AUA: 430 Millionen Euro Jahresverlust 2008

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AUA(c) AP (Stephan Trierenberg)
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Hohe Spritkosten und weniger Passagiere: Im letzten Jahr vor der Lufthansa verliert die AUA unterm Strich 430 Millionen Euro. Der Vorstand wurde fast doppelt so hoch entlohnt wie 2007.

Ihr letztes Jahr als eigenständige Airline hat die österreichische AUA (Austrian Airlines) mit einem Megaverlust beendet: Wirtschafts- und Finanzkrise, hohe Spritkosten und Wertberichtigungen auf Flugzeuge haben im abgelaufenen Jahr tiefe Spuren hinterlassen. Der Nettoverlust für 2008 wurde mit 429,5 Mio. Euro beziffert.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

Austrian Airlinesin Mio. €
Veränderung
20082007in Mio. €in %Flugumsätze2.361,002.368,60-7,60-0,32Nebenleistungen101,30100,001,301,30Umsatz gesamt2.462,302.468,60-6,30-0,26Betriebsleistung2.530,602.550,90-20,30-0,80EBIT -312,1042,10-354,20
Ergebnis assoziierte10,201,009,20920,00Ergebnis vor Steuer-334,302,80-337,10
Jahresergebnis-429,503,30-432,80
Aktionären zurechenbar-429,902,60-432,50

Hohe Spritrechnung, weniger Kunden

Die neuen Vorstandschefs Peter Malanik und Andreas Bierwirth sprachen in einer Aussendung am Freitag davon, dass sich 2008 die Lage zuerst durch enorme Treibstoffpreise und dann durch einen dramatischen Buchungsrückgang wegen der globalen Krise dramatisch verschlechtert habe.

Konkret waren die Kosten für Treibstoff 2008 um 31,5 Prozent höher als noch 2007. So musste die AUA um 581 Millionen Euro tanken - zu einem durchschnittlichen Kerosinpreis von 1.070 Dollar je Tonne, was 55,6 Prozent über dem Durschschnittspreis von 2007 lag.

2008 beförderte die AUA 10,716 Millionen Passagiere, um 1,1 Prozent weniger als die 10,832 Millionen aus dem Jahr 2007.

Hohe Abwertung, geringe Abschreibung

Die Langstreckenflotte der AUA wurde 2008 deutlich verkleinert. Ende des Jahres waren 99 Flugzeuge im Betrieb. Dadurch sanken auch die planmäßigen Abschreibungen auf Sachanlagen um 2,6 Prozent auf 263 Millionen Euro. Jedoch wurde die bestehende Flotte um 238,4 Millionen Euro abgewertet.

Die Abschreibungen im Überblick:

AUA-Abschreibungenin Mio. €
Veränderung
20082007in Mio. €in %immaterielle Vermögenswerte8,308,000,303,75Flugzeuge 241,50 250,30-8,80-3,52sonst. Sachanlagen 13,20 11,801,4011,86Afa planmäßig 263,00 270,10-7,10-2,63Wertminderungen 238,40
238,40
Abschreibung gesamt 501,40 270,10231,3085,63Die hohen Wertminderungen ergab sich durch den Vergleich der Markt- mit den Buchwerten bei 53 Flugzeugen.Somit hat die gesamte Flotte der AUA Ende 2008 einen Buchwert von 1,450 Milliarden Euro (inklusive Ersatzteilen, Anzahlungen etc. 1,527 Mrd.) nach 1,828 Milliarden in der Bilanz 2007.

Auch die Mieten für Flugzeuge sanken von 15,9 auf 8,9 Millionen Euro.

Personalstand leicht gesunken

2008 beschäftigte die AUA knapp unter 8.000 Mitarbeiter, konkret 7.914 - um 1,5 Prozent weniger als 2007, wo 8.031 Vollzeitstellen bei der AUA vergeben waren. Bei der AUA Selbst sank der Personalstand von 6.355 auf 6.110 Vollzeitstellen, die Tyrolean Airways beschäftigten 1.634 Menschen - um 90 mehr als 2007.

Durch die kollektivvertraglichen Gehaltserhöhungen und individuellen Vorrückungen sank der Personalaufwand aber nur um 0,7 Prozent auf 507,2 Millionen Euro.

