Terrormiliz IS: Islamisten köpfen Entwicklungshelfer

US-Bürger Peter Kassig fiel dem IS zum Opfer.
US-Bürger Peter Kassig fiel dem IS zum Opfer. (c) REUTERS (� Omar Ibrahim / Reuters)
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Der US-Bürger Peter Kassig, Ex-Soldat und Ende 2013 in Syrien entführter Entwicklungshelfer, wurde umgebracht. Das Weiße Haus bestätigt die Echtheit des Propagandavideos.

Raqqa/Washington/London/Abu Dhabi. Mehr als einen Monat nach der Ermordung einer britischen Geisel hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) am Wochenende wieder ein Video einer Enthauptung eines westlichen Bürgers publiziert: Es handelt sich um den amerikanischen Ex-Elitesoldat Peter Kassig (26), der nach Angaben seiner Eltern den Dienst quittiert und bis zu seiner Entführung in Syrien 2013 als Entwicklungshelfer gearbeitet hat.

Das Weiße Haus bestätigte die Echtheit des Videos, das die Ermordung einer fünften westlichen Geisel zeigt. Präsident Barack Obama verurteilte am Sonntag die Enthauptung des US-Bürgers Peter Kassig in starken Worten und sprach der Familie sein Beileid aus.

Der aus Indianapolis (Indiana) stammende Entwicklungshelfer habe einen "unzähmbaren Geist des Guten und der Ausdauer" in sich getragen, erklärte Obama auf seiner Rückreise vom G-20-Gipfel in Australien. Wie die zuvor vom IS enthaupteten Amerikaner Jim Foley und Steven Sotloff stehe sein Wirken in starkem Kontrast zu allem, wofür die Sunnitenmiliz stehe.

Enthauptung nicht zu sehen

Der Köpfungsvorgang wird indes nicht gezeigt, es ist nur ein IS-Mann zu sehen, der vor sich einen blutigen menschlichen Kopf liegen hat und diesen als jenen Kassigs bezeichnet. Zu sehen ist allerdings auch die Enthauptung von etwa 14syrischen Soldaten und Piloten der Luftwaffe, an einem unbekannten Ort vermutlich in Nordsyrien. Der vermummte Jihadist richtet auf dem Video in englischer Sprache mit britischem Akzent eine Botschaft an US-Präsident Barack Obama, in der er sagt, dass anderen US-Soldaten ähnliches widerfahren werde. Zudem machte der Vermummte Expansionsansprüche seiner fanatischen Krieger auf Saudiarabien, Libyen und sogar Europa geltend.

Kassig war laut US-Medien früher Mitglied des 75. Ranger Regiments und habe 2007 im Irak gedient. Nach seinem ehrenhaften Ausscheiden aus medizinischen Gründen habe er begonnen, Politikwissenschaft zu studieren und den Nahen Osten zu bereisen. Er gründete eine kleine Hilfsorganisation. Von der türkischen Grenzstadt Gaziantep aus transportierte er später unter anderem Erste-Hilfe-Lieferungen nach Syrien. Der aus Indianapolis (Indiana) stammende Kassig trat übrigens während seiner Gefangenschaft zum Islam über, wie der Sender CNN berichtete, und änderte seinen Vornamen auf Abdul-Rahman – das half ihm nun allerdings nicht, Gnade bei den Mördern zu finden.

IS-Extremisten hatten zuvor die Amerikaner Jim Foley und Steven Sotloff sowie die Briten David Haines und Alan Henning ermordet und das dokumentiert. Eine von den USA geführte Allianz fliegt seit Anfang August im Irak und seit Ende September auch in Syrien Luftangriffe gegen die Extremisten. Dennoch hat eine unabhängige Untersuchungskommission in einem am Freitag veröffentlichten Bericht für den UN-Menschenrechtsrat festgestellt, dass die Kampfkraft des IS in Syrien größer geworden sei – es gibt ohnehin Zweifel, ob reine Luftoperationen den Islamischen Staat besiegen können oder es einer größeren, von anderen arabischen und auch westlichen Streitkräften vorgetragenen Offensive zu Land bedarf.

Emirate setzen Zeichen

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben unterdessen die Terrororganisationen Islamischer Staat (IS) und al-Qaida sowie die gemäßigtere islamistische Muslimbruderschaft auf ihre Terrorliste gesetzt. Lokale Medien berichteten am Sonntag über den am Vorabend veröffentlichten Kabinettsbeschluss. Auf der Liste stehen damit mehr als 80 Gruppen, unter ihnen auch die schiitischen Houthi-Rebellen im Jemen, die radikal-islamische Boko Haram in Nigeria, die in Libyen und Tunesien aktiven Extremistengruppen Ansar al-Sharia sowie Gruppen in Europa, wie die offizielle Nachrichtenagentur WAM berichtete.

„Jihadi John“ verletzt?

Unterdessen gibt es Berichte, wonach jener IS-Mann, der an mindestens vier per Video dokumentierten Enthauptungen beteiligt war und dabei mit Londoner Akzent gesprochen hat, bei einem Luftangriff verletzt worden sei. Der Mann, dessen Identität den Geheimdiensten angeblich bekannt sein soll und der als „Jihadi John“ firmiert, habe im Ort Al-Qaim im Westirak an einem Treffen von Stammesältesten teilgenommen, berichtet die britische „Mail on Sunday.“ Dabei haben US- und irakische Flugzeuge angegriffen, nun liege „John“ in einem Krankenhaus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2014, APA/dpa)

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