Die zerrissene Ukraine: Von der Revolution in den Bürgerkrieg
Ende November 2013 begann in der Ukraine der Aufstand gegen den später gestürzten Präsidenten Janukowitsch. Seither verlor Kiew die Krim, und im Osten tobt ein Bürgerkrieg. Ein Rückblick in Bildern.

Ausgerechnet in Wien passiert der Eklat: Während der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch am 21. November 2013 in der Hofburg von Heinz Fischer empfangen wird und großspurig vom europäischen Weg der Ukraine spricht, wird auf seiner Website bekanntgegeben, dass die Ukraine den fix fertig ausgehandelten Assoziierungsvertrag mit der EU nicht unterzeichnen werde.
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Viele Ukrainer wollen sich die Abkehr von der EU nicht gefallen lassen. Bereits am Abend des 21. November gehen Tausende auf die Straße. "Bringt Schirme, Tee, Kaffee, gute Laune und Freunde mit", schreibt der Journalist Mustafa Najem auf Facebook, einer der Initiatoren der Proteste.
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Rasch erhalten die Proteste Zulauf, schon in den ersten Dezembertagen sind es Hunderttausende die zu den Demonstrationen auf den Maidan, den Unabhängkeitsplatz im Zentrum Kiews, strömen. Viele bleiben auch über Nacht.
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Die Proteste nähern sich den Schaltheblen der Macht: Das Bild zeigt Demonstranten, die auf ein Tor in der Nähe der Präsidialverwaltung klettern.
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Der Russland-freundliche Präsident Janukowitsch holt sich am 17. Dezember Direktiven in Moskau - und vor allem Geld. Sein russischer Mentor Wladimir Putin verspricht nicht nur einen Milliardenkredit, um die Ukraine vor dem Bankrott zu retten, sondern auch billiges Gas. Janukowitschs Gegner sagen, der Präsident habe damit sein Land verkauf.
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Je länger die Proteste dauern, desto öfter kommt es zu schweren Zusammenstößen. Offenbar mischen sich auch immer wieder Provokateure unter die Demonstranten.
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Von Beginn an mit dabei bei den Protesten: Box-Champion Vitali Klitschko. Als Präsident Janukowitsch ihm und dem heutigen Premier Arseni Jazenjuk hohe Regierungsämter anbietet, wittern diese eine Falle und lehnen ab.
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Auch arktische Temperaturen halten die Demonstranten nicht ab. Das Bild zeigt eine Formation der Sicherheitskräfte, die eine Straße in der Hauptstadt Kiew absperren.
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Polizei und Spezialkräfte gehen immer brutaler gegen die Demonstranten vor, immer mehr Verletzte, aber auch Todesopfer sind zu beklagen.
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Am 21. Februar zeitigen die hektischen Vermittlungsbemühungen der EU Erfolg: Die Außenminister Steinmeier (Deutschland), Fabius (Frankreich) und Sikorski (Polen) bewegen die Streitparteien zu einem Kompromiss. Er hält gerade einmal einen Tag.
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Am 22. Februar setzt sich Janukowitsch zuerst in den Osten der Ukraine ab, von wo aus er später die Grenze zu Russland überqueren wird. Das nächste Mal meldet er sich aus dem russischen Rostow am Don zu Wort - und gibt sich unbeugsam.
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Kaum war der Präsident weg, stürmte das Volk seine Residenz außerhalb von Kiew - und staunte, über die prunkvoll ausgestatteten Räumlichkeiten. Während breite Bevölkerungsschichten mit wenig zum Leben auskommen müssen, logierte Janukowitsch im Überfluss.
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Noch am Tag von Janukowitschs überstürzter Abreise kommt die nach einem offensichtlich politisch gelenkten Prozess verurteilte Ex-Premierministerin Julia Timoschenko frei und spricht zu den Demonstranten auf dem Maidan. Sie erntet geteilte Reaktionen - und wird in der Folge auch keine große Rolle mehr spielen.
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Ende Februar kommt es zu pro-russischen Demonstrationen auf der ukrainischen Halbinsel Krim. Am 27. Februar besetzen prorussische Milizionäre den Regierungssitz und das Parlament in der Hauptstadt Simferopol. Soldaten ohne Abzeichen - heute weiß man, dass es Russen waren - bringen ukrainische Militärstützpunkte unter ihre Kontrolle.
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Am 16. März findet unter russischen Waffen auf der Krim ein Referendum statt: Mehr als 95 Prozent stimmen für die Abspaltung von der Ukraine und den Anschluss an Russland. Bereits am 21. März ratizifiert der russische Föderationsrat den Beitritt der Krim.
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Anfang April erheben sich auch im Osten der Ukraine russisch inspirierte Separatisten. Am 6. April besetzen sie Verwaltungsgebäude in mehreren Städten, in Donezk und Luhansk wird eine "unabhängige Volksrepublik" ausgerufen.
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Am 25. Mai wird der pro-westliche Politiker Petro Poroschenko, ein Geschäftsmann, der nicht gerne Oligarch genannt wird, zum Präsidenten gewählt. Sein Geld hat er vor allem als Schokoladen-Fabrikant verdient. Auf die Schokoladenseite ist die Ukraine allerdings nicht gefallen, die Staatskassen sind so gut wie leer.
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Die Armee versucht, die Rebellion im Osten des Landes mit Waffengewalt niederzuschlagen. Die Kämpfe nehmen an Schärfe immer mehr zu, und Anfang Juli gelingt es den Regierungstruppen, die hart umkämpfte Stadt Slawjansk einzunehmen. Auf Zivilisten nimmt die Armee bei ihrem Vormarsch keine Rücksicht.
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Am 17. Juli schockiert ein Flugzeugabsturz die Welt: Ein Jet der Malaysia Airlines mit 298 Menschen an Bord wird über der Ostukraine abgeschossen. Niemand überlebt. Die Indizien deuten daraufhin, dass pro-russische Rebellen das Flugzeug vom Himmel holten, doch endgültig geklärt sind die Umstände bis heute nicht.
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Im August schickt Russland einen ersten "Hilfskonvoi" nach Luhansk. Die Ukraine vermutet Waffenlieferungen für die Rebellen und spricht von einer "Invasion".
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Die sogenannte Ukraine-Kontaktgruppe erreicht bei einem Treffen in der weißrussischen Hauptstadt Minsk Anfang September eine Waffenruhe. Sie wird von den Präsidenten Russlands und der Ukraine garantiert, ist aber das Papier nicht wert: Bis Mitte November kamen trotz der Waffenruhe rund 1000 Menschen ums Leben.
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Am 2. September findet in den sogenannten "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk eine umstrittene Wahl statt. Wenig überraschend gewinnen jene Kräfte, die einen Anschluss an Russland forcieren. Die Wahl wird vom Westen nicht anerkannt.
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Am 1. Jahrestag brennen auf dem Maidan wieder Kerzen, liegen wieder Blumen auf den Steinen. Zur Erinnerung an die rund 100 Toten der Revolution. Präsident Poroschenko wird von den Hinterbliebenen ausgebuht. Sie fordern, die Todesschützen vor Gericht zu bringen. Ein Jahr nach Beginn der prowestlichen Proteste sind die Wunden längst nicht geheilt. Und im Osten des Landes tobt weiter der Bürgerkrieg.
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