300 Euro für Praktikantenstelle: "Jenseits jeder Rechtslage"

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Der Österreichische Gemeindebund fällt mit einem zweifelhaften Angebot für ein Praktikum mit 30 Wochenstunden auf. Negativbeispiele gebe es in fast allen Bereichen, kritisiert die Gewerkschaft.

Hohe Anforderungen, geringe Bezahlung - so lassen sich Ausschreibungen für Praktika oder Volontariate laut Gewerkschaften zusammenfassen. Der Österreichische Gemeindebund etwa sucht gerade für zwei Monate jemanden im Bereich Online-Journalismus. Für zumindest 30 Stunden Wochenarbeitszeit werden 300 Euro "Aufwandsentschädigung" pro Monat geboten.

"Das ist jenseits jeder Rechtslage", sagte GPA-Vizechef Karl Proyer am Dienstag bei einem Pressegespräch. Ausschreibungen wie diese fänden sich zuhauf. Die Gewerkschaft GPA-djp will Firmen deshalb genauer auf die Finger schauen. "Wir gehen dann auch auf die Unternehmen zu und fordern sie auf, ordentlich zu zahlen", so Proyer.

"Probleme mehr als befürchtet"

Vor einigen Monaten hat die Gewerkschaft die Plattform www.watchlist-praktikum.at ins Leben gerufen. Seither verzeichnete die Website rund 30.000 Klicks und mehr als 100 Meldungen von Praktikanten, die über ihre Fälle berichteten. 60 davon werden von den Krankenkassen gerade geprüft. "Die Problematik ist noch viel größer, als wir es befürchtet haben", schilderte die zuständige Leiterin in der Gewerkschaft, Veronika Kronberger, Fälle von Arbeitszeitüberschreitungen, niedrigen Hilfstätigkeiten oder "menschenunwürdigen Unterbringungen" in der Gastronomie.

Ein Praktikum sei meist der Einstieg in eine bestimmte Branche. "Da will man es sich mit niemandem verscherzen", weiß Kronberger von Gesprächen mit Betroffenen. Dessenungeachtet raten Gewerkschaft und Gebietskrankenkasse Praktikanten, Unternehmen zu melden, die sich nicht an arbeits- und sozialrechtliche Bestimmungen halten. Es gehe nicht nur um das Geld, das einem zusteht, sondern auch um sozialversicherungsrechtliche Leistungen.

Negativbeispiele kämen keineswegs nur von den "üblichen Verdächtigen" wie Gastgewerbe oder Handel, sondern es reiche bis hin zum öffentlichen Bereich sowie Gesundheits- und Sozialwesen, so Kronberger. Besonders prekär sei die Lage auch im Medienbereich/Verlagswesen und in Kreativberufen. Selbst für jene Praktikanten, die im Zuge ihrer Ausbildung ein Pflichtpraktikum machen müssen, gebe es im Kollektivvertrag häufig keine Regelung.

(APA)


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