Nach dem Anschlag auf eine Synagoge leitet Israel Strafmaßnahmen gegen die Familien der Attentäter ein. Netanajahu sieht "Kampf um Jersualem".
Nach dem tödlichen Anschlag auf eine Synagoge in Jerusalem hat Israel Strafmaßnahmen gegen palästinensische Attentäter und deren Familien eingeleitet. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte die rasche Zerstörung der Häuser der beiden Angreifer an. Er sieht sein Land in einem "Kampf um Jerusalem".
Bereits in der Nacht auf Mittwoch demolierten israelische Sicherheitskräfte die Wohnung eines Palästinensers, der im Oktober mit seinem Auto an einer Straßenbahnhaltestelle in Jerusalem Wartende überfahren hatte. Die israelische Menschenrechtsorganisation B'Tselem kritisierte die Häuserzerstörungen. Erste Opfer seien die Angehörigen: "Frauen, Kinder, alte Menschen, die nichts mit Attentaten zu tun haben und keiner Vergehen verdächtigt sind." Allein zwischen 2001 und 2005 wurden in den von Israel besetzten Palästinensergebieten nach amtlichen Angaben 664 Häuser zerstört.
In Ostjerusalem wurden B'Tselem zufolge zuletzt im Jahr 2009 drei Häuser unbrauchbar gemacht oder zerstört. Laut Amnesty International verstößt die Zerstörung der Häuser gegen das Völkerrecht. Die Menschenrechtsorganisation warnte Israel davor, "auf den Rechten der Palästinenser herumzutrampeln".
Neue Siedlungen genehmigt
Im besetzten Osten Jerusalems hat die israelische Stadtverwaltung unterdessen den Bau von 78 neuen Siedlungseinheiten genehmigt. 50 neue Wohnungen würden in der Siedlung Har Homa angelegt, 28 Wohnungen in der Siedlung Ramot, sagte ein Rathaussprecher der Nachrichtenagentur AFP.
Der israelische Wirtschaftsminister Naftali Bennett forderte nach dem neuen Anschlag einen Militäreinsatz im arabischen Ostteil Jerusalems. Ziel sei es, dort die "Terror-Infrastruktur zu zerstören", sagte der Vorsitzende der Siedlerpartei "Jüdisches Haus" dem israelischen Armeesender.
Polizist gestorben
Ein bei dem Anschlag in der Synagoge in Jerusalem verwundeter Polizist erlag unterdessen seinen Verletzungen. Wie die israelische Polizei mitteilte, handelte es sich bei dem Beamten um einen 30-jährigen Drusen.
Bei dem Angriff im vornehmlich von ultraorthodoxen Juden bewohnten Stadtteil Har Nof waren zwei bewaffnete Palästinenser aus Ostjerusalem in das Gotteshaus gestürmt. Vier Rabbiner - drei US-Staatsbürger und ein Brite, die jeweils auch die israelische Staatsbürgerschaft besaßen - starben, mehrere weitere Menschen wurden verletzt. Die Angreifer wurden von Polizisten erschossen.
UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon verurteilte den Anschlag scharf. Dieser sei "verwerflich", erklärte Ban in New York. Zudem kritisierte er die "nahezu täglichen Zusammenstöße zwischen palästinensischen Jugendlichen und israelischen Sicherheitskräften in vielen Teilen Ostjerusalems und im Westjordanland".
Papst: "Zyklus von Hass und Gewalt" beenden
Papst Franziskus richtete einen Appell an Israelis und Palästinenser, den "Zyklus von Hass und Gewalt" zu beenden und "mutige Entscheidungen für die Versöhnung und den Frieden" zu treffen. Er habe die "alarmierende Zunahme der Spannungen in Jerusalem und anderer Gebiete des Heiligen Landes mit Sorge verfolgt", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche bei seiner wöchentlichen Generalaudienz. Die Gewaltvorfälle, von denen nicht einmal Gotteshäuser verschont blieben, seien "unannehmbar", erklärte der Papst.
In Israel und den Palästinensergebieten kommt es seit Wochen zu Ausschreitungen und auch Anschlägen. Ein Streitpunkt ist die Nutzung des Jerusalemer Tempelbergs (Haram al-Sharif), der Muslimen und Juden heilig ist. Zuletzt hatte der Tod eines arabischen Busfahrers die Stimmung aufgeheizt. Der Mann war am Sonntag erhängt aufgefunden worden. Nach einer Autopsie sprachen die israelischen Behörden von einem Suizid, Palästinenser vermuten einen Lynchmord jüdischer Siedler.