Umdasch-Mitarbeiter stimmen für Lohnverzicht

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In der umstrittenen Abstimmung stimmten 95 Prozent der Mitarbeiter für Verhandlungen über eine „Gehaltsanpassung“. Der Firmenchef sieht darin einen „überraschend hohen Vertrauensbeweis".

Wien. Drei Möglichkeiten hatten die Mitarbeiter der Umdasch-Tochter Shopfitting in Amstetten zur Auswahl: „Ich glaube an die Zukunft der Firma und bin bereit zu Gehaltsanpassungen.“, „Ich glaube nicht an den Fortbestand, bin aber trotzdem bereit zu Anpassungen“ oder „Ich bin zu keiner Verschlechterung bereit. Die Konsequenzen für mich und das Unternehmen sind mir bewusst.“ Bis Donnerstag mussten die Abstimmungszettel – mit namentlicher Unterschrift versehen – in der Firma eingebracht werden, „Die Presse“ berichtete.

Herausgekommen sei dabei ein „überraschend hoher Vertrauensbeweis“, so Umdasch Shopfitting-Chef Silvio Kirchmair zur „Presse“. 95 Prozent der 193 befragten Beschäftigten haben demnach mit der ersten Möglichkeit geantwortet. Lediglich zwei Prozent mit der zweiten oder dritten (entspricht jeweils vier Personen). Der Rest war ungültig, die Beteiligung lag bei 89 Prozent.

Absenkung auf "deutsche Kosten"

„Dieses Ergebnis bedeutet, dass wir weiter in den Standort Amstetten investieren werden“, so Kirchmair weiter. Vorbedingung dafür sei jedoch eine Reduktion der Kosten, wozu auch ein Lohnverzicht gehören werde. Grund dafür ist, dass das Werk in Amstetten deutlich teurer als andere Werke des Unternehmens ist. „Und dabei geht es nicht um Werke in Osteuropa, sondern in Österreich und Deutschland.“

So könne etwa im steirischen Leibnitz um 22 Prozent günstiger und sogar im für hohe Löhne bekannten deutschen Bundesland Baden-Württemberg um zehn Prozent günstiger produziert werden. Eine Absenkung der Kosten auf zumindest letzteres Niveau sei nun auch der Plan für die Verhandlungen mit dem Betriebsrat, die bis Anfang Dezember abgeschlossen sein sollen.

Warum vor Beginn der Verhandlungen die Arbeiter befragt worden seien, erklärt Kirchmair mit einer Erfahrung der Konzern-Schwester Doka. Dort wurde vor einigen Jahren ein Arbeitszeitflexibilisierungkonzept zwischen Betriebsrat und Unternehmen ausverhandelt. Als dieses dann den Mitarbeiter zur Abstimmung vorgelegt wurde, hätten diese jedoch abgelehnt. Dies habe man nicht wiederholen wollen, weshalb auch der Betriebsrat eine Umfrage unter den Mitarbeitern wollen habe.

Gehälter 40 Prozent über Kollektivvertrag

Dass diese dann nicht vom Betriebsrat sondern vom Unternehmen und dies auch namentlich durchgeführt wurde, sieht Kirchmair nicht als Problem. Mit dem Betriebsrat werde ja keine für alle gültige Betriebsvereinbarung verhandelt, sondern die Grundlage für Änderungen in den Einzelverträgen. Diese müssten mit jedem Mitarbeiter dann gesondert vereinbart werden. „Und da wird es dann ja ohnehin namentlich“, so Kirchmair. Zudem glaube er an den „mündigen Bürger" - niemand brauche sich unter Druck gesetzt fühlen.

Konsequenzen für jene, die gegen die Verhandlungen gestimmt haben oder nicht an die Zukunft des Unternehmens glauben, soll es nicht geben. Wenn Mitarbeiter „am Ende des Tages“ einem mit dem Betriebsrat ausverhandelten Lohnverzicht nicht zustimmen, werde es „im Sinne der Gemeinschaft wohl notwendig sein, das Dienstverhältnis einvernehmlich aufzulösen.“ Wichtig sei dabei jedoch zu bedenken, dass das Unternehmen derzeit um bis zu 40 Prozent über dem Kollektivvertrag bezahle und auch künftig noch deutlich darüber liegen werde. Nur halt nicht mehr so hoch. Kirchmair selbst habe übrigens sein Gehalt bereits um einen zweistelligen Prozentbetrag gekürzt.

Beim Betriebsrat von Umdasch Shopfitting will man die Abstimmung am Freitag nicht mehr öffentlich kommentieren. Jetzt gehe es darum, sich auf die Verhandlungen mit der Geschäftsführung zu konzentrieren und dort das Beste für die Mitarbeiter herauszuholen. Die Gewerkschaft sieht das Vorgehen des Unternehmens indes schlicht als „inakzeptabel“, wie am Freitag Karl Proyer, Chef der Gewerkschaft der Privatangestellten sagte. Er wolle einen Lohnverzicht mit „allen rechtlichen Möglichkeiten verhindern.“ Die Sache sei noch nicht vorbei.

("Die Presse", Printausgabe vom 15.11.2014)

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