GM-Werk Aspern: Ohne Kurzarbeit „auf zu neuen Zielen“

(c) APA (Hans Klaus Techt)
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Ab Montag können 1140 der 1850 Beschäftigten im Wiener Motorenwerk wieder voll arbeiten. Wie lange noch hängt von der Zukunft von Opel ab.

Wien. „Wie ist die Stimmung?“, fragt ÖVP-Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner Donnerstagmittag eine Runde von Arbeitern bei General Motors Powertrain in Aspern in Wiens 22. Bezirk, die gerade Pause machen. Bevor die von ihrer Befindlichkeit erzählen können, vielleicht von der Angst um die Zukunft von Opel, für das man hier die Motoren herstellt, schiebt Mitterlehner die Antwort schon selbst nach: „Wird schon hinhauen.“

Wird schon hinhauen scheint tatsächlich das Motto der Arbeiter zu sein. Selbst die Kurzarbeit, die es seit Jänner gibt, versucht man positiv zu sehen: „Ich habe wenigstens einige Sachen erledigen können, und die Lohneinbußen waren auch gering“, erzählt der 48-jährige Herbert Sporr über seine „Kurzstellung“. Aber: „Die Kurzarbeit ist trotzdem nur ein Mittel zum Zweck.“ Die Ursache ist die schwierige Situation der Konzernmutter General Motors in den USA, die Opel in Europa und das Werk in Aspern mit in die Tiefe reißt.

Boom in Deutschland

Die selten gehörten guten Nachrichten waren auch der Grund, warum der Minister angereist ist. Ab Montag werden von den 1850 Beschäftigten nur noch 400, statt wie bisher 1540, kurzarbeiten. In zwei Bereichen – Motorbau und Fertigung des Sechsganggetriebes – wird die Kurzarbeit überhaupt gänzlich aufgehoben.

Hauptgrund dafür ist die Verschrottungsprämie in Deutschland in Höhe von 2500 Euro, die in den vergangenen Wochen für einen regelrechten Boom bei den Autoverkäufen sorgte. Damit waren auch die Motoren aus Aspern wieder gefragt.

„Natürlich freut sich jeder, dass er wieder voll arbeiten kann. Das ist doch klar“, sagt Renate Blauensteiner, Vorsitzende des Arbeitnehmer-Betriebsrats. „Wir sind glücklich, dass niemand seinen Arbeitsplatz verloren hat“, meint der 38-jährige Lagerarbeiter Christian Schneider.

Das war alles andere als sicher. Seit Jahresbeginn musste das Wiener Unternehmen Produktionseinbußen im Ausmaß von 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr hinnehmen. Der Aufschwung, den man jetzt feiert, könnte ein kurzer sein: Dass es heuer irgendwann wieder einmal Kurzarbeit gibt, schließt die Firmenleitung nicht aus.

Wirtschaftsminister Mitterlehner marschiert indes mit von der Frohbotschaft über das Ende der Kurzarbeit stolz geschwellten Brust zwischen latentem Maschinenlärm, dem Geruch von Schmieröl und von der Decke hängenden Plakaten wie „Denk positiv“ umher. Schneider stört die Inszenierung nicht: „Es soll jeder sehen, dass hier gearbeitet wird.“ Auch Sporr hat damit kein Problem. „Er will sich ja auch informieren. Außerdem macht das für uns und für ihn ein gutes Bild.“

Wie es mit General Motors im Allgemeinen und Tochter Opel im Speziellen weitergeht, bleibt offen. Freitagabend wird es ein EU-Sondertreffen geben. GM-Vertreter aus den USA werden erwartet, außerdem soll die US-Reise des deutschen Wirtschaftsministers Karl-Theodor zu Guttenberg Mitte März weitere Klarheit schaffen.

Das Wiener Werk muss sich möglicherweise bald an das halten, wozu ein Plakat auf dem Werksgelände auffordert: „Auf zu neuen Zielen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2009)

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