Der frühere Innenminister ist nun in der Bibliothek der Justizanstalt Simmering beschäftigt.
Seit sechs Tagen sitzt der frühere Innenminister Ernst Strasser in der Justizanstalt Wien-Simmering, nun hat er eine Beschäftigung gefunden: Er arbeitet in der Gefängnisbibliothek und wickelt dort - gemeinsam mit fünf anderen Häftlingen und einem Justizwachebeamten - das Entlehnwesen ab.
Wie Anstaltsleiter Josef Schmoll am Dienstag erläuterte, besitzt die Justizanstalt Simmering 16.000 bis 20.000 Bücher, die von den 460 Insassen entlehnt werden können. Die Bände müssen schriftlich bestellt werden. Strassers Aufgabenbereich umfasst die Bearbeitung der Bestellungen und die Ausgabe der von den Mithäftlingen gewünschten Lektüre. Werden die Bände retourniert, muss der Ex-Innenminister diese auf allfällige Beschädigungen kontrollieren.
Strasser wurde Mitte Oktober vom Obersten Gerichtshof (OGH) in der sogenannten Lobbyisten-Affäre endgültig der Bestechlichkeit für schuldig befunden worden. Für die Höchstrichter ist es erwiesen, dass er in seiner Funktion als Delegationsleiter der ÖVP im Europäischen Parlament zwei als Lobbyisten getarnten britischen Journalisten für ein jährliches Honorar von 100.000 Euro die Einflussnahme auf die EU-Gesetzwerdung angeboten hatte. Dem OGH erschienen dafür drei Jahre unbedingt angemessen.
Der wegen Bestechlichkeit zu drei Jahren Haft verurteilte Ex-Innenminister könnte sich nach Verbüßung von fast zwei Drittel seiner Strafe als freier Mann fühlen.
Der Ex-Innenminister hat nach acht Wochen in Haft Freigang. Fünf Tage die Woche soll er in einer Wiener Firma tätig sein, schlafen muss er in der Zelle.