Kritik an Papst: "Brauchen Kondome, um uns zu schützen"

Papst Benedikt XVI
Papst Benedikt XVI(c) AP (Rebecca Blackwell)
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Zum Auftakt seiner Afrikareise hat Papst Benedikt XVI. Kondome erneut geächtet. Ihm sei das "religiöse Dogma wichtiger als das Leben von Afrikanern", sagt eine Kritikerin.

"Afrikas Probleme löst man nicht mit Kondomen": Mit dieser Aussage zum Auftakt seiner Afrikareise hat Papst Benedikt XVI. eine Welle der Empörung ausgelöst. Zahlreiche Organisationen von Unicef bis Catholics for Choice sind in puncto Verhütung nämlich anderer Meinung: Der Papst sollte besser die Verbreitung von Kondomen fördern und den Menschen ihre Verwendung beibringen, wenn er es ernst meine mit dem Kampf gegen Aids, sagte etwa Rebecca Hodes von der südafrikanischen Organisation Treatment Action Campaign.

"Religiöses Dogma ist ihm wichtiger"

Mit seiner Opposition gegen die Verhütung zeigte Benedikt, "dass ihm das religiöse Dogma wichtiger ist als das Leben von Afrikanern", sagte Hodes. Es sei richtig, dass Kondome nicht die einzige Lösung für die Aids-Probleme in Afrika seien. Sie seien aber eines von wenigen erprobten Mitteln, um HIV-Infektionen zu verhindern.

Die amerikanische Organisation Catholics for Choice betont, dass selbst einige afrikanische Bischöfe für Kondome plädieren. Sie seien zwar kein Allheilmittel, aber seien ein entscheidender Beitrag zur Eindämmung des Virus. Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke plädierte in einem Beitrag für die Wochenzeitung "Die Zeit" für Kondome aus: "Wer Aids hat und sexuell aktiv ist, wer wechselnde Partnerschaften sucht, muss andere und sich selber schützen."

Auch in der kamerunischen Hauptstadt Yaounde, der ersten Station von Benedikts Afrikareise, lösten dessen Äußerungen kritische Reaktionen aus. "Wir brauchen Kondome, um uns gegen Aids und andere Krankheiten zu schützen", sagte der Lehrer Narcisse Takou. Stanley Obale Okpu vom Ministerium für Stadtentwicklung meinte: "Was der Papst sagt, ist ein Ideal für die katholische Kirche. Aber er muss auf die Realität an der Basis schauen." In ganz Afrika seien Kondome sehr wichtig, nicht nur für den Kampf gegen Aids, sondern auch zur Geburtenkontrolle.

Papst: "Kondome vergrößern das Problem"

Benedikt hatte auf dem Flug nach Kamerun vor Journalisten gesagt, die Verteilung von Kondomen sei nicht die richtige Lösung im Kampf gegen Aids. "Im Gegenteil, es vergrößert das Problem", sagte der Papst. Die einzige Lösung für das Problem sei "eine spirituelle und menschliche Erneuerung der Sexualität", erklärte der Heilige Vater.

Auch das Weltkinderhilfswerk Unicef reagierte mit Unverständnis auf die Äußerungen des Papstes. Erwachsene und Jugendliche müssten wissen, wie man sich vor Aids schützen könne, sagte die deutsche Geschäftsführerin Regine Stachelhaus dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Mittwochausgabe). Und Kondome seien nun einmal Teil der weltweiten Aufklärungskampagnen, bei denen sexuelle Abstinenz und Treue ebenfalls eine Rolle spielten.

Papst warnt vor Sekten

In Yaounde wurde Benedikt am Dienstag von Präsident Paul Biya begrüßt, der seit 1982 regiert. Der Papst ging nicht auf die konkrete Situation in Kamerun ein und sagte allgemein zu Afrika, dass ein Christ angesichts von Gewalt, Armut, Hunger, Korruption und Machtmissbrauch nicht schweigen könne. Am Mittwoch trifft er die Bischöfe des westafrikanischen Landes und Vertreter anderer christlicher Konfessionen.

Die afrikanische Kirche sei den Armen und den Leidenden nahe, sie sei jedoch keine "perfekte Gemeinschaft". Daher sei "eine Bereinigung der Strukturen und eine Bereinigung der Herzen" notwendig. Benedikt XVI. sprach von der Aggressivität der neuen Sekten in Afrika. "Es stimmt, in Afrika gibt es Probleme mit den Sekten. Wir verkünden nicht wie sie Wunder und Reichtum. Diese Sekten sind sehr instabil und der Katholizismus kann sie mit ihrer Struktur und Einheit bekämpfen. Unser Netz kann den Tribalismus überwinden", so Benedikt. Am Freitag wird er in Angola erwartet, der zweiten Station seiner einwöchigen Reise.

(APA)

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