Katharina Innerhofer: Aus dem Nichts ins Rampenlicht

Katharina Innerhofer
Katharina Innerhofer (c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Bildbyran)
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Biathletin Katharina Innerhofer lieferte in der Vorsaison mit ihrem ersten Weltcupsieg die wohl größte Überraschung des Winters. Nun möchte sich die 23-Jährige in der Weltspitze etablieren.

Östersund/Wien. Die Konkurrenz staunte nicht schlecht, als am 6. März 2014 beim Sprint im slowenischen Pokljuka eine krasse Außenseiterin das Rennen ihres Lebens lief. Mit Katharina Innerhofer hatte nun wirklich niemand gerechnet. Es gab keinerlei Anzeichen für den Erfolg der jungen Österreicherin, die davor noch nicht einmal einen Top-Ten-Platz errungen hatte. Innerhofer schrieb sogar Geschichte, noch nie zuvor hatte eine Österreicherin ein Weltcuprennen gewonnen. Anschließend wurde sie herumgereicht, eilte von einem Interview zum nächsten, lächelte ungläubig in diverse TV-Kameras und wiederholte sich. „Es ist einfach alles aufgegangen.“

Es dauerte Wochen, bis Innerhofer das Erreichte realisiert hatte. „Ich bin zu Hause gesessen, der ganze Stress ist abgefallen . . .“ Der Fokus richtete sich bald auf den anstehenden Winter, die neuen Aufgaben. Innerhofer ist nun keine unscheinbare Athletin mehr, die mit der Masse mitläuft und so nicht auffällt. Die Salzburgerin ist zu einer Kandidatin für Spitzenplätze avanciert, womöglich sogar für weitere Siege gut. „Ein bisschen schauen sie schon auf mich“, meint Innerhofer, angesprochen auf die internationale Konkurrenz. „Aber ich mache mir daraus nicht viel, konzentriere mich lieber auf meine Leistung.“

Mit 23 in der Leaderrolle

Die Vorbereitung auf die morgen in Östersund mit dem Sprint (17 Uhr, live in Eurosport, ARD) beginnende Weltcupsaison verlief nach Wunsch, am Dachstein und im norwegischen Beitostölen wurde insgesamt sechs Wochen auf Schnee trainiert – so viel wie noch nie zuvor. Die Form stimmt also. „Ich fühle mich super, habe im Vergleich zur Vorsaison bestimmt einen Schritt nach vorn gemacht“, bekräftigt Innerhofer im Gespräch mit der „Presse“. Was auch mit ihrem Premierensieg zu tun hat. „Mein Selbstvertrauen ist jetzt ein anderes. Ich bin heute nicht mehr so hektisch, habe auch am Schießstand die nötige Ruhe.“

Innerhofer trainiert unter der Regie von Sandra Flunger in einer siebenköpfigen Damengruppe, zu der auch die erst 20-jährige Kitzbühelerin Lisa Theresa Hauser zählt. Innerhofer ist mit 23 Jahren die älteste Athletin im Team und damit Anführerin einer jungen, hungrigen Truppe, aus der in Zukunft eine schlagkräftige Damenstaffel hervorgehen soll. „Bis 2017 sollten wir ein konkurrenzfähiges Quartett stellen können“, zeigt sich Innerhofer zuversichtlich. In den Einzel-Weltcups sind für Österreichs Damen in diesem Winter drei Startplätze reserviert.

Innerhofer sieht sich gerüstet, um ihren Erfolg von Pokljuka zu bestätigen. Das Zauberwort lautet Konstanz, nur so lässt sich auch das große Saisonziel, ein Platz unter den Top 20 des Gesamtweltcups, in die Tat umsetzen. Die Latte liegt derweil noch auf etwas bescheidenerem Niveau – die Vorsaison beendete Innerhofer auf Rang 36.

Von ihr zu erwarten, nun allwöchentlich um den Sieg mitzukämpfen, wäre ein Fehler, betont die Salzburgerin. „Davon kann man einfach nicht ausgehen. Ich will einfach vorn mitlaufen.“

Die bereits am Sonntag ausgetragene Mixed-Staffel mit Innerhofer, Hauser, Dominik Landertinger und Simon Eder (Rang acht) brachte Innerhofer etwas ins Grübeln. Fünf Nachlader und eine Strafrunde hatten ein noch besseres Ergebnis für Österreich verhindert. „Die Strafrunde hat mich richtig angezipft. Ich habe keine Ahnung, was da los war“, ärgerte sich Innerhofer, die den bevorstehenden Einzelstarts dennoch optimistisch entgegenblickt. „Ich glaube, ich habe dieses eine Rennen nur benötigt, um wieder in den Wettkampfrhythmus zu kommen.“

Herren legen vor

Bereits heute erfolgt in Schweden der Startschuss für die Herren. Im 20-km-Einzelbewerb (17.10 Uhr, live in ORF 1, Eurosport, ARD) zählen die ÖSV-Herren rund um Landertinger und Eder zu den Mitfavoriten. „Das große Ziel ist, dort anzuschließen, wo sie letztes Jahr aufgehört haben“, bekräftigte Reinhard Gösweiner, der dem Deutschen Remo Krug als Cheftrainer nachgefolgt war. Landertinger beendete die Vorsaison auf Rang vier des Gesamtweltcups. Er sieht noch Steigerungspotenzial. „Mein Ziel ist, von Anfang an vorn mitzumischen.“

AUF EINEN BLICK

Katharina Innerhofer startet morgen (17 Uhr, live in Eurosport, ARD) im schwedischen Östersund in die Saison der Biathleten. Die Salzburgerin, 23, hatte im März für Aufsehen gesorgt, als sie als Nobody den Sprint von Pokljuka gewann. Bereits heute sind die Herren über 20 km im Einsatz (17.10 Uhr, live in ORF 1, Eurosport, ARD).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2014)

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