Doppelt so viel Vergütung für Vorstände

Die Vorstandsmitglieder der AUA erhielten 2008 gesamt 2,765 Millionen Euro - fast doppelt so viel wie noch 2007. Diese wurden laut Geschäftsbericht wie folgt aufgeteilt:


Summe
FixumPrämie20082007Alfred Ötsch446.000430.000876.000523.200Andreas Bierwirth253.400
253.400
Peter Malanik378.000
378.000
Thomas Kleibl466.300261.000727.300469.200Josef Burger 305.600 225.000 530.600404.000Gesamt1.849.300916.0002.765.3001.396.400Die Fixbeträge beinhalten auch Sachbezüge und Pensionskassenbeiträge, die Prämien sind erfolgsabhängige Ansprüche aus dem Vorjahr. Andreas Bierwirth trat erst am 1.April in den Vorstand ein. Thomas Kleibl schied 2008 aus dem Vorstand aus, die Abfertigung ist im Bezug enthalten. Josef Burger schied schon 2007 aus dem Vorstand aus.

Das halbe Kapital ist weg

Mitte Februar musste die AUA melden, dass per Ende Jänner 2008 der kumulierte Verlust im Flugbetrieb mehr als die Hälfte des Grundkapitals der AUA-AG (264 Mio. Euro) ausmachte. In der seit heute vorliegenden Bilanz für 2008 wird das aber noch nicht schlagend. Die Hauptversammlung am 14. April muss sich damit befassen.

Lufthansa-Angebot empfohlen

Mit Unterzeichnung der Verkaufsverträge an die Lufthansa am 5. Dezember - vorbehaltlich der wettbewerbs- und beihilferechtlichen EU-Genehmigungen - sei ein "wichtiger Schritt zur nachhaltigen Zukunftssicherung" vollzogen worden.

Der AUA-Vorstand hat den Aktionären die Annahme des Angebots empfohlen. "Der gebotene Preis von 4,49 Euro je Aktie liegt deutlich über dem Eigenkapitalwert je Aktie der Austrian Airlines zum 31. Dezember 2008.

Die vom Vorstand angewandten Wertermittlungsverfahren zeigten, dass der Angebotspreis der Lufthansa als "attraktiv" zu qualifizieren sei, heißt es in einer auf der AUA-Homepage veröffentlichten Stellungnahme. Der Angebotspreis trage den Interessen der Aktionäre, der Arbeitnehmer, der Gläubiger sowie dem öffentlichen Interesse "in fairer Weise Rechnung", so der AUA-Vorstand.

Sparprogramm notfalls verschärfen

Ihr akutes 225-Millionen-Krisensparpaket muss die Airline schnell zum Tragen bringen, um in der Krise den Businessplan aufrechtzuerhalten, den die Lufthansa Anfang Dezember der Unterzeichnung des Kaufvertrags zugrunde gelegt hat. In den 3 Monaten seit der Vertragsunterzeichnung ist die Lage für Airlines schlimmer geworden. Neben der Akut-Maßnahme, müssen in der Folge weitere 200 Mio. Euro an Kosten eingespart werden, um nachhaltig konkurrenzfähig weiterfliegen zu können und die Kapitalkosten zu verdienen. Auch innerhalb des Lufthansa-Konzerns. Die AUA müsse sich selber aus der Krise ziehen. "Wir müssen so gut sein wie die Swiss oder andere Gesellschaften im Konzern", machte die AUA-Führung klar.

Bierwirth und Malanik sind überzeugt, dass die EU-Verfahren (Beihilfeverfahren, Fusionskontrolle) vor dem Sommer positiv abgeschlossen werden und auch davon, die AUA unversehrt ins "Closing" zu bringen. Die Lufthansa wolle keine insolvente AUA, sagte Malanik. Zum Verkauf gibt es keine Alternative: "Wir sind nicht krisenfest Stand-alone", bekräftigte Malanik. "Wir gehen davon aus, dass die Übernahme klappt."

Der Vorstand habe aber einen Plan-B, der allerdings eine deutliche Redimensionierung bedeute. Ohne Lufthansa wären sofort mehr als 1.000 Jobs überflüssig. Dies schreibt das Management auch in seiner heutigen Fairness-Opinion. Jetzt als "Braut" der Lufthansa werden Kurzarbeitsmodelle und Kapazitäts- bzw. Streckenkürzungen fixiert und um Sparbeiträge von Lieferanten - z. B. OMV - und Behörden (Gebühren) gerungen. Einigen Spielraum sieht die Airline etwa bei den Sicherheitskosten: Die seien in Wien mit 8 Euro pro Passagier doppelt so hoch wie in München.

Folgende Jahre werden besser

Das Jahr 2008 sei aber "der Sonderfall" gewesen. Auf keinen Fall, so AUA-Vorstandsmitglied Andreas Bierwirth, würden in den Folgejahren Verluste in dieser Größenordnung auch nur ansatzweise anfallen.

(c) APA

(APA/Red.)

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