Baumärkte: Banken verkaufen Baumax

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Nicht nur die defizitären Osttöchter, auch das Kerngeschäft in Österreich, Tschechien und der Slowakei stehen zur Disposition.

Wien. Es ist alles geheimer denn geheim: Ein Verkauf der angeschlagenen Heimwerkerkette Baumax sei nicht geplant, tönt es regelmäßig aus dem Unternehmen. Das stimmt auch insofern, als nicht die Eigentümerfamilie Essl auf Käufersuche ist. Das tun aber mit Nachdruck die 35 Banken, Leasing- und Immobilienfirmen, die mit einem Stillhalteabkommen bis 2016 das Unternehmen mit 9000 Beschäftigten auf Sanierungskurs halten. Schließlich musste Firmengründer Karlheinz Essl den Gläubigern schon im April eine Verwertungsvollmacht geben. Bereits bei Abschluss des Gläubigerpakts Ende 2012 hat Essl das gesamte Unternehmen, die Liegenschaften und die Marke Baumax an die Banken verpfändet („Die Presse“ berichtete).

Nach dem Verkauf der defizitären Töchter in Bulgarien und Rumänien, der Schließung der Geschäfte in der Türkei sowie dem Vorinsolvenzverfahren in Kroatien geht es jetzt ans Eingemachte: Das Kernland Österreich, Tschechien und die Slowakei stehen zur Disposition, bestätigen Insider einen Bericht des Magazins „News“. Diese drei Länder, in denen Baumax 70 Prozent des Umsatzes von 1,13 Mrd. Euro (2013) erzielt, wollte Essl auf jeden Fall behalten. Zudem sei für Ungarn und Slowenien der Verkauf aufgesetzt.

Im Rennen sollen drei große europäische Baumarktketten sein: zum einen die französische Adeo-Gruppe, die bereits in Rumänien 15 Baumax-Filialen übernommen hat. Im Gespräch ist zum anderen auch die britische Kingfisher-Gruppe. Der größte Baumarktbetreiber Europas soll nach dem Verkauf seiner Anteile an Hornbach wieder Expansionspläne wälzen. Der dritte im Bunde soll die zur deutschen Tengelmann-Gruppe gehörende Obi sein. Alle Interessenten sollen bis 18. 12. verbindliche Offerte vorlegen.

Schuldenschnitt geplant

Ein wichtiger Schritt im Zug des Verkaufsprozesses ist schon im Herbst erfolgt: Da haben sich die Gläubiger darauf geeinigt, für den Fall eines erfolgreichen Verkaufs einen Schuldenschnitt vorzunehmen. Ob die Gläubiger mit einem blauen Auge davonkommen, ist offen. Im schlimmsten Fall könnte ihr Verlust laut „News“ bei 400 Mio. Euro liegen. Entspannung bei der Liquidität brachte im September der Verkauf von 60 Prozent der rund 7000 Werke umfassenden Kunstsammlung Essl an den Industriellen Hans Peter Haselsteiner um 117 Mio. Euro. Ein Teil des Erlöses floss ins Unternehmen, ein weiterer ging als Tilgung an die Banken. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2014)

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