Zweifel an Gurlitt-Testament aufgetaucht

Cornelius Gurlitt hatte seinen Besitz dem Kunstmuseum Bern vermacht.
Cornelius Gurlitt hatte seinen Besitz dem Kunstmuseum Bern vermacht. (c) ORF (ZDF/Roman Babirad)
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Nach Berichten der "Süddeutschen Zeitung" soll Cornelius Gurlitt unter "paranoiden Wahnideen" gelitten haben.

An der Gültigkeit des Testaments von Cornelius Gurlitt sind nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" (Montag) Zweifel aufgetaucht. Einem neuen Gutachten des Psychiaters und Juristen Helmut Hausner zufolge litt Gurlitt - der Sohn von Hildebrand Gurlitt, einem der Kunsthändler Adolf Hitlers - an "paranoiden Wahnideen", als er seinen Letzten Willen im Jänner 2013 niederschrieb.

Wegen dieser psychischen Erkrankung sei Gurlitts "Freiheit der Willensbildung" aufgehoben gewesen. Bereits seit den 1960er-Jahren soll sich Gurlitt von Nazis verfolgt gefühlt haben, er habe ein Komplott befürchtet, das ihm die vom Vater geerbten Bilder wegnehmen wolle. Hausner beruft sich laut "SZ" auf Dokumente und Briefe. Bei Hausner soll der Anwalt von zwei gesetzlichen Erben des am 6. Mai gestorbenen Kunsterben das Gutachten in Auftrag gegeben: Der Cousin Dietrich Gurlitt und die Cousine Uta Werner waren in dem Testament übergangen worden. Allerdings wollen sie weder einen Erbschein beantragen noch das Erbe anfechten.

Gurlitt hatte seinen Besitz dem Kunstmuseum Bern vermacht - darunter mehr als 1500 Kunstwerke aus seiner Wohnung in München-Schwabing und seinem Haus in Salzburg. Das Kunstmuseum Bern will seine Entscheidung am 26. November bekanntgeben.

Im November 2013 war bekanntgeworden, dass Steuerfahndung und Staatsanwaltschaft im Februar 2012 fast 1300 Kunstwerke in Gurlitts Münchner Wohnung beschlagnahmt hatten. Eine eigens eingerichtete Taskforce schloss einen Raubkunst-Verdacht bei 458 Werken nicht aus.

(APA/dpa)

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