Kölner Stadtarchiv: Leiche unter Trümmern gefunden

Retter tragen am Sonntagmorgen, 8. Maerz 2009, in den Truemmern des eingestuerzten Stadtarchivs in Ko
Retter tragen am Sonntagmorgen, 8. Maerz 2009, in den Truemmern des eingestuerzten Stadtarchivs in Ko(c) AP (Joerg Sarbach)
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Nach dem Einsturz des Stadtarchivs wurde die Leiche eines 17-Jährigen geborgen. Ein 24-Jähriger wird noch unter den Trümmern vermutet. Der Staatsanwalt ermittelt nun auch wegen fahrlässiger Tötung.

Nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs haben Rettungskräfte aus den Trümmern ein erstes Opfer geborgen und identifiziert. Es handelt sich um einen 17-Jährigen, der im Dachgeschoss eines der beiden ebenfalls eingestürzten Wohnhäuser gewohnt hat. Das sagte der Ermittlungsleiter der Polizei, Tobias Clauer, am Sonntag in Köln.

Die Obduktion hat ergeben, dass der junge Bäckerlehrling Kevin K. nach einer Nachtschicht vermutlich im Schlaf sofort gestorben ist. Das einstürzende Haus hat ihn 15 Meter tief mitgerissen.

Ermittlungen erweitert

Die Staatsanwaltschaft Köln erweiterte unterdessen ihre Ermittlungen gegen Unbekannt um den Tatbestand der fahrlässigen Tötung. Bisher liefen die Untersuchungen wegen des Verdachts auf Baugefährdung und fahrlässige Körperverletzung.

Unter den Trümmern wird noch ein 24 Jahre alter Mann, der Design-Student Khalil G., vermutet. Zur Zeit gebe es keine Hinweise auf weitere Opfer, sagte Clauer. Hundertprozentige Sicherheit wird es nach den Worten von Feuerwehr-Sprecher Stephan Neuhoff allerdings erst geben, wenn "der letzte Stein umgedreht ist".

Das an einer U-Bahn-Baustelle gelegene Archiv, in dem wertvolle historische Dokumente lagerten, ist am Dienstag zusammengebrochen und hat einen Straßenzug in eine Trümmerlandschaft verwandelt (mehr ...). Neben dem Stadtarchiv sind große Teile der Nachbarhäuser eingestürzt; andere waren vom Einsturz bedroht. Zahlreiche Häuser wurden evakuiert.

Bohrstelle nicht ausreichend stabilisiert

Das Magazin "Der Spiegel" berichtete am Samstag vorab, Experten hätten bereits vor fünf Jahren die Arbeiten beim Kölner U-Bahn-Bau bemängelt. In einem Gutachten, das nach dem Absacken eines Kirchturms im Jahr 2004 erstellt wurde, wurde demnach kritisiert, dass der "Stützdruck" beim Bau eines Versorgungstunnels zu niedrig gewesen sei, um die unterirdische Bohrstelle ausreichend zu stabilisieren. Neu gegrabene Abschnitte seien nicht immer sofort mit einem schnellhärtenden Ring aus Bentonit umschlossen worden. Beim Führen der Maschinen seien "bedienungsbedingte vermeidbare Auflockerungen und Hohlraumbildungen" im Erdreich unter der Kölner Südstadt entstanden.

Der Vorstandssprecher der Kölner Verkehrsberiebe, Jürgen Fenske, sagte dazu, das im "Spiegel" zitierte Gutachten habe immerhin dazu geführt, dass die Staatsanwaltschaft ihr Ermittlungsverfahren damals eingestellt habe. Im übrigen könne er zu einzelnen Vorwürfen nicht Stellung nehmen, da dies alles Gegenstand von Ermittlungen sei.

(Ag.)

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