Berlin und Paris mahnen Kiew zu Reformeifer

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Angela Merkel und Francois Hollande erhöhten den Druck auf den ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko.

Deutschland und Frankreich haben die Ukraine zu Reformeifer ermahnt. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande haben die rasche Umsetzung von Reformen in der Ukraine eingefordert. Nur so könne sich die Wirtschaft des vom Staatsbankrott bedrohten Landes erholen und die erforderliche internationale Finanzhilfe erbracht werden, betonten die beiden in einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko.

Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert von der Ex-Sowjetrepublik härtere und schnellere Reformen, die die Regierung in Kiew aber auf die lange Bank schiebt. Die Lage in der Ukraine war wohl auch eines der Themen des Treffens der Außenminister der USA und Russlands, John Kerry und Sergej Lawrow, am Sonntagabend in der italienischen Hauptstadt Rom. Auch beim Treffen der Außenminister der 28 EU-Staaten am Montag in Brüssel steht die Situation in dem Land auf der Tagesordnung.

Brüchige Waffenruhe

Bei Gefechten zwischen Regierungseinheiten und prorussischen Separatisten im Osten der Ostukraine kamen laut Vereinten Nationen seit April mehr als 4.600 Menschen ums Leben. Mehr als eine Million Menschen flüchteten aus dem Krisengebiet. Die prowestliche Führung in Kiew hatte im April eine "Anti-Terror-Offensive" gegen die Aufständischen gestartet.

Seit einer Woche gilt in der Region eine Waffenruhe. Seither habe es zwar keine Toten mehr gegeben, sagte Poroschenko laut dem deutschen Bundespresseamt in dem Telefonat mit Merkel und Hollande am Sonntagabend. Allerdings werde die Waffenruhe immer wieder verletzt. Er hoffe weiter auf einen umfassenden Waffenstillstand.

Poroschenko setzt auf starke Armee

Bei einem Treffen mit Offizieren in Kiew räumte Poroschenko ein, das Militär nutze die Feuerpause auch zur Verstärkung seiner Stellungen. "Nur eine starke Armee garantiert Frieden." Kritiker werfen Poroschenko vor, angesichts leerer Staatskassen zu sehr auf Rüstung und zu wenig auf eine Modernisierung der Behörden zu setzen.

Der IWF forderte, die Gaspreise in dem Land sollten bereits ab 1. Jänner 2015 und damit deutlich früher als geplant um weitere 40 Prozent steigen, wie die Kiewer Zeitung "Serkalo Nedeli" aus einem internen IWF-Bericht zitierte. Darin wird für den kommenden Juli eine weitere Anhebung empfohlen, um das marode Budget zu konsolidieren.

Bereits seit der jüngsten Teuerung im Mai können viele Ukrainer die Rechnung für Heizung und Warmwasser nicht zahlen und sind auf Staatshilfen angewiesen. Nach dem Machtwechsel im Februar hat die Ukraine rund 8,2 Milliarden US-Dollar (6,59 Mrd. Euro) an Finanzhilfen erhalten. Der IWF stellte Kiew zusätzliche 17 Milliarden US-Dollar in Aussicht.

(APA/DPA)

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