Ukraine: Putin wirft Westen "Heuchelei" vor

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Putin äußerte in einem Interview seinen Unmut über den Umgang des Westens mit Russland - in der Ukraine-Krise werde mit "zweierlei Maß" gemessen. Indes sei die Bergung von MH17-Wrackteilen abgeschlossen.

Im Ukraine-Konflikt hat Kremlchef Wladimir Putin dem Westen in scharfem Ton "Heuchelei" gegen Russland vorgeworfen. Moskau werde von den USA und der EU nur als Partner akzeptiert, wenn es "brav" sei. "Wenn sich Russland das Recht nimmt, seine Interessen zu schützen, ändert sich das Verhältnis sofort", sagte er in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der Agentur TASS.

Als Beispiel nannte Putin den ersten russischen Präsidenten Boris Jelzin. "Jelzin wurde vom Westen zunächst mit Hurra aufgenommen. Kaum erhob er aber (1999) die Stimme zum Schutz Jugoslawiens, verwandelte er sich in westlichen Augen in einen Alkoholiker", meinte er.

Erneute Kanditatur möglich

Putin schloss eine Kandidatur bei der für 2018 geplanten Präsidentenwahl erneut nicht aus. "Ja, es gibt die Möglichkeit meiner Kandidatur für eine weitere Amtszeit. Ob dies geschieht, weiß ich noch nicht", sagte der 62-Jährige. Die Verfassung gestatte einem Bewerber zwei Amtszeiten in Folge. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.

Er wolle nicht ewig im Amt bleiben. "Dies ist falsch für das Land, es ist schädlich, und ich brauche es nicht", meinte Putin. Umfragen zufolge ist der Kremlchef wegen der Konfrontation mit dem Westen bei der Bevölkerung so beliebt wie seit Jahren nicht.

Russland wolle sich durch die Ukraine-Krise nicht in die Isolation drängen lassen. "Ein Eiserner Vorhang würde uns zum Verhängnis werden", sagte Putin. Das Land werde aber seine Interessen verteidigen. Dies gelte auch bei dem völkerrechtlich umstrittenen Beitritt der Halbinsel Krim zu Russland. "Weil wir stärker sind. ... Weil wir im Recht sind. Die Kraft liegt in der Wahrheit. Wenn ein Russe sich im Recht fühlt, ist er unbesiegbar", sagte der Präsident. Die Annexion der Krim bezeichnete er als "strategische Lösung".

MH17 Bergung abgeschlossen

In der Ukraine-Krise messe der Westen mit zweierlei Maß, meinte Putin. In den Tschetschenien-Kriegen sei Russland dafür kritisiert worden, im Nordkaukasus schwere Waffen gegen Terroristen einzusetzen. In der Ukraine dürfe die Armee aber mit Kampfflugzeugen und Artillerie gegen Separatisten vorgehen, und der Westen schweige dazu. "Geht es also wirklich um die Ostukraine? Keinesfalls." Der Westen finde immer einen Grund zur Kritik an Russland. "Das war immer so."

Niederländische Experten haben untedessen die Bergung des Wracks der mutmaßlich in der Ostukraine abgeschossenen Maschine der Malaysia Airlines abgeschlossen. Die Trümmer von Flug MH17 seien auf dem Weg nach Charkiw, erklärte die niederländische Verkehrssicherheitsbehörde OVV am Sonntag. Anschließend sollten die Wrackteile in die Niederlande gebracht werden. Noch sei jedoch unklar, wann und wie der Transport stattfinden könne.

(APA/dpa/AFP)

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