Geiselnehmer von Sydney: "Er war besessen vom Extremismus"

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Der 50-Jährige war selbsternannter Prediger. Unter den beiden getöteten Geiseln ist auch eine dreifache Mutter.

Was hat Haron Monis zu der blutigen Geiselnahme im australischen Sydney getrieben? Am Tag danach gibt es Zweifel, ob der 50-Jährige alleine von islamistischen Motiven getrieben wurde. Jedenfalls hatte er auch eine lange kriminelle Vergangenheit.

Bei den ums Leben gekommenen Geiseln handelt es sich, wie am Dienstag bekannt wurde, um den Manager des Cafes sowie eine Anwältin und Mutter von drei kleinen Kindern.

Monis habe eine lange Geschichte von gewalttätigen Verbrechen, sagte der australische Premierminister Tony Abbott am Dienstag. Er sei "von Extremismus besessen" und psychisch labil gewesen. "Er hüllte seine Aktion in Symbole des IS-Totenkults", sagte Abbott unter Verweis auf die IS-Terrormiliz, die im Irak und Syrien kämpft.

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AUSTRALIA CAFE SIEGEAPA/EPA/SERGIO DIONISIO

Der Mann hatte bei den Verhandlungen mit der Polizei dem Vernehmen nach eine IS-Flagge verlangt. Nach Medienberichten zwang er eine Geisel im Cafe, auf ihrer Facebook-Seite zu veröffentlichen, es spiele sich eine Attacke der Terrormiliz auf Australien ab.

Bei der Stürmung des Cafes waren in der Nacht zwei Geiseln ums Leben gekommen: der 34 Jahre alte Manager des Cafes sowie eine 38-jährige Anwältin und Mutter von drei kleinen Kindern. Auch der Geiselnehmer kam um. Die Polizei sei um kurz nach 02.00 Uhr morgens eingeschritten, als sie Schüsse aus dem Cafe hörte, berichtete die stellvertretende Polizeichefin Catherine Burn.

Hostages run towards a police officer (R) near Lindt Cafe, at Martin Place in central Sydney
Hostages run towards a police officer (R) near Lindt Cafe, at Martin Place in central SydneyREUTERS

Der Mann hatte 17 Geiseln stundenlang in seiner Gewalt. Der Einsatz sei nötig geworden, um Leben zu retten, sagte Polizeichef Andrew Scipione. Der Geiselnehmer drohte nach seinen Angaben, Sprengsätze in seinem Rucksack zu zünden. Es sei aber kein Sprengstoff gefunden worden.

Ein Reporter, der das Geschehen die ganze Nacht aus einem direkt gegenüberliegenden Fernsehstudio verfolgte, sagte, der Täter sei offenbar nervös geworden. Er sei in dem Cafe umhergerannt und habe die Geiseln angeschrien. Kurz vor der Stürmung waren einige Geiseln entkommen. Der Mann sei möglicherweise in Panik geraten. Der Reporter harrte in dem Studio aus, in dem die Polizei wegen des direkten Blicks auf das Cafe einen Scharfschützen postiert hatte.

Nach Medienberichten starb der Manager, als er versuchte, dem Geiselnehmer die Waffe zu entreißen. Die Polizei bestätigte das zunächst nicht. Ob beide Geiseln durch Schüsse des Iraners starben, konnte Burn am Dienstag nicht sagen. Dies müssten die anstehenden Untersuchungen klären. Alle Beteiligten würden derzeit befragt, viele seien aber sehr müde und emotional aufgewühlt. Daher werde es noch einige Zeit dauern, bis der Ablauf der Ereignisse rekonstruiert sei.

Am Tatort entstand am Dienstag spontan ein Gedenkstätte für die Opfer. Zahlreiche Passanten legten im Geschäftsviertel der australischen Metropole Blumen nieder.

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