Verkauf der Hypo-Osttöchter geplatzt

The logo of nationalised lender Hypo Alpe Adria is pictured atop the bank´s headquarters in Klagenfurt
The logo of nationalised lender Hypo Alpe Adria is pictured atop the bank´s headquarters in Klagenfurt(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Der US-Fonds Advent hat die Deadline für die Vertragsannahme verstreichen lassen, jetzt muss der Verkaufsprozess mit allen bisherigen Bietern neu aufgesetzt werden.

Wien/Klagenfurt. Vor genau einer Woche hatte „Die Presse“ getitelt, bei der ehemaligen Kärntner Hypo laufe alles schief. Das kann man wohl sagen: Gestern, Freitag, ist der geplante Verkauf der Osteuropa-Holding der Hypo Alpe Adria an den US-Fonds Advent (mit der Osteuropabank EBRD an Bord) geplatzt. Vorerst zumindest, denn der Verkaufsprozess wird nun neu strukturiert und von der Hypo-Bad-Bank Heta Resolution an die „Banken-ÖIAG“ Fimbag übertragen.
Die Amerikaner haben gestern durchblicken lassen, dass sie ihr Angebot aufrecht erhalten. Exklusiv verhandelt wird mit ihnen aber nicht mehr: Am neu aufgesetzten Verkaufsprozess können sich auch alle im ersten Bieterverfahren Ausgeschiedenen wieder beteiligen.
Wie berichtet war der Verkauf der sechs Südosteuropabanken umfassenden CEE-Holding der Hypo fertig ausverhandelt: Die Käufer (80 Prozent Advent, 20 Prozent EBRD) sollten die Bankengruppe um einen Kaufpreis von 200 Mio. Euro erhalten. Allerdings hätte die Republik umfangreiche Garantien übernommen, sodass unter dem Strich ein „negativer Kaufpreis“ von 500 bis 800 Mio. Euro übrig geblieben wäre. Im ungünstigsten Fall hätte der „Verkauf“ die österreichischen Steuerzahler aber sehr viel mehr gekostet: Die Republik sollte 2,2 Mrd. Euro an Refinanzierungslinien bis 2020 in der Bankengruppe belassen. Die Käufer hätten dieses Geld mit noch auftauchenden Risken gegenrechnen können, es wäre im schlimmsten Fall also auch weg gewesen. Vorher schon waren 3,5 Mrd. Euro an faulen Krediten aus der Bankengruppe herausgelöst und in die Hypo-Abbaubank (also zum österreichischen Steuerzahler) transferiert worden.
Die Verträge waren fertig, die EBRD hatte die Beteiligung sogar schon von ihrem Aufsichtsrat absegnen lassen, doch die Deadline (spätestens Donnerstag, 27. November, 23.59 Uhr) verstrich ungenutzt: Advent unterschrieb nicht. Oder, wie es Insider gegenüber der „Presse“ ausdrückten: Advent habe das Vertragsangebot der Heta nicht angenommen.

Republik ist in einem Dilemma

Woran das liegt und ob die Weigerung der BayernLB, dem Deal formell zuzustimmen, mitgespielt hat, war gestern nicht zu eruieren. Die Republik als Eigentümerin der Hypo-Abbaubank Heta ist jetzt jedenfalls in einem Dilemma: Die Heta hatte das Hypo-Osteuropa-Netzwerk schon vor Wochen treuhändig der ebenfalls zu 100 Prozent der Republik gehörenden Fimbag übergeben, weil sie als Bad Bank keine aktive Bankenbeteiligung halten kann.
Damit geht der Verkauf der Osteuropabank – auch wenn der Verkaufsprozess formell nur neu aufgestellt wird - zurück zum Start: Ein neuer Verkäufer (die Fimbag) muss den Prozess mit allen bisherigen Interessenten wieder von vorn beginnen. Ein Problem dabei: Der US-Fonds hatte bisher bei den Verhandlungen immer auf Exklusivität gepocht, die künftig nicht mehr gegeben ist. Jedenfalls hat die Republik – egal, ob sie unter Heta oder Fimbag auftritt – immer schlechtere Karten in diesem Spiel: Der Verkaufsprozess wird sich jetzt wieder monatelang hinziehen. Er muss aber nach EU-Vorgaben bis spätestens 30. Juni 2015 abgeschlossen sein. Andernfalls muss die Bank abgewickelt werden. Die knappe Deadline spielt potenziellen Käufern in die Hände, sie können die Bedingungen umso besser diktieren, je näher der Juni rückt.
Was der geplatzte Verkauf an Advent jetzt für die Steuerzahler bedeutet, ist noch unklar. Günstiger wird es für sie aber nicht. So hatte etwa die Heta geplant, den formellen Verkaufspreis von 200 Mio. Euro (sie wäre ja Verkäufer gewesen) einzubehalten. Sie hätte das Geld für die eigene Bilanz benötigt. Daraus wird jetzt natürlich nichts, denn Verkäufer ist (wenn überhaupt ein Verkauf zustande kommt) jetzt die Fimbag. Welche Belastungen der Heta daraus erwachsen, sollen nun externe Wirtschaftsprüfer ermitteln.
Die Übertragung der Osteuropabanken an die Fimbag hat zudem das ohnehin schwierige Verhältnis zum Ex-Hypo-Mehrheitseigentümer BayernLB zusätzlich belastet. Die Münchener haben ihre Zustimmung zum Verkauf (die ihnen vertraglich zusteht) mit der Begründung verweigert, sie hätten schon bei der Übertragung der Osteuropabanken an die Fimbag gefragt werden müssen, was unterblieben ist.
Für gewaltige Missstimmung haben die Österreicher jedenfalls bei der EBRD gesorgt: Dort sieht man es dem Vernehmen nach als gewaltige Brüskierung, dass der Verkauf einen Tag nach deren Aufsichtsratsbeschluss platzt.
Der Gesamtschaden, den die Pleite der Hypo Alpe Adria den österreichischen Steuerzahlern beschert, dürfte sich langsam der Maximalgrenze nähern. Experten gehen davon aus, dass er in der Gegend von 15 bis 20 Mrd. Euro, eher in der Nähe des oberen Wertes, zu liegen kommen dürfte.

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