Der Verkaufsstart wurde erneut verschoben, Unternehmen legen Entwicklungen für Google-Glass-Apps auf Eis und auch bei Google selbst kündigen reihenweise Mitarbeiter des Google-Glass-Teams.
Google hat 2012 die Datenbrille Google Glass im ganz großen Stil präsentiert. Fallschirmspringer und Männer, die sich von einem Hochhaus abseilen wurden extra dafür bestellt. Das Besondere daran war, dass alle Protagonisten mit Google Glass ausgestattet waren und die Zuschauer damit die Bilder direkt aus der Ich-Perspektive zu sehen bekamen. Die damit geschürten Erwartungen konnte das Unternehmen bislang aber nicht erfüllen. Und erneut rückt der Verkaufsstart in weite Ferne.
Im Juni 2012 präsentierte Google seine erste "smarte" Brille. Die mit einer integrierten Kamera, Bluetooth-Ausstattung und Android angetriebene Brille feierte auf auf der Entwicklerkonferenz Google I/O Premiere. Noch bei der Vorstellung kündigte man einen baldigen Verkaufsstart der Entwicklerversion an. Über zwei Jahre sind seit der Vorstellung vergangen und der Hype hat deutlich nachgelassen. Erneut musste der Erscheinungstermin auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Erst 2015 soll es so weit sein und dann voraussichtlich nur in den USA. Sobald die Brille fertig ist, soll sie nach Angaben Googles auf den Markt kommen.
Arbeiten eingestellt
Die Nachrichtenagentur Reuters hat 16 auf Google-Glass-Anwendungen spezialisierte Unternehmen befragt. Neun davon gaben an, dass sie die Arbeiten an Apps für Google Glass eingestellt haben und sich auf Angebote anderer Hersteller konzentrieren. In diesem Zusammenhang fiel öfter der Name der Facebook-Tochter Oculus Rift. Das auf Virtual-Reality-Brillen spezialisierte Unternehmen hat bereits entsprechende Produkte auf dem Markt. Für die Entwickler ein klarer wirtschaftlicher Vorteil gegenüber Google.
Der Konsens der App-Entwickler: Google Glass eignet sich für einen spezialisierten Einsatz, aber nicht für den Endkunden. Diese Meinung teilen anscheinend auch größere Konzerne. Erst kürzlich erklärte Twitter, keine App für Google Glass zu entwickeln-und damit die Datenbrille zum Nischenprodukt. Da überrascht es nicht, dass der speziell für Google Glass zur Verfügung gestellte Online-Store, ähnlich den App-Stores für Smartphones, lediglich mit knapp 100 Anwendungen aufwarten kann. Doch auch intern scheint es Probleme zu geben. Erst kürzlich haben einige Mitarbeiter die Google-Glass-Abteilung verlassen. Darunter auch leitende Entwickler und Techniker.
Google-Glass-Verbote
Neben dem mangelnden Angebot an Apps versucht Google in vielen Ländern den Datenschützern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ihr größter Kritikpunkt ist, dass die integrierte Kamera die Möglichkeit hat, alles und jeden jederzeit filmen zu können. In den USA forderten zum Beispiel die Filmverbände in einem Schreiben dazu auf, dass aufnahmefähige Geräte wie Google Glass im Kinosaal verboten werden. In einigen Restaurants und Bars wird die Brille ebenfalls nicht gern gesehen. Das liegt auch daran, dass einige Google-Glass-Besitzer genervt auf die vielen Fragen interessierter Menschen reagiert haben sollen. Der von Google veröffentlichte Knigge brachte anscheinend nicht den gewünschten Erfolg. Google hat also mehr als nur ein Problem, das einer Lösung bedarf.
Die Schwierigkeiten spiegeln sich auch in der Nachfrage von Google Glass wider. Konnte man auf Ebay zu Beginn astronomische Summen für die Entwicklerversion der Datenbrille verlangen, werden die Geräte nun für die Hälfte des eigentlichen Preises von 1500 Dollar verkauft.
(bg)