Hygieneskandal: Burger King schließt 89 Filialen

(c) Bloomberg (Andrey Rudakov)
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Nach einer Reihe von öffentlichkeitswirksamen Problemen trennt sich die Fastfood-Kette von ihrem größten Franchisenehmer.

München/Wien. Begonnen zu brodeln hat es bei Burger King Deutschland im Mai dieses Jahres mit einem Hygieneskandal, der vom Journalisten Günter Wallraff in einer Undercover-Reportage des Fernsehsenders RTL aufgedeckt wurde. Dabei wurden der Öffentlichkeit diverse Missstände vor Augen geführt: Mitarbeiter, die die Toiletten reinigten, mussten danach mit der gleichen Arbeitskleidung in der Küche arbeiten. Lichter, die signalisieren, dass ein Burger zu lange in der Warmhaltebox liegt, wurden systematisch abgeschaltet, Gemüse mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum mit der Etikettiermaschine wieder „frisch gemacht“. Heimlich entnommene Lebensmittelproben zeigten zudem eine stark erhöhte Keimbelastung bei Whopper und anderen Produkten.

Betroffen waren die 89 Restaurants des größten der Burger-King-Franchisepartners, der Yi-Ko Holding. Dass die Schuld für die Mängel beim Management zu suchen war und nicht bei den Mitarbeitern, zeigte unter anderem ein Mail des damaligen des Yi-Ko-Holding-Geschäftsführers Ergün Yildiz, der anordnete, dass nur 0,2 Prozent Lebensmittelabfall bei der Zubereitung der Burger entstehen dürfe. Mit der Folge, dass auch verdorbene Zutaten verarbeitet wurden. Als Konsequenz des Skandals trennte sich Burger King erst einmal von Yildiz und versprach, alle Mängel zu beseitigen.

3000 Mitarbeiter betroffen

Am gestrigen Mittwoch gab Burger King nun bekannt, dass der Konzern die Zusammenarbeit mit Yi-Ko endgültig beenden werde. Die 89 Filialen (von insgesamt 700 in Deutschland) werden geschlossen. Wie es für die rund 3000 Mitarbeiter der Yi-Ko Holding GmbH weitergeht, ist ungewiss. Mit der Kündigung des Vertrags müssen die Filialen umbenannt werden. Sie werden künftig nicht mehr von Burger King beliefert. Die Geschäfte können auch nicht von einem anderen Franchise-Partner weitergeführt werden, weil der Fast-Food-Konzern im Mai 2013 die damals 91 firmeneigenen Restaurants in Deutschland an die Yi-Ko Holding GmbH verkauft hatte. Seither hing der Haussegen schief, wegen diverser Vorfälle mit Mitarbeitern hagelte es Proteste der Gewerkschaft. Der Verkauf an Yi-Ko war Teil eines globalen Strategiewechsels von Burger King. Nach der Rückkehr an die New Yorker Börse 2012 kappte die Fastfood-Kette Kosten und stieß weltweit alle eigenen Restaurants ab.

Nur hat man sich in Deutschland offenbar die falschen Partner ausgesucht. Andreas Bork, Chef von Burger King Deutschland, nannte in einem Interview arbeitsrechtliche Verstöße als Hauptgrund für den Bruch mit Yi-Ko. Diese habe Urlaubsgelder und Zuschläge einbehalten und im Krankheitsfall Gehälter erst verspätet ausgezahlt. Zudem habe sich der ehemalige Yi-Ko-Chef, Ergün Yildiz, von dem sich Burger King im Mai getrennt hatte, wieder ins Tagesgeschäft eingemischt – entgegen der Anordnung des Konzerns.

Yi-Ko war ursprünglich ein 50/50-Joint-Venture zwischen dem türkischstämmigen Deutschen Yildiz, der davor zehn Burger-King-Filialen in Norddeutschland betrieb, und dem Russen Alexander Kolobov. Dieser betreibt über 100 Schnellrestaurants der Marken Schokoladniza und Burger King in Russland.

Zwerg in Österreich

In Österreich wurden keine Filialen von der Yi-Ko Holding geführt, es wird also keine Schließungen geben. Ohnehin ist Burger King hierzulande mit 35 Filialen (und 18 im Firmenbuch gelisteten Franchisenehmern) im Vergleich zu Konkurrenten McDonald's mit 190 Filialen ein Winzling. Weltweit ist Burger King mit 13.600 Schnellrestaurants ein absolutes Fastfood-Schwergewicht mit einem Gesamtumsatz von rund 1,14 Mrd. US-Dollar (880 Mio. Euro) und einem Gewinn von 301 Mio. Dollar (239 Mio. Euro) im Jahr 2013. (es/Ag.)

AUF EINEN BLICK

Burger King. Die US-Fastfood-Kette mit dem Whopper-Burger betreibt weltweit 13.600 Schnellrestaurants über Franchisepartner und erzielte 2013 einen Gesamtumsatz von 1,14 Mrd. US-Dollar (880 Mio. Euro) und einen Gewinn von 301 Mio. Dollar (239 Mio. Euro). In Deutschland hat Burger King soeben beschlossen, 89 Filialen des größten Franchisepartners, der Yi-Ko Holding GmbH, zuzusperren. 3000 Mitarbeiter sind betroffen. In Österreich ist Burger King mit 35 Filialen im Vergleich zu McDonald's mit 190 ein kleiner Fisch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2014)

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