Generation Generationenfrust

(c) Clemens FABRY
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Ich lese keine Mails, das ist ein Prinzip bei mir. Als Vertreter der Generation Brieftaube geziemt sich so etwas einfach nicht.

Apropos Generation, das ist ja auch so eine Sache – derzeit scheint sich eine Art Generation Generationenfrust herauszubilden. Das sind jene Menschen, die etwa zwischen 1990 und 2014 geboren wurde – und die medial dauerseziert werden, wie sie ticken, verbunden mit ein paar soziologischen Fachbegriffen und nicht zuletzt einem griffigen Generationenbegriff. „Generation Merkel“ titelte zuletzt etwa der Spiegel über jene jungen Deutschen, die bis jetzt nur eine Kanzlerin erlebt haben. Analog könnte man bei allen 20-jährigen Wienern von einer Generation Häupl sprechen oder bei den Profi-Skifahrern der vergangenen Jahre von der Generation Schröcksnadel. Wie auch immer, derart durchleuchtet beginnt es in der Generation Praktikum zu kochen, vollzieht sich die Transformation zur Generation Aufschrei, die ihre Wut letztlich als Generation Smartphone mit den anderen Vertretern der Generation Facebook teilt.

Keine Angst, es geht auch abstrakter. Die jungen Menschen, die ab der Jahrtausendwende geboren wurden, firmieren etwa unter Generation Z, die Generation davor (nein, das ist kein soziologischer Terminus) läuft unter Generation Y. Und begonnen hat alles mit der Generation X, die im gleichnamigen Roman von Douglas Coupland aus dem Jahr 1991 bekannt wurde. Nun empfiehlt es sich, bei Aufzählungen, die der Logik des Alphabets folgen, am Anfang anzufangen. Sonst besteht die Gefahr, dass zwischendurch die Buchstaben knapp werden. Und ehe man die Logik verinnerlicht hat, ist auch schon das Ende erreicht. Und dann? Fängt es nach der Generation Z bei der Generation A an, oder wird es die Generation Z plus? Werden die Soziologen der Zukunft die Generation Alpha aus der Taufe heben? Oder erreichen wir irgendwann die Generation wurscht, der das alles ohnehin egal ist? Bin auf Anregungen gespannt – am besten per Mail...

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2014)

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