Sony erhielt kurz vor Hackangriff Erpresser-Mails

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Immer neue Details zum Hackangriff auf Sony tauchen im Netz auf. Während die Täter nach wie vor unbekannt sind, wird nun klar, dass der Angriff bereits Tage vorher via Emails angedroht wurde.

Die Ausmaße des Hackangriffs auf Sony sind größer als angenommen. Mittlerweile steht fest, dass noch keine Hacker-Gruppe so umfassend Firmendaten abgreifen konnte. Fast täglich tauchen neue Informationen dazu auf.

Sony Pictures, die Filmstudios des japanischen Herstellers, sind nach wie vor damit beschäftigt, das Ausmaß des Hackangriffs von vor einer Woche zu eruieren. Nicht nur, dass es Tage dauerte bis die Computersysteme wieder reaktiviert werden konnten, es tauchten bereits einige Kopien von noch unveröffentlichten Filmen im Internet auf.

"GOP" hatte Sony schon vorher erpresst

Nun zeigt sich, dass Sony Pictures bereits vor dem Hackangriff erpresst wurde. Das sollen nun im Internet veröffentlichte Emails belegen. So wollten die Hacker, die unter dem Namen "Guardian of Peace" (GOP) auftreten, aber nicht nur Geld, sondern auch den Stopp des Films "The Interview" erzwingen.

Die Erpressermails gingen an zwei Mitarbeiter der oberen Führungsriege. Für den Schriftverkehr nutzten die Hacker Gmail. Zuerst hieß es, dass man durch Sony einen enormen finanziellen Schaden erlitten hätte, den das Unternehmen nun ausgleichen solle. Wenige Tage darauf, am 21. November, folgte die nächste Email. Darin hieß es: "Sie kennen uns. Wir warten nie lange. Sie verhalten sich besser vernünftig". Wieder einige Tage später wurde das Unternehmen dann angegriffen.

Drohungen nehmen kein Ende

Damit machen auch die auf den Firmen-PCs hinterlassenen Nachrichten nach dem Hackangriff mehr Sinn: "Man werde weitere sensible Daten veröffentlichen, wenn die Forderungen nicht erfüllt werden".

Bislang haben sie ihre Drohungen scheinbar auch wahr gemacht. Zuerst erschienen Kopien von noch unveröffentlichten Filmen im Netz. Dann wurden Gehaltslisten von Mitarbeitern preisgegeben sowie auch deren Sozialversicherungsnummern. Welche internen Dokumente noch im Besitz der Hacker sind, ist unklar.

"The Interview" als Hauptmotiv

Neben den Geldforderungen scheint GOP aber auch gegen "The Interview vorgehen zu wollen". Doch nicht nur die "Wächter des Friedens" haben ein Interesse daran, den Film nicht auf den Kinoleinwänden dieser Welt zu sehen. Auch Nordkorea hat sich seit jeher gegen den Film ausgesprochen. Die Politsatire handelt von einem Journalisten, der den machthabenden Diktator Kim Jong-un interviewen soll. Ein Vorwand, denn eigentlich handelt es sich dabei um einen Mordauftrag.

In Nordkorea hat bereits die Ankündigung des Films, der am 25. Dezember in den USA starten soll, hohe Wellen geschlagen. Das Land selbst hat bei den Vereinten Nationen bereits Beschwerde eingelegt. Der Film sei Nordkorea zufolge eine Kriegshandlung und unterstütze den Terrorismus. Der Botschafter Nordkoreas forderte vom Generalsekretär der Vereinten Nationen ein Verbot des Films.

Nach Bekanntwerden des Angriffs wurde daraufhin auch bald Nordkorea mit der Attacke in Zusammenhang gebracht. Zu Beginn äußerte man sich nicht dazu. Ein in New York lebender nordkoreanischer Diplomat erklärte dann ein paar Tage später: „Nordkorea in Verbindung mit dem Hackangriff zu bringen, ist ein weiterer Versuch, das Land anzugreifen."

"Geheimer Krieg"

Kurz darauf folgte auch von der nordkoreanischen Regierung ein offizielles Dementi das auch gleich ein anderes Land mit ins Spiel bringt. So beschuldigt man Südkorea die Gerüchte um eine Beteiligung Nordkoreas an dem Hackangriff in Umlauf gebracht zu haben.

Der nordkoreanische Diplomat erklärte in seinem ersten Statement zudem, dass man sich dazu bereit erklärt habe, im Land gegen Hacker vorzugehen. Tatsächlich berichten Insider aber, dass die nordkoreanische Regierung eine „Hackerarmee“ beschäftigt, um gegen südliche Länder sowie auch die USA vorzugehen. Eingeschleust in internationalen Handelsfirmen sollen die auserwählten Hacker einen „geheimen Krieg“ gegen die Feinde Nordkoreas führen. Der Staat sehe darin die Kriegsführung der Zukunft.

Hacker agierten aus Thailand

Mittlerweile konnte der Hackangriff zurückverfolgt werden. Man hat herausgefunden, dass ein Luxushotel in Thailand, das "St. Regis" als Zentrale für die Hacker diente. Eine Spur zu den Tätern gibt es bislang aber noch nicht.
Das von Sony zur Hilfe gerufene FBI sowie auch das Unternehmen haben sich noch nicht zu den noch laufenden Untersuchungen geäußert. Klar ist nur, dass der Hackangriff größere Dimensionen hat, als zunächst angenommen.

Gerüchte aus Südkorea - angeblich

In der Öffentlichkeit distanziert man sich nach wie vor von den Verdächtigungen und beschuldigt Südkorea, die Gerüchte um eine Beteiligung Nordkoreas an dem Hackangriff in Umlauf gebracht zu haben. Sony will sich aufgrund der anhaltenden Untersuchungen nicht dazu äußern.

(bg)

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