Ein Linzer klagt, weil ihm die Glocken des Mariendoms den Schlaf rauben. Die Diözese verteidigt die "gewachsene Tradition".
Ein Linzer, der neben dem Mariendom wohnt, hat die Pfarre geklagt, weil ihm die Glocken in der Nacht den Schlaf rauben. Das Läuten sei nicht mehr zeitgemäß. Privat beauftragte Lärmmessungen hätten gezeigt, dass von Montag bis Samstag täglich insgesamt rund eine Stunde geläutet wird, am Sonntag sogar eineinhalb Stunden - mit einer Lautstärke von bis zu 77 Dezibel. Gespräche mit der Pfarre seien bisher erfolglos verlaufen.
Die Diözese konterte Anfang dieser Woche: Es handle sich um "eine gewachsene Tradition mit eigenständiger und kultureller und religiöser Bedeutung", die seit 112 Jahren zum "akustischen Stadtbild" gehöre, so die Argumentation. "In all den Jahren ist kein Fall bekannt geworden, in dem gesundheitliche Beeinträchtigungen auf das Schlagen der Turmuhr zurückzuführen gewesen wären." Man gehe daher von der Rechtmäßigkeit aus.
Ausmaß des Läutens unüblich?
Aus Sicht der Wiener Anwälte des Klägers würden die Glockenschläge keinen religiösen Zweck erfüllen: Im Linzer Dom finde in der Zeit von 19 bis 18 Uhr kein Gottesdienst statt. Das Ausmaß des Läutens sei im Vergleich mit anderen österreichischen Kirchen äußerst unüblich, der Mandant habe sich im Vorhinein auch kein Bild davon machen können. "Wohnungsbesichtigungen finden nämlich üblicherweise nicht mitten in der Nacht statt." Außerdem sei das Argument "Wer zuerst kommt, mahlt/bimmelt zuerst" irrelevant, hieß es in einer Presseaussendung.
Die Anwälte sehen dem bevorstehenden Verfahren nach intensiven Gesprächen mit Fachleuten aus dem Bereich des technischen Lärmschutzes, der Medizin und des Verfassungsrechts jedenfalls "gelassen" entgegen.
(APA)