Kathrin Nachbaur hat ihre Mitgliedschaft beim Team Stronach zurückgelegt. Klubobfrau bleibt sie aber trotzdem.
Kathrin Nachbaur verlässt das Team Stronach und gibt damit auch ihre Funktion als stellvertretende Parteichefin auf. Klubobfrau im Parlament bleibt sie aber. Nachbaur selbst wollte das am Freitag weder bestätigen noch dementieren, der Abgeordnete Marcus Franz bestätigte es aber.
Am Freitagabend herrschte zunächst Verwirrung um die Vorgänge in der in Umfragen immer tiefer abrutschenden Partei des austro-kanadischen Milliardärs. Unter Berufung auf eine Sprecherin des Parlamentsklubs hatte "profil" zunächst den Parteiaustritt Nachbaurs berichtet. Die Stellvertreterin Stronachs wollte das aber weder bestätigen noch dementieren. Und die geschäftsführende Klubobfrau Waltraud Dietrich machte mit der Feststellung, dass bei der steirischen Landespartei keine Austrittserklärung der Grazerin Nachbaur eingegangen sei, die Verwirrung zunächst perfekt.
100 Prozent Vertrauen
Klarheit schaffte dann der Abgeordnete Marcus Franz: Er bestätigte gegenüber der APA, dass Nachbaur ihre Mitgliedschaft in der Bundespartei zurückgelegt hat. Gleichzeitig bestätigte er auch, dass Nachbaur trotzdem Klubobfrau bleibe. In einer Klubsitzung, an der auch Frank Stronach teilnahm, habe sie ihren Rücktritt angeboten. Ihr sei aber zu 100 Prozent das Vertrauen aller zehn Abgeordneten ausgesprochen worden. Auch Waltraud Dietrich wurde als geschäftsführende Klubobfrau bestätigt.
Dass damit eine Parteifreie Klubobfrau ist, bedeutet zwar ein Novum im Parlamentarismus, ist aber rechtlich kein Problem. Auch Franz gestand zu, dass das zwar ungewöhnlich sei, nicht aber "im Gesamtsetting" des Team Stronach, wo die Mehrzahl der Mandatare keine Parteimitglieder seien.
Grund für den Rücktritt Nachbaurs waren Auffassungsunterschiede, wie auch Franz bestätigte. Er sprach von einer "Emanzipationsbewegung" aufseiten Nachbaurs, um eine eigenständige Politik mit dem Parlamentsklub machen zu können. Es gehe dabei um eine wirtschaftsliberale, wertkonservative Ausrichtung. "Wir wollen uns alle emanzipieren von Frank", sagte Franz. Er glaubt, dass Stronach selbst das in einiger Zeit auch "grundsätzlich positiv sehen" wird.
Gage gestrichen
Erst am Donnerstag war bekannt geworden, dass Parteigründer Frank Stronach Nachbaur 140.000 Euro Jahresgabe der Stronach Group gestrichen hat. Laut Nachbaur sei es zu einem Vertrauensverlust gekommen. Überrascht war Stronach auch von der Nachricht, dass Nachbaur ein Kind erwartet.
Wer ihr in der Partei nachfolgen könnte, ist derzeit völlig unklar. Wer nun Nachbaur als Statthalter Stronachs an der Parteispitze nachfolgen wird, ist noch offen. Das werde Frank Stronach in aller Ruhe überlegen. Die Entscheidung darüber werde zwar der Parteivorstand treffen, als Obmann werde Stronach dabei aber sicher ein gewichtiges Wort mitzureden haben, meinte Franz.
(APA/Red.)