Rubel-Talfahrt: Russland erhöht Leitzins massiv

Russian President Putin attends the inauguration of World Diamond Conference in New Delhi
Russian President Putin attends the inauguration of World Diamond Conference in New DelhiREUTERS
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Russland kämpft gegen den Währungsverfall: Angesichts des starken Wertverlusts hat die Zentralbank den Leitzins mitten in der Nacht von 10,5 Prozent auf 17 Prozent angehoben.

Im Kampf gegen den sinkenden Rubel und die Inflation hat die russische Zentralbank den Leitzins massiv angehoben. Damit will man den rasanten Wertverlust des Rubel stoppen. Der Zinssatz liege von Dienstag an bei 17 Prozent nach zuvor 10,5 Prozent, teilte die Notenbank mit. Die Anhebung um 6,5 Prozentpunkte ist der größte Zinsschritt seit der Rubel-Krise im jahr 1998, als das Land unter Boris Jelzin in den Staatsbankrott schlitterte. Der Rubel-Kurs legte nach der Bekanntgabe dieser Entscheidung kräftig zu. Zum Teil machte der Rubel seine Verluste vom Montag wieder wett, als er den stärksten Rückgang binnen eines Tages seit mehr als 15 Jahren verzeichnet hatte.

"Die Entscheidung zielt darauf ab, die erhöhten Risiken einer Rubelabwertung und einer Inflation wesentlich zu begrenzen", erklärte die Zentralbank. Anleger reagierten positiv auf die Entscheidung der Notenbanker.

Rubel auf Erhohlungskurs

Nach der deutlichen Zinserhöhung ist der Rubel am Dienstag auf Erholungskurs gegangen. Der Dollar verlor in der Spitze 9,8 Prozent auf 58,15 Rubel und kostete damit so wenig wie seit rund zwei Wochen nicht mehr. Zuletzt hatte der Greenback zum Rubel ein Rekordhoch nach dem anderen markiert.

Die Zentralbank habe endlich entschlossen reagiert, schrieb Commerzbank-Analyst Simon Quijano-Evans in einem Kommentar. "In unseren Augen ist dies ein erster von vielen möglichen Schritten, die die Notenbank ergreifen kann, um die Rubel-Abwertung zu bremsen und eine Erholung herbeizuführen." Nach Einschätzung des Experten könnte der Druck der Märkte die Zentralbanker zu einer weiteren Leitzinserhöhung veranlassen. Zudem sei zu erwarten, dass die Notenbank mit einem erheblichen Betrag am Devisenmarkt intervenieren werde, um die Währung zu stützen. Das ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung", sagte Jorge Mariscal von UBS Wealth Management in New York. "Das zeigt, dass sie ernsthaft besorgt sind, mit welcher Geschwindigkeit der Rubel nachgibt."

Fallender Ölpreis beschleunigt Talfahrt

Die Talfahrt der russischen Währung hatte sich aus Furcht vor einer Verschärfung der westlichen Sanktionen im Zuge der Ukraine-Krise beschleunigt. Die Konjunktur ist eingebrochen, Investoren zogen zuletzt Milliarden Dollar ab. Auch der fallende Ölpreis hat ein Loch in den Haushalt des rohstoffreichen Landes gerissen. Die russische Wirtschaft könnte der Moskauer Zentralbank zufolge im kommenden Jahr um rund 4,5 Prozent schrumpfen, sollte sich der Ölpreis bei 60 Dollar je Barrel einpendeln. Am Dienstag lag der Preis für Brent bei 60,40 Dollar je Fass.

Der Ausblick für die Wirtschaft hat sich seit dem Sommer merklich getrübt. Die Notenbank in Moskau schätzt, dass die Wirtschaft im kommenden Jahr um 4,5 Prozent schrumpfen dürfte, wenn der Ölpreis im Schnitt bei 60 Dollar pro Barrel liegt.

Den russischen Präsidenten Wladimir Putin stellt die wirtschaftliche Entwicklung vor große Herausforderungen. Seine Popularität beruht nicht zuletzt auf dem Versprechen von Stabilität und Wohlstand.

(Reuters)

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