In der Nacht auf Mittwoch stellte sich heraus, dass sich ein wichtiges System der "Philae"-Sonde nicht einschalten lässt. Trotzdem gab die Esa grünes Licht für die heutige Landung auf dem Kometen "Tschuri".
Mit der erstmaligen Landung auf einem Kometen könnte heute, Mittwoch, Raumfahrt-Geschichte geschrieben werden: Die europäische Raumsonde "Rosetta" soll das kühlschrankgroße Labor "Philae" auf dem Kometen "Tschurjumow-Gerassimenko" absetzen. Das beispiellose Manöver gilt als äußerst gewagt, auch wenn alles wie vorgesehen funktioniert. Doch offenbar funktioniert ein wichtiges System nicht, wie Spiegel Online am Mittwoch berichtete.
In der Nacht auf Mittwoch stellte sich bei einer Prüfung von "Philae" heraus, dass sich das sogenannte Active Descent System nicht aktivieren lässt. Dies ist eine Kaltgasdüse, die die Ladeeinheit im Moment des Aufsetzens an die Oberfläche des Kometen drücken soll. Auf diesem ist die Anziehungskraft so gering, dass die Sonde nach dem Aufprall wie ein Ball wieder ins All zurückspringen soll. Bei der Landung werden die Beine von "Philae" den Stoß dämpfen, während Schrauben an den Beinen sowie Harpunen den Roboter automatisch am Kometen verankern
"Nacht von kritischen Entscheidungen"
Gleichzeitig sollte eine Korrekturdüse dem Rückstoß durch die Harpune entgegenwirken und die Landeeinheit zu Boden drücken. "Diese Kaltgasdüse oben auf dem Lander scheint nicht zu funktionieren", erklärte Stephan Ulamec, der "Philae"-Projektleiter beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln, im ESA-Blog. "Wir müssen uns deshalb vollständig auf die Harpunen verlassen."
Nach "einer Nacht von kritischen Go/NoGo-Entscheidungen" habe man sich aber dennoch dafür entschieden, die Landung am Mittwoch zu versuchen, wie die Esa mitteilte. Nach Auskunft von "Presse"-Redakteur Wolfgang Greber soll das System jedoch wieder repariert worden sein.
"Es gab einige Probleme bei den Vorbereitungen letzte Nacht, doch wir haben uns für eine Landung entschieden", erklärte Paolo Ferri, Chef des ESA-Flugbetriebs in Darmstadt. Die Trennung von "Rosetta" sollte um 9.35 Uhr MEZ stattfinden - die Radiosignale zur Bestätigung werden die Erde jedoch erst 28 Minuten später erreichen.
Die Sonde befindet sich derzeit 511 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. "Philae" wird aus einer Höhe von etwa 22 Kilometern abgeworfen. Da er wegen der geringen Gravitation auf "Chury" nur wenige Gramm wiegt, braucht der Roboter etwa 7 Stunden, bis er die Kometenoberfläche erreicht.
Ziel der Mission
Der Ablauf soll wie folgt sein: Knapp nach 9.30 Uhr MEZ wird der Lander von "Rosetta" per Signal abgetrennt. Der Landevorgang dauert rund sieben Stunden; da die Signale zwischen Erde und Kometen rund eine halbe Stunde brauchen, wird das Bestätigungssignal für die Landung in Darmstadt um 17.02 Uhr erwartet.
Ziel der Mission ist es, einen der ursprünglichsten Himmelskörper überhaupt zu erkunden: Die aus Eis, gefrorenem Gas und Staub bestehenden Kometen sind Botschafter aus der Entstehungszeit des Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren. Ihre Erforschung kann neue Erkenntnisse über die Geschehnisse in der Frühzeit von Sonne, Erde und anderen Planeten bringen.
(Red./APA/dpa)