Epidemie: Ein Wiener Arzt im Ebola-Einsatz in Liberia

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Tropenmediziner Michael Kühnel hält in der Hauptstadt Monrovia Ebola-Schulungen für Ärzte ab.

Wien. „Die Angst vor Ebola ist immer da“, sagt der Tropenmediziner Michael Kühnel. Der Wiener Arzt ist seit Mitte Oktober in der Hauptstadt Liberias im Ebola-Einsatz. Für das Internationale Rote Kreuz hilft er mit, Ärzte und Krankenpfleger im westafrikanischen Land im Umgang mit dem hoch ansteckenden Ebola-Virus zu schulen.

Sein Einsatzort ist eine Geburtsklinik mit ursprünglich 120 Betten in Monrovia. Das Spital musste aber schließen, nachdem einige Mitarbeiter an Ebola gestorben waren. Nun geht es darum, die verbleibenden und neuen Ärzte und Pfleger im Umgang mit möglichen Infektionen zu trainieren. „Die Mitarbeiter sind hoch motiviert und wollen helfen, wo sie können.“ Wiedereröffnet soll die Klinik erst dann werden, wenn die Ärzte und Hebammen sich mit dem Prozedere zurechtfinden. „Gerade eine Geburt, bei der man mit vielen Körperflüssigkeiten in Kontakt kommen kann, stellt ein Risiko dar“, erzählt der Arzt im Telefonat mit der „Presse“. Daher müssen Geburten im Schutzanzug begleitet werden.

Bei den Schulungen wird der Ernstfall geprobt: „Ich bin der Erste, der den Schutzanzug anzieht, dann alle anderen. Wir gehen einmal rund um das Krankenhaus, damit alle sehen, wie sehr man in der Schutzkleidung schwitzt. Nur eine Stunde darin arbeiten ist extrem anstrengend.“ Zu Wort kommen bei den Schulungen auch drei Ärzte des Krankenhauses, die Ebola überlebt haben: „Wenn das Personal hört, wie es dem Chef erging, der schon halb tot war und mit dem Leben abgeschlossen hatte und überlebt hat, ist das sehr eindrucksvoll.“

Gefahr der Schlampigkeit

Das Schlimmste der Ebola-Epidemie, die in Guinea, Liberia und Sierra Leone bisher 4800 Todesopfer gefordert hat, dürfte vorüber sein. In Monrovia lässt man jedenfalls Vorsicht walten: Vor öffentlichen Gebäuden stehen Kübel mit Chlorwasser, in denen man sich die Hände desinfizieren muss. Vor Banken wird die Körpertemperatur gemessen, bevor man mit einem Zettelchen, auf dem die Temperatur und das Datum vermerkt sind, überhaupt eingelassen wird. „Die Gefahr ist, dass man schlampig wird, und der nächste Ausbruch kommt“, sagt Kühnel. Dagegen kämpfen er und seine Kollegen aus Liberia mit allen Mitteln an.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2014)

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