Wie wäre es mit einem „Mahnmal für die Opfer des Islamismus“?

Aus gegebenem Anlass: Ein offener Brief an seine königliche Hoheit, Abdullah ibn Abd al-Aziz Al Saud von Saudiarabien.

Königliche Majestät, auch wenn in den vergangenen Tagen ein bisschen Gras über die Einlassungen von Frau Bandion-Ortner und das berüchtigte Dialogzentrum gewachsen ist, so hat das Image Ihres wahabitischen Königreiches im Speziellen und das des Islam im Allgemeinen hier in Österreich derzeit umständehalber noch ein wenig Luft nach oben, wie Ihnen vermutlich berichtet worden sein wird.

Der Grund für dieses Image ist ebenso klar wie bedauerlich. Islamophob, provinziell und kleinkariert wie die hiesige autochthone Bevölkerung nun einmal ist, vermag sie die Vorzüge, ja sittliche Überlegenheit der in Ihrem Religions- und Kulturkreis üblichen Usancen wie öffentliche Köpfungen, das obligatorische Verhüllen von Frauen und die Peitsche als Instrument der Rechtspflege nicht so recht zu begreifen. Genauso wenig vermag die hiesige autochthone Bevölkerung die in Ihrem Königreich so wunderbar gelebte Toleranz allen Religionen gegenüber (okay, also allen, solange sie wahabitisch sind) ausreichend zu würdigen.

Leider trägt auch eine von gewissen plutokratischen Ostküstenkreisen gesteuerte hiesige Presse zu diesem betrüblichen Image bei, indem sie immer wieder den Islamischen Staat, islamistischen Terror oder interreligiöse Dialogveranstaltungen wie 9/11 mit dem Islam in Verbindung bringt, während die tausenden jüdischen und christlichen Selbstmordattentäter, die den Erdball terrorisieren, von dieser bezahlten Systempresse beharrlich verschwiegen werden.

Dieses schlechte Image ist umso ungerechter, als trotz des mehr als nachvollziehbaren Unmutes, der in manchen islamistischen Milieus hierzulande gegen Israel und die Juden empfunden wird und der heuer bei einigen Demos ja auch offen gezeigt worden ist, Juden hier trotzdem nicht gezwungen werden, den Gehsteig aufzuwischen (noch jedenfalls). Was wollen die eigentlich noch mehr? Und doch gibt es Mittel und Wege, Majestät, wie Sie auch hierzulande ein den dortigen hohen humanistischen Werten angemessenes Bild Saudiarabiens herbeiführen können.

Machen Sie sich doch einfach eine kleine Schwäche der hiesigen Politiker zunutze: das zwanghafte Errichten und Eröffnen von Denkmälern, Gedenktafeln und Erinnerungsstätten.

Errichten Sie, Majestät, doch auch eines zu Ihrem Ruhme. Von denen gibt es zwar allein in Wien tausende für alles und jedes, aber eine Marktlücke existiert denkmalmäßig noch ganz deutlich: ein „Mahnmal für die Opfer des Islamismus“.

Gerechtfertigt wäre so etwas allemal: Wenn in Wien sogar der hier eher ortsfremde Ernesto Che Guevara ein Denkmal hat, dann wäre ein Memorial für die Hekatomben von Toten, die der Islamismus zu verantworten hat, eine wirkliche Notwendigkeit.

Optisch eindrucksvolle Motive, wie so ein Denkmal zu gestalten sei, bieten sich sonder Zahl an. Wie wäre es etwa mit den am Baukran aufgehängten Schwulen im Iran? Oder doch lieber diese so ausdrucksstarken Kreuzigungen im Islamischen Staat, einem in den christlichen Landstrichen Mitteleuropas ohnehin wohlvertrauten Topos? Oder eine kunstvoll abstrahierte Steinigung?

Vielleicht könnte man ja einen Kunstwettbewerb in der arabischen Welt ausschreiben, dort, wo die Erfahrung mit dem Gegenstand unseres ins Auge gefassten „Mahnmales für die Opfer des Islamismus“ besonders reichhaltig vorhanden ist.

Nicht unwichtig wird natürlich sein, wo dieses Mahnmal errichtet wird. Als besonders geeigneter Standort böte sich natürlich die nähere Umgebung der von Ihrem Land seinerzeit selbstlos finanzierten großen Wiener Moschee in Floridsdorf an; schon um all jenen islamophoben Wienern endlich das Maul zu stopfen, die einen Zusammenhang zwischen Islam und Islamismus herbeifantasieren.

Oder Sie nehmen einfach das Wiener Innenstadt-Palais Sturany, wo jetzt ja noch Ihr Dialogzentrum sitzt. Das ließe sich doch perfekt zu einer „Gedenkstätte für die Opfer des Islamismus“ umbauen. Die flexible Frau Bandion-Ortner wird sicher auch dabei gern mitmachen.

E-Mails an: debatte@diepresse.com

Zum Autor:

Christian Ortner ist Kolumnist und Autor in Wien. Er leitet „ortneronline. Das Zentralorgan des Neoliberalismus“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2014)

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