Ifo-Chef Sinn fordert: Pension soll von Kinderzahl abhängen

(c) Fabry
  • Drucken

Hans Werner Sinn warnt vor dramatischen Folgen der demografischen Veränderung, wenn von 2025 bis 2035 die Babyboomer in Pension gehen.

Der Chef des Münchner Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Hans-Werner Sinn, hat sich dafür ausgesprochen, die Pensionshöhe an die Kinderzahl zu koppeln. "Wir brauchen von der Kinderzahl abhängige Rentenansprüche", sagte Sinn dem Düsseldorfer "Handelsblatt" vom Freitag. Zugleich sprach er sich dafür aus, feste Altersgrenzen für den Ausstieg aus dem Arbeitsleben vollständig abzuschaffen.

Sinn sieht in der 1889 von Bismarck eingführten Rentenversicherung die hauptsächliche Ursache dafür, dass die Deutschen bei der Zahl der Neugeborenen pro Tausend in der OECD-Statistik ganz hinten liegen. Seit damals hätten Generationen die Erfahrung gemacht, dass es sich auch ohne Kinder im Alter ganz gut zurechtkommen ließe, sagte der Ifo-Chef. Denn dadurch sei das Einkommen im Alter und damit die Versorgung gut abgedeckt, auch ohne Kinder.

Von 2025 bis 2035 werde die Babyboomer-Generation in Pension gehen. Zum einen werde es dann unter Berücksichtigung der Zuwanderung 7,5 Millionen mehr Pensionisten und 8,5 Millionen Erwerbstätige weniger geben.

Längere Lebensarbeitszeit

Sinn fordert mit markigen Worten eine deutsche Rentenreform: "Herrscharen von Rentnern lassen sich, finanziert vom deutschen Umlagesystem, von Luxuslinern durch die Weltmeere schaukeln. Nur Kinder hat das System nicht hervorgebracht."

"Wir wähnen uns stark und kräftig, weil die Babyboomer noch da sind", sagte Sinn. Dieser Eindruck täusche jedoch. Scharf kritisierte er erneut den Pensionsantritt mit 63 für langjährig Versicherte: "Das ist das falsche Signal. Wir brauchen eine längere Lebensarbeitszeit, keine kürzere." Die feste Altersgrenze für die Beendigung des Arbeitsverhältnisses sollte abgeschafft werden. Jeder Arbeitnehmer sollte einen Anspruch gegenüber dem Arbeitgeber haben, weiterarbeiten zu dürfen. Dann bekommen diejeingen. die diese Option gewählt haben, eben ihre Rente später - und versicherungsmathematisch aufgestockt.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.