Netrebko-Skandal: Separatistenführer widerspricht Starsängerin

Wusste sie, was passieren würde? Anna Netrebko (li.) ist nach eigenen Angaben von der Flaggenübergabe überrascht gewesen. Dem widerspricht der Separatistenführer Oleg Zarjow (re.).
Wusste sie, was passieren würde? Anna Netrebko (li.) ist nach eigenen Angaben von der Flaggenübergabe überrascht gewesen. Dem widerspricht der Separatistenführer Oleg Zarjow (re.).(c) imago/Russian Look
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Der Flaggentausch und der Ablauf der Spendenübergabe durch die Opernsängerin seien vorab genau besprochen worden, sagt Oleg Zarjow.

Am Dienstag hatte Anna Netrebko noch erklärt, ihr sei die Bedeutung der Neurussland-Flagge, die sie mit dem pro-russischen Separatistenführer Oleg Zarjow in die Kamera hielt, nicht bekannt gewesen. Am Mittwoch folgte das Dementi Zarjows: Die Überreichung der Flagge an den österreichisch-russischen Opernstar sei abgesprochen gewesen, sagte er dem russischen Radiosender Russkaja Sluschba Nowostej.

Der detaillierte Ablauf der Veranstaltung sei in den letzten zwei Wochen akkordiert worden, erklärte Zarjow, der als Sprecher eines selbstausgerufenen "Parlaments von Neurussland" auftritt: "Wir hatten abgesprochen, dass wir Flaggen austauschen: Mir wird eine Roerich-Flagge übergeben, ich überreiche eine Neurussland-Flagge und bekomme die Spende", zitierte ihn Russkaja Sluschba Nowostej.

Der russische Maler und esoterisch veranlagte Philosoph Nicholaus Roerich (Nikolaj Rerich) (1874-1947) hatte sich vehement für den Schutz des kulturellen Erbes in Kriegszeiten eingesetzt. Seine Anhänger verwenden eine Flagge mit drei Punkten.

Fotografen aus Netrebkos Team

Oleg Zarjow erklärte zudem, dass die Fotografien der Veranstaltung von Netrebkos Presseleuten stammen. Sein eigener Pressedienst sei bei der Überreichung nicht anwesend gewesen. Gleichzeitig brachte der Separatistenführer auch seine Unterstützung für die Sängerin zum Ausdruck: Sie müsse sich weder ergeben, noch rechtfertigen, sagte er zum Radiosender: "Den Menschen ist jene Hetzjagd, die gegen sie organisiert wurde, nicht gleichgültig."

Netrebko hatte Zarjow am Wochenende in St. Petersburg eine Spende in Höhe von 15.000 Euro für das Opernhaus von Donezk im umkämpften Osten der Ukraine übergeben und mit ihm vor einer Neurussland-Fahne posiert, die ein heute umstrittenes historisches Gebiet, das den Osten und Südosten der Ukraine umfasst, symbolisiert. Es folgte ein Sturm der Entrüstung in sozialen Netzwerken, Kritik kam auch vom österreichischen Außenministerium.

Netrebko im Wortlaut

„Der aktuelle Konflikt besorgt mich sehr. Ich habe sowohl russische als auch ukrainische Wurzeln und die Kämpfe und Zerstörung brechen mir das Herz. Ich habe Freunde in Donezk, junge Musiker, die mir von der teilweisen Zerstörung des Theaters erzählt haben.

Ich wollte helfen und meine Künstlerfreunde mit einer Spende unterstützen, weil ich an die Kraft von Kunst in Zeiten von Konflikt und Krise glaube. Die Spende wurde an einen Offiziellen übergeben um sicherzustellen, dass sie ihr Ziel, das Theater in Donezk, auch sicher erreicht. Ich möchte aber klarstellen, dass diese Spende kein politischer Akt ist. Es geht mir nicht um Politik, sondern um Kunst. Ich möchte nur, dass die Kämpfe sobald wie möglich enden und Kunst und Künstler in dieser Zeit des schrecklichen Konflikts unterstützen. Wir Künstler müssen alle für kulturelle Werte und Frieden in der Welt aufstehen.“

(APA)

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