Rubelverfall lässt Moskauer Börse einbrechen

Russian Ruble Tumbles To Record Low
Russian Ruble Tumbles To Record LowBloomberg
  • Drucken

Die russische Zentralbank hat zwar den Leitzins auf ein Rekordhoch angehoben, doch der Rubel fällt immer tiefer. Erinnerungen an das Krisenjahr 1998 werden wach.

Der Verfall des russischen Rubel hat am Dienstag die Talfahrt an der Moskauer Börse weiter beschleunigt. Der RTS-Interfax-Index brach bis zum frühen Nachmittag um 16,51 Prozent auf 599,76 Punkte ein. Schon am Vortag war es für den russischen Index um mehr als 10 Prozent bergab gegangen.

Dabei waren auch die anhaltenden Spekulationen über eine früher als erwartet anstehende Leitzinserhöhung in den USA ausschlaggebend. Seit Ende November hat der RTS inzwischen fast 40 Prozent verloren. Seit dem Hoch im Sommer beträgt das Minus annähernd 60 Prozent.

Leitzins deutlich erhöht

Die russische Zentralbank hatte in der Nacht überraschend den Zinssatz drastisch von 10,5 auf 17 Prozent angehoben. Das von westlichen Sanktionen und Ölpreis-Verfall gebeutelte Russland stemmt sich damit gegen einen Rubel-Verfall und eine drohende Rezession. Der Kurserholung nach der drastischen Maßnahme währte aber nur kurz. Schon im Laufe des Vormittags sackte der Rubel-Kurs auf ein neues Tief zum Dollar ab.

Zu der US-Devise hat die russische Währung damit in diesem Jahr schon die Hälfte ihres Außenwerts eingebüßt. Auch zum Euro geriet die russische Währung erneut massiv unter Druck. Zuletzt verlor der Rubel zum Euro zwölf Prozent an Wert.

"Die Zentralbank wird es sehr schwer haben, den Rubel zu stabilisieren, solange der Ölpreisverfall anhält", sagte Ökonom Wladimir Miklaschewsky von der Danske Bank. Die Talfahrt der russischen Währung hatte sich schon am Montag aus Furcht vor einer Verschärfung von Sanktionen im Zuge der Ukraine-Krise