Als sich Reagan bei Thatcher für einen Krieg entschuldigte

Margaret Thatcher und Ronald Reagan bei einem Treffen in den USA 1986
Margaret Thatcher und Ronald Reagan bei einem Treffen in den USA 1986EPA
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1983 marschierten die USA auf Grenada ein. Dort ist aber Queen Elizabeth Staatsoberhaupt. Also entschuldigte sich Reagan für die "Unannehmlichkeit".

Was tut man als US-Präsident, wenn man - streng genommen - einen Verbündeten militärisch angreift, noch dazu, ohne vorher etwas zu sagen? Man entschuldigt sich. So geschehen am 25. Oktober 1983, als der damalige US-Präsident Ronald Reagan sich zu einem peinlichen Telefonat mit der britischen Premierministerin Margaret Thatcher genötigt sah, wie der britische Sender BBC berichtete.

Und das kam so: Die USA hatten am selben Tag eine Invasion zum Sturz der Putsch-Regierung auf der Insel Grenada gestartet. Die prononciert linken politischen Verhältnisse in dem Karibik-Staat, wo es bereits 1979 zu einem ersten Umsturz gekommen war, waren den USA schon länger in Dorn im Auge. Der Anlass 1983 kam insofern nicht unwillkommen. Allerdings: Man marschierte damit in einem im Prinzip befreundeten Staat ein. Denn Staatsoberhaupt des Commonwealth-Mitglieds ist nämlich Queen Elizabeth II. Also griff Reagan zum Telefonhörer.

Der Hut des Präsidenten

"Wir entschuldigen uns vielmals für die Unannehmlichkeiten", sagte der US-Präsident, wie aus dem nun veröffentlichten Mitschnitt des Gesprächs hervorgeht: "Wäre ich bei Ihnen, würde ich erst meinen Hut in die Tür werfen, bevor ich einträte". Der Brauch, auf den Reagan anspielt, stammte noch aus dem amerikanischen Bürgerkrieg: Aus Sicherheitsgründen warf man damals zuerst seinen Hut in den Raum. War man nicht willkommen, wurde der Hut wieder expediert - oder beschossen.

Doch Thatcher war dem US-Präsidenten gar nicht gram: Dafür gebe es überhaupt keinen Anlass: "Die Militäraktion läuft nun, und wir wollen hoffen, dass sie erfolgreich ist. Es gibt da noch viel zu tun", äußerte die Eiserne Lady durchaus Verständnis für das US-Vorgehen.

Auch Reagan schnitt Telefonate mit

Bemerkenswert an dem Gespräch - und typisch für Reagans betont lockeren Umgangston - ist das Ende: Thatcher entschuldigt sich mit den den Worten, sie müsse dringend zu einer Unterhausdebatte zurück, woraufhin Reagan entgegnet: "All right. Go get 'em, eat 'em alive." 

Die nun aufgetauchten Bänder wurden im Oktober von der Reagan-Bibliothek in Los Angeles veröffentlicht, nachdem es mehrere Anfragen unter Bezug auf das Gesetz zur Informationsfreiheit gegeben hatte. Sie beweisen, dass der US-Präsident zumindest einige seiner Telefonate mitgeschnitten hat. Bisher hatte es immer geheißen, diese Praxis hatte mit Richard Nixon (er amtierte bis 1974) geendet.

>>> Zum Bericht der BBC

(hd)

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