Obama kündigt Alleingang im US-Einwanderungsrecht an

Obama kündigt Alleingang im US-Einwanderungsrecht
Obama kündigt Alleingang im US-Einwanderungsrecht Reuters
  • Drucken

Der US-Präsident will den republikanischen Kongress umgehen, um das "kaputte Einwanderungssystem zu reparieren".

Nach jahrelangem Streit um das Einwanderungsrecht der USA will Präsident Barack Obama den Kongress teilweise umgehen und im Alleingang handeln. Er werde am Donnerstagabend (Ortszeit, Freitag 02.00 Uhr MEZ) Schritte ankündigen, die den 11,4 Millionen illegal im Land lebenden Menschen teilweise bessere Bedingungen verschaffen sollen, kündigte Obama am Mittwoch an.

"Morgen Abend werde ich hier vom Weißen Haus aus einige Schritte verkünden, die ich machen kann, um damit zu beginnen, unser kaputtes Einwanderungssystem zu reparieren", sagte der Präsident in einem kurzen Video, das sein Presseteam im sozialen Netzwerk Facebook veröffentlichte. Auf seinem Schreibtisch im Oval Office sitzend erklärte Obama, dass der Reformbedarf beim Einwanderungsrecht überall anerkannt werde. Daher wolle er Maßnahmen vorstellen, "die ich mit meiner rechtlichen Befugnis als Präsident tun kann, damit das System besser funktioniert". Zugleich kündigte Obama an, weiter mit dem Kongress zusammenarbeiten zu wollen, um ein "überparteiliches Gesetz" zu erlassen, um "das ganze Problem" zu lösen.

Fünf Millionen Staatsbürgerschaften

Medienberichten zufolge könnten durch die geplanten Maßnahmen bis zu fünf Millionen illegal in die Vereinigten Staaten eingewanderte Ausländer vor der Ausweisung bewahrt werden. Demnach sollen viele Eltern von Kindern mit US-Staatsbürgerschaft oder legalem Aufenthaltsstatus in den USA für eine bestimmte Zeitdauer eine Arbeitsgenehmigung bekommen und damit vor Abschiebung geschützt werden. Zugleich hieß es, der Präsident erwäge eine bessere Sicherung der südlichen Grenze zu Mexiko.

Schätzungen zufolge leben mehr als elf Millionen Menschen ohne gültige Papiere in den USA - bei einer Gesamtbevölkerung von mehr als 315 Millionen Menschen. Die meisten von ihnen stammen aus lateinamerikanischen Ländern. Seit Jahren ringen Politiker in Washington um eine Reform des Einwanderungsrechts, um diesen Menschen unter bestimmten Bedingungen einen Weg zur US-Staatsbürgerschaft zu ermöglichen. Zuletzt scheiterte ein im Sommer 2013 vom Senat verabschiedeter parteiübergreifender Gesetzentwurf am Widerstand des republikanisch dominierten Repräsentantenhauses.

Die Republikaner, die nach ihrem Sieg bei den Kongresswahlen in der neuen Legislaturperiode ab Januar auch über die Mehrheit im Senat verfügen, warnten Obama in den vergangenen Tagen vor Alleingängen in der Einwanderungspolitik. Sie werfen dem Präsidenten vor, mit dem Regieren per Dekret seine Kompetenzen zu überschreiten. Vor allem der erzkonservative Tea-Party-Flügel der Republikaner läuft Sturm gegen eine "Amnestie" für illegal eingewanderte Menschen.

(APA/dpa/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

People watch U.S. President Barack Obama´s White House immigration speech on television at a restaurant in Huntington Park
Außenpolitik

USA: Amnestie für 4,3 Millionen

Präsident Obama ordnet die größte Zuwanderungsreform seit drei Jahrzehnten an. Eine Dauerlösung ist das jedoch nicht.
Außenpolitik

Obama schützt Millionen illegale Einwanderer vor Abschiebung

US-Präsident Obama ordnet an, dass bis zu 4,3 Millionen Menschen ohne Aufenthaltspapiere für vorerst drei Jahre arbeiten dürfen. Sie müssen unbescholten sein, sich registrieren lassen und Strafgebühren sowie ausständige Steuern bezahlen.
The CBS building in New York
Medien

Große US-Fernsehsender ignorierten Obama-Rede zu Einwanderung

Als US-Präsident Barack Obama in einer Fernsehansprache seine weitreichenden Pläne für eine Einwanderungsreform darlegte, bekamen die Zuschauer der drei großen US-Sender ABC, NBC und CBS davon nichts mit.
Obama schützt fünf Mio. Einwanderer vor Abschiebung
Außenpolitik

Obama will temporäres Bleiberecht für Millionen Einwanderer

Der Erlass soll einem Großteil der Betroffenen zudem Arbeitsgenehmigungen verschaffen. Konkret gehe es um Eltern, deren Kinder eine Staatsbürgerschaft besitzen.
ITALY ILLEGAL IMMIGRANTS DROWNING
Leitartikel

Verdrängen des Flüchtlingsdramas muss ein Ende haben

Die EU-Staaten sollten sich besser heute als morgen zu einer langfristigen Strategie in der Frage illegaler Migration durchringen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.