "Ja" würde den weltweiten Goldmarkt bewegen.

Es sei ein "bizarres Vorhaben", das den "weltweiten Goldmarkt auf den Kopf stellen" könnte, sagen die einen. "Papier zerfällt, Gold hält", sagen die anderen. Während bei US-Medien wie dem "Business Insider" oder dem "Wall Street Journal" die Alarmglocken läuten, rühren in der Schweiz die SVP-Abgeordneten Lukas Reimann, Luzi Stamm und Ulrich Schlüer die Werbetrommel für eine verpflichtende Aufstockung der Schweizer Goldreserven. Mit Sprüchen wie "Gold wird immer Gold Wert sein" oder "Volksvermögen schützen!", appellieren sie an die Bevölkerung. Ihre Gold-Initiative, über die die Schweizer am 30. November abstimmen werden, soll  einem befürchteten Wertverfall des Schweizer Franken entgegenwirken. Bei einer Mehrheit müsste die Nationalbank (SNB) in den kommenden fünf Jahren tausende Tonnen Gold zukaufen. Denn die Reserve soll auf 20 Prozent der SNB-Bestände aufgestockt werden.

Außerdem müsste das Gold zur Gänze in der Schweiz gelagert werden. "Im Notfall erhalten wir unser Gold vom Ausland nie zurück", so die SVP-Abgeordneten. Derzeit liegen 30 Prozent der Goldreserven in Großbritannien und Kanada. 

Gold um 60 Milliarden Franken

Nachdem im Jahr 2000 in der Schweiz die gesetzliche Bedingung weggefallen war, dass Notenbankgeld teilweise durch Gold gedeckt sein muss, verkaufte die Nationalbank mehr als die Hälfte ihrer Goldbestände. Derzeit hält sie noch 1040 Tonnen, was im internationalen Vergleich sehr viel ist. Österreich besitzt zum Beispiel nur 280 Tonnen.

Die Bilanzsumme der Nationalbank beträgt derzeit über eine halbe Billion Franken oder rund 415 Milliarden Euro. Die riesige Bilanz ist Folge der Devisenpolitik, denn um den Franken nicht über 1,20 Franken je Euro aufwerten zu lassen, kaufte die Notenbank Milliarden an Euro auf.

Nur rund 7,5 Prozent der Summe machte Ende August das Gold aus. Damit der Anteil wieder ein Fünftel betrage, müsse die Nationalbank Gold im Wert von 60 Milliarden Franken oder rund 1500 Tonnen zukaufen, rechnete Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf Anfang vor.

Gegner: Unverkäufliches Gold nicht nützlich

Die Gegner der Initiative warnen davor, dass die Schweizerische Nationalbank bei einer Annahme ihre Unabhängigkeit und ihre Handlungsfähigkeit verlieren würde. Das unverkäufliche Gold würde die Handlungsfähigkeit der Nationalbank beschränken und wäre durch das Verkaufsverbot absolut nutzlos, wie ein Feuerlöscher, der nicht löschen darf. Die SNB musste erst im Vorjahr einen Milliardenverlust hinnehmen, weil der Goldpreis gesunken ist.

Bundesrat, Parlament und Kantone lehnen die Initiative ab. Wie die Bevölkerung entscheiden wird, ist laut Umfragen aber ungewiss. Eines ist aber so gut wie sicher: Sollten die Schweizer "Ja" zur Gold-Initiative sagen, würde der schwächelnde Goldpreis wieder steigen. "Aber der einzige, der davon nichts hat, ist die Schweizer Nationalbank", zitiert das "Handelsblatt" UBS-Experte Tom Flury: "Denn sie darf keine Gewinne durch Goldverkäufe realisieren."

(Red./APA/sda.)

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