Asylpolitik: Höbart und die FPÖ-Doppelstrategie

(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
  • Drucken

Heinz-Christian Strache nennt Christian Höbarts Wortwahl „unpassend“, stärkt ihm aber gleichzeitig den Rücken. So holt man eine Partei aus ihrer Stagnation.

Wien. Die FPÖ-Spitze war zwar nicht erfreut über Christian Höbarts Aussagen, aber am Ende tat sie, was sie immer tut, wenn sich wieder einmal ein Parteifreund im Ton vergriffen hat: das Beste aus der Situation machen, also die Opferrolle einnehmen, um einen Solidarisierungseffekt in der eigenen Anhängerschaft zu erzielen.

Er habe mittlerweile mit Höbart gesprochen und ihm „dargelegt, dass seine Wortwahl ausgesprochen unpassend war“, berichtete Parteiobmann Heinz-Christian Strache am Montag. Um sich sogleich über die „heuchlerische Empörungsmaschinerie“ von SPÖ und ÖVP zu beschweren, „die unreflektiert auf Höbart hinhauen“, obwohl sie selbst für die „unhaltbaren Zustände“ im Asylzentrum Traiskirchen verantwortlich seien.

Höbart, FPÖ-Chef in Niederösterreich und Nationalratsabgeordneter seit 2008, hatte sich am Freitag über demonstrierende Asylwerber in Traiskirchen geärgert. „Diese Höhlenmenschen“, schrieb er auf Facebook, wüssten nicht zu schätzen, dass sie in Österreich gut versorgt werden. Auch das ist eine Möglichkeit, seine Bekanntheit zu steigern. Denn davor war der Name Höbart außerhalb (und innerhalb) Niederösterreichs kaum jemandem ein Begriff.

Dabei zählt der 39-Jährige zu Straches Vertrautenkreis. Nach der Niederösterreich-Wahl 2013 war er federführend an der Demontage von Barbara Rosenkranz beteiligt und wurde schließlich dem neuen Landesparteichef Walter Rosenkranz als geschäftsführender Obmann zur Seite gestellt. Seinen Job in der EDV-Branche hat Höbart, Mitglied der pennalen Burschenschaft Tauriska zu Baden, aufgegeben. Er ist jetzt Berufspolitiker – und auf allen Ebenen aktiv. In seiner Heimat Guntramsdorf wird er 2015 als FPÖ-Spitzenkandidat in die Gemeinderatswahl gehen.

Vorerst steht aber – am Donnerstag – eine Protestveranstaltung in Traiskirchen an. Dass sich Strache als Redner angesagt hat, nützt beiden. Höbart bekommt Rückendeckung. Und Strache hat endlich wieder eine Bühne, um der FPÖ aus ihrer Stagnation zu verhelfen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

SONDERSITZUNG DES NATIONALRATES: STRACHE
Politik

Strache: "Höhlenmenschen"-Äußerung "unpassend"

FP-Obmann Strache hat mit dem niederösterreichischen Parteichef Höbart ein Gespräch über dessen umstrittenes Posting geführt.
Höbarts Facebook-Auftritt
Politik

FPÖ verteidigt Höbart, VP kritisiert "charakterlose Speibereien"

Nachdem der niederösterreichische FP-Chef Höbart Asylwerber als "Höhlenmenschen" bezeichnete, hagelt es Rücktrittsforderungen. Generalsekretär Kickl sieht keinen Handlungsbedarf.
Archivbild: Norbert Darabos
Innenpolitik

"Höhlenmenschen": Darabos fordert Höbart-Rücktritt

"Wer Asylwerber als 'Erd- und Höhlenmenschen' bezeichnet, hat in der Politik nichts verloren", so der SPÖ-Bundesgeschäftsführer in Richtung des FPÖ-Abgeordneten Christian Höbart.
Archivbild: Christian Höbart
Innenpolitik

FP-Abgeordneter beschimpft Asylwerber als "Höhlenmenschen"

Niederösterreichs FP-Chef Christian Höbart schimpft auf Facebook über demonstrierende Asylwerber und handelt sich Rücktrittsforderungen ein.
Asyl - Magdeburg-Kaserne wird Flüchtlingsquartier
Politik

Magdeburg-Kaserne wird Asyl-Quartier

Vorübergehend sollen bis zu 150 Asylwerber in die Kaserne in Klosterneuburg einziehen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.