Die EZB habe viel unternommen, um das Wirtschaftwachstum zu stärken, so Jack Lew. Das sei aber noch nicht genug. Konkrete Schritte erwartet er sich vor allem von Deutschland.
US-Finanzminister Jack Lew hat die EU zu stärkeren Anstrengungen für mehr Wirtschaftswachstum aufgerufen. Eine "Politik des Status quo" habe nicht wie von der G-20 vereinbart zu starkem, nachhaltigem Wachstum geführt, warnte Lew laut "Wall Street Journal" in einer Rede an das World Affairs Council in Seattle. Die Europäische Zentralbank (EZB) habe "konsequente Schritte" unternommen, um die wirtschaftliche Entwicklung zu stärken. Dies allein habe aber nicht zu gesundem Wachstum geführt.
Lew rief die EU und speziell Länder wie Deutschland dazu auf, Schritte zu unternehmen, um das Risiko eines anhaltenden Abschwungs einzudämmen. Die Welt könne sich ein "verlorenes europäisches Jahrzehnt" nicht leisten. Die Nachfrage müsse gestärkt werden. In die gleiche Kerbe schlug auch vor kurzem der führende deutsche Ökonom Marcel Fratzscher im "Presse"-Interview. Sein Appell: Deutschland muss wieder investieren.
Auch IWF rechnet mit schwachem Wachstum
Angesichts geopolitischer Spannungen und unruhiger Finanzmärkte rechnet auch der Internationale Währungsfonds (IWF) mit einem schwächeren Wachstum - weltweit und in der Eurozone. Eine Reihe enttäuschender Konjunkturdaten im vergangenen Monat lasse Zweifel an der Gültigkeit der sowieso schon zurückhaltend ausgefallenen Prognosen aufkommen, hieß es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht für das G20-Gipfeltreffen in Australien am Wochenende.
Im Oktober ging der IWF von einem Wachstum in der Eurozone von 0,8 Prozent für dieses und von 1,3 Prozent für nächstes Jahr aus. Der IWF begrüßte in dem Bericht die EZB-Entscheidung, die Leitzinsen niedrig zu halten und mehr Geld in das Bankensystem zu pumpen. Die EZB sollte zu weiteren Maßnahmen bereit sein, wenn die Preisentwicklung weiter nach unten gehe.
G-20-Treffen am Wochenende
Die Staats- und Regierungschef der G-20-Staaten wollen sich bei ihrem Gipfeltreffen im australischen Brisbane am Samstag und am Sonntag verpflichten, ihr Wirtschaftswachstum innerhalb der nächsten fünf Jahre um zwei Prozentpunkte zu steigern. IWF-Chefin Christine Lagarde begrüßte dieses Ziel in einem Interview mit der Zeitung "Australian Financial Review". Sie wandte aber zugleich ein, dass dies nicht ausreiche, um so viele Arbeitsplätze zu schaffen, wie gebraucht würden. "Aber es ist mit Sicherheit ein Schritt in die richtige Richtung, wenn es umgesetzt wird", sagte Lagarde.
(APA/dpa)