"Rekord": Mitterlehner mit 99,1 Prozent neuer ÖVP-Chef

Reinhold Mitterlehner
Reinhold MitterlehnerAPA/GEORG HOCHMUTH
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Ticker Reinhold Mitterlehner fuhr am ÖVP-Bundesparteitag das "beste Ergebnis der vergangenen 30 Jahre" ein. Zuvor warf Amtsvorgänger Michael Spindelegger "keine Steine". DiePresse.com war live dabei.

Am Anfang stand ein Turnschuh, dann folgte Musik. Das Wort „Django“ erfüllte den Hauptsaal der METAstadt im 22. Wiener Gemeindebezirk. Dann endete das Begrüßungsvideo und über das Gesicht des Gemeinten huschte ein Lächeln: Reinhold Mitterlehner betrat die Bühne. „Wir wollen vorne sein. Wir wollen Erster sein. Und wenn wir das sind, dann stellen wir auch den Kanzleranspruch – was sonst?“, rief der Vizekanzler den 450 Delegierten zu, von denen er sich am heutigen Samstag offiziell zum Bundesparteiobmann der ÖVP küren ließ – und zwar mit einem Rekord: 99,1 Prozent erhielt der Wirtschafts- und Wissenschaftsminister. Es handelt sich um das beste Ergebnis der vergangenen 30 Jahre.

„Viele von euch fragen sich vielleicht, was die Schuhe sollten“, spielt Mitterlehner auf den Videoclip an. „Ich verstehe das so: Aufstehen, marschieren, durchmarschieren.“ Und zwar gemeinsam: „Ich bitte euch, ziehen wir an einem Strang“, so der ÖVP-Chef, „und bitte, ziehen wir in dieselbe Richtung“. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden am Parteitag auch die EU-Abgeordnete Elisabeth Köstinger (94,7 %), Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (92,9 %), Außenminister Sebastian Kurz (98,4 %) sowie Klubobmann Reinhold Lopatka (94,9 %) zu Mitterlehners Stellvertretern gekürt.

Spindelegger: „Ich werde keine Steine werfen“

Vor Mitterlehner galt die Aufmerksamkeit der Versammelten aber einem anderen: seinem Amtsvorgänger Michael Spindelegger. Der gebürtige Mödlinger war im Mai 2011 mit 95,5 Prozent zum Parteiobmann gewählt worden und hatte im August seinen Rücktritt erklärt.

Nun legte er einen zehnminütigen, „emotionalen Bericht“ ab. „Ich war dreieinhalb Jahre Parteiobmann“, begann Spindelegger. „Angefühlt hat es sich aber wie zehn Jahre“, fügte er hinzu – und das im positiven Sinne, wie er meinte. Denn: „Die Volkspartei war, ist und bleibt meine Partei. Diejenigen, die darauf warten, dass ich heute Steine werfe, die werden enttäuscht.“ Abschließend bat er um Unterstützung für Mitterlehner: „Stimmt für ihn und steht auch morgen noch hinter ihm“, richtete er den Delegierten aus.

Den Ball nahm anschließend Mitterlehner – unterbrochen nur durch eine „Talkrunde“ zu den Themen „moderne Politik“ und „Evolution Volkspartei – wieder auf. „Ich will kein Match gegen die Bünde und Länder, ich will ein Match für Österreich“, bediente er sich sportlicher Metaphern. Er wolle, wie es in der METAstadt unübersehbar auf Plakaten, Bannern und Flyern festgehalten wurde: „Zuhören, verstehen, umsetzen.“ Das, so der Parteiobmann, zähle nämlich zu seinen Stärken: „Ich bin manchmal emotional, aber ich verliere dabei nie meine Logik."

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Kommentare

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