Chaos im Team Stronach: Nachbaur handelt "total falsch"

Kathrin Nachbaur
Kathrin Nachbaur Die Presse
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Kathrin Nachbaur tritt aus der Partei aus, will aber Klubobfrau bleiben. Frank Stronach muss sich in der TV-Sendung "Im Zentrum" als "Lachnummer" bezeichnen lassen.

Der Machtkampf im Team Stronach geht weiter. Ausgerechnet Kathrin Nachbaur, die Parteigründer Frank Stronach jahrelang treu ergeben war, wendet sich ab. Nachdem ihr die elf verbleibenden Mandatare zunächst das Vertrauen ausgesprochen hatten, wenden sich nun einige von ihr ab - darunter ihr Vorgänger als Klubobmann, Robert Lugar. Er betonte Sonntagabend in der ORF-Diskussionssendung "Im Zentrum": „Hätten wir das gewusst, hätten wir darüber diskutiert, ob es möglich ist, dass eine Klubobfrau aus der Partei austritt und trotzdem Klubobfrau bleibt.“ Er wolle Nachbaur jedenfalls nicht entmachten, „ich will, dass sie bleibt“. Dennoch empfinde er ihre Entscheidung als „total falsch“, er rät ihr den Wiedereintritt ins Team. Zumindest sechs Mitglieder des elfköpfigen Klubs würden das auch so sehen. Namentlich nannte er etwa Martina Schenk und Rouven Ertlschweiger. Auf die Frage nach Nachbaurs eventueller Nachfolge meinte Lugar, Stronach hätte ihm Nachbaurs Posten angeboten. Er habe aber abgelehnt.

Nachbaur selbst wollte in der Diskussionssendung selbst nach mehrmaligem Nachfragen nichts zu ihrem Parteiaustritt sagen. Es sei eine „Frage des Stils“, sich nichts über die Medien auszurichten. Stattdessen ortete sie ein „riesen Ablenkungsmanöver“ von realen Problemen wie beispielsweise der Arbeitslosigkeit. Sie fühle sich „selbstverständlich verbunden“ mit Stronachs Bewegung. Man müsse ihr aber zugestehen, sich mit Blick auf ihre Schwangerschaft „zurückzunehmen“. Es sei „unmöglich, zugleich die Partei und den Klub zu führen und eine gute Mutter zu sein“. Ob sie nun, wie zuvor von ihr angekündigt, Klubobfrau bleiben werde, werde sich diese Woche zeigen. „Es wird eine Teamentscheidung“, betonte sie. Immerhin wünsche sich Stronach einen „starken Mann“ in der Partei.

Stronachs früherer Berater Rudi Fußi ortete in Nachbaurs Verhalten eine „Kurzschlussreaktion“. Er verstehe nicht, warum man nicht mit einem Satz erklären könne, warum man eine Partei verlasse. Für ihn seien das jedenfalls „die Nachwehen eines Geburtsfehlers“, nämlich jenen, dass Stronach selbst alles entscheide. Außerdem streute er das Gerücht, wonach der frühere Kurzzeit-FPÖ-Justizminister und jetzige Anwalt Michael Krüger Parteichef und der frühere FPÖ-Klubobmann und BZÖ-Obmann Peter Westenthaler Generalsekretär werden könnten. Während Nachbaur dazu schwieg, kam von den Genannten am Montag ein Dementi. „Fußi sagt wissentlich die Unwahrheit“, sagte Westenthaler. Auch Krüger bezeichnete das als „völlige Dummheit“ Fußis.

"Was hier abläuft, ist sehr authentisch“

„Presse“-Kolumnistin Anneliese Rohrer fand „das, was hier abläuft, ist sehr authentisch“. Denn: „Es kennt sich kein Mensch aus – auch nach 16 Minuten nicht“ - und erhielt nicht nur vom Publikum zustimmende Lacher, auch Nachbaur musste schmunzeln. Dass es sich bei der Angelegenheit um nichts Wesentliches handele, wie von Nachbaur betont, sah Rohrer anders: „Sie kassieren Klub- und Parteiförderung, sie kassieren eine Förderung für die Akademie. Das sind alles Steuergelder.“ In vier Jahren aber werde „der Spuk vorüber sein“. Nachbaur räumte ein, dass die Darlehensstruktur ein „Hemmschuh" sei. Von den ursprünglich zehn Millionen Euro sei eine Million in eine Spende umgewandelt worden, neun Millionen seien noch offen, wovon jedes Jahr eine Million fällig werde. Was damit geschehe, liege an Stronach.

Für Fußi war das Grundproblem ein anderes: „Zuerst haben Stronach alle gehuldigt“, nun sehe man ihn „als Lachnummer“. Es sei „nichts übrig geblieben, was man wirklich ernst nehmen kann“, verwies er auf Stronachs „legendäre ZiB2-Auftritte“, seine Äußerungen zur Todesstrafe oder dem Faktum, dass er als Spitzenkandidat in die Nationalratswahl ging, um nur zweimal im Parlament zu sitzen.

In Summe drehten sich die Diskutierenden, zu denen auch der Politologe Peter Filzmaier und Gerhard Köfer, Landesrat des Team Stronach in Kärnten, zählten, im Kreis. „Wir reden um den heißen Brei herum“, nämlich den Parteiaustritt Nachbaurs, zog Rohrer Bilanz. „Die Partei hat elf Abgeordnete, jetzt nur mehr zehn – zehn kleine Negerlein.“ Nachbaur erklärte dazu, sie habe einen Zettel geschrieben mit der Formulierung: „Lieber Frank, ich ziehe mich aus der Bundespartei als stellvertretende Obfrau zurück.“

>> ORF-Sendung "Im Zentrum"

(Red.)

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