Ein Düsensystem, das Philae beim Aufsetzen auf den Boden drücken sollte, wies bereits in der Nacht auf Mittwoch Schadenssymptome auf. Dadurch setzte das Mini-Labor möglicherweise zwei Mal auf dem Kometen auf.
Bei der ersten Landung mit einem Mini-Labor (DiePresse.comtickerte live) auf einem Kometen hat es am Mittwoch Probleme gegeben. Eine Düse zum Aufdrücken von "Philae" auf "Tschuri" habe nicht funktioniert, teilte die Europäische Weltraumorganisation ESA in Darmstadt mit. Wie sicher Philae daher auf der Kometenoberfläche verankert ist, war in der Nacht auf Donnerstag noch unklar.
Stephan Ulamec, der aus Salzburg stammende Projektleiter des Landers beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), bestätigte, dass die zwei Harpunen, die das auf der Erde 98 Kilogramm schwere Gerät (auf dem Kometen sind es wegen der geringeren Schwerkraft nur etwa zwei Gramm) mit dem Boden hätten verankern sollen, nicht ausgelöst hatten. Auch hatte eine Düse an der Oberseite des Landers, die diesen für fünf bis zehn Sekunden zu Boden hätte drücken sollen, nicht funktioniert.
Allerdings sei das Gerät dort oben, bestätigte Ulamec. "Wir sind eigentlich zweimal gelandet. Beim ersten Mal ist Philea ganz leicht zurückgefedert, dürfte ein wenig rotiert und dann wieder aufgesetzt haben." Auf die Frage der "Presse", ob zumindest die Schrauben in den drei Standbeinen ausgelöst hätten, die sich in die Kometenoberfläche bohren sollten, meinte Ulamec: "Es ist alles noch so im Fluß, wir verstehen im Moment nicht ganz, was da oben abläuft. Aber er sendet und er scheint zu stehen."
Harpunen stammen teils aus Österreich
Die zwei Harpunen wurden in Deutschland mit Beiträgen aus Österreich gefertigt, das Österreichische Institut für Weltraumforschung baute zwei Sensoren in die Harpunenspitzen ein, die die Temperatur hätten messen sollen sowie die negative Beschleunigung, also die Bremswirkung des Bodens: Daraus hätte man auf dessen Beschaffenheit, speziell die Dichte, schließen können, was jetzt nur über Umwege möglich sein wird: Etwa mittels eines in Italien gefertigten Bohrers sowie einer Art Hammer, der in Deutschland konstruiert wurde.
Die Batterie von Philae hält aus eigener Kraft etwa 65 Stunden durch und kann alle zehn Instrumente an Bord versorgen, diese durchleuchten etwa den Kometen mit Radiowellen, nehmen Bodenproben und untersuchen diese auf ihre Zusammensetzung. Es gibt auch zwei Kameras, die noch heute Bilder liefern sollen. Darüberhinaus sollen Solarzellen Strom liefern, und wie es heißt, sei der Landeort sehr lichtreich und es gebe somit genug Strom. Allerdings bedeutet das auch, dass der Boden unter Philae durch die Sonneneinwirkung rascher "hochkochen" wird als an weniger beleuchteten Stellen, sodass Philae, wenn sich der Komet in den kommenden Monaten weiter der Sonne nähert, weggeschleudert werden könnte.
Den sonnennächsten Punkt, das Perihel, erreicht der Komet im August 2015, er ist dann 186 Millionen Kilometer von unserem Zentralgestirn bzw. 265 Mio. km von der Erde entfernt und wird sich wieder Richtung Jupiterbahn davonmachen. Von vornhinein hatte man bei der ESA Philae nur einige Wochen bis Monate an Betriebszeit gegeben, bevor die Sonde defekt, zerstört oder weggeschleudert würde.
"Hauptgerät für Erkenntnisse" ist Rosetta
Heute wird man herausfinden, wie stabil Philea auf der Oberfläche stehe. Dazu müsse man aber warten, weil die Muttersonde "Rosetta", über die die Kommunikation mit "Philae" läuft, derzeit auf der anderen Seite des Kometen sei.
Schon die ersten von "Philae" zur Erde gesendeten Fotos und Daten würden Erkenntnisse bringen. "Man darf aber nicht vergessen: Das Hauptgerät ist die große Sonde, die wird 80 Prozent der Erkenntnisse bringen." So spektakulär die Landung von "Philae" sei, der Lander sei nur "das Sahnehäubchen", so Baumjohann.