AUA: "Wir müssen viel Geld verdienen"

AUA-AUSTRIAN AIRLINES AG/VORSTAND: CEO JAAN ALBRECHT
AUA-AUSTRIAN AIRLINES AG/VORSTAND: CEO JAAN ALBRECHTAPA/HANS KLAUS TECHT
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Die Einigung auf den neuen Bordkollektivvertrag macht das Sparkonzept der AUA komplett. Nun denkt Airline-Chef Jaan Albrecht wieder über Expansionspläne nach.

Wien. Er ist erst seit fünf Wochen im Amt – aber die Botschaft, die der neue AUA-Vertriebsvorstand Andreas Otto von der Mutter Lufthansa mitgebracht hat, ist unmissverständlich: „Wir müssen in den nächsten Jahren viel Geld verdienen“, sagte Otto am Donnerstagabend vor Journalisten in Wien. AUA-Chef Jaan Albrecht legt die Latte schon für 2015 hoch: Das operative Ergebnis soll nächstes Jahr über jenem von 2013 liegen, also mehr als 25 Mio. Euro betragen.

Heuer wird das Ergebnis vor allem durch die auf 100 Mio. Euro geschätzten Rückstellungen für die durch den neuen Kollektivvertrag (KV) und die Überführung des Flugbetriebs von der Tyrolean auf die AUA erforderlichen Sonderabfertigungen für 900 Piloten und 2300 Flugbegleiter belastet. Dazu kommen die Krisen in der Ukraine, in Russland und im Nahen Osten, die die Umsätze der AUA in diesen Regionen um bis zu 40 Prozent haben einbrechen lassen. Albrecht geht deshalb für 2014 von einem Betriebsgewinn knapp über der Nulllinie aus.

Die deutliche Ergebnissteigerung in den nächsten Jahren soll einerseits durch die Einsparungen dank des neuen Bord-KV – die Albrecht vorerst nicht genau beziffern will – und eine Runderneuerung der Airline erreicht werden. „Mit dem Kollektivvertrag haben wir den letzten Teil des Kosten-Puzzles geschafft, um das Sparpotenzial von 220 Mio. Euro pro Jahr heben zu können. Auf Basis dieser Rechtssicherheit können wir an die Zukunftspläne herangehen“, erklärte Albrecht sichtbar entspannt.

Diese umfassen die schon angekündigte Erneuerung der veralteten Fokker-Regionalflotte. Die Entscheidung, welches Modell die veralteten 21 Flugzeuge ersetzen wird, soll Anfang nächsten Jahres fallen. Infrage kommen in der 100-Sitze-Klasse Flugzeuge von Embraer oder Bombardier. Zudem soll 2016 und 2017 je ein zusätzlicher Langstreckenjet in Dienst gestellt werden. Das sollen im Zuge der Flottenharmonisierung wieder Boeing 777 sein. Für die Flugzeuge sind in Summe eine Mrd. Euro vorgesehen.

Ab Winter 2015 nach Mauritius

Der Fokus liegt eindeutig auf der Langstrecke. Trotz des harten Wettbewerbs auf dem Nordatlantik sei die Expansion nach Nordamerika aufgegangen, betonte Albrecht. Deshalb wird die AUA die bisherigen Strecken nach Washington, Chicago, New York (JFK) und Toronto künftig siebenmal wöchentlich bedienen und denkt – neben Newark, das seit Juli neu im Programm ist – über weitere Destinationen in den USA und auch in Fernost nach. Ein neues Ziel im Touristikbereich steht schon fest und ist seit gestern, Freitag, buchbar: Ab dem Winter 2015 wird einmal wöchentlich Mauritius angeflogen.

Geplant ist auch ein neues Buchungskonzept: Wie berichtet (15. Juli), soll der Kunde künftig ein Basisticket kaufen und für gewünschte Zusatzservices – Gepäck, Wunschplatz, Bordmenü, Loungebenützung – extra zahlen. „Es ist noch nicht endgültig entschieden, aber ich kann mir vorstellen, dass bei Kunden, die nur von A nach B fliegen wollen, das Gepäckstück nicht inbegriffen ist“, sagte Albrecht. Die AUA will mit dem Bausteinkonzept gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Sie will den aggressiv wachsenden Billig-Airlines Paroli bieten und den Passagieren mehr Flexibilität bieten.

Eine Billig-Airline will die AUA definitiv nicht werden, machten Albrecht und Otto klar: „Wir sind eine Qualitäts-Airline, die künftig ihr Angebot besser auf preisbewusste Kunden abstimmt.“ Ob das Grundticket billiger wird, könne man nicht pauschal beantworten. Grundsätzlich, so glaubt Albrecht, „muss Fliegen wieder teurer werden“.

Otto will auch weitere Star-Alliance-Partner nach Wien locken – die AUA würde von den Umsteigern und Flügen unter gemeinsamer Flugnummer (Codesharing) profitieren. Außerdem will Otto mit Kongressveranstaltern stärker zusammenarbeiten. (eid)

AUF EINEN BLICK

Die AUA will nach Abschluss des wichtigen neuen Bordkollektivvertrags für 900 Piloten und 2300 Flugbegleiter, der heuer mit einer Sonderbelastung von rund 100 Mio. Euro zu Buche schlagen und den Ertrag gegen null drücken wird, in den kommenden Jahren wieder Geld verdienen. Airline-Chef Jaan Albrecht plant nicht nur die Erneuerung der veralteten Fokker-Regionalflotte, sondern will auch 2016 und 2017 je einen neuen Langstreckenjet in Dienst stellen. Zudem ist ein neues Buchungskonzept geplant – Service kostet extra.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.11.2014)

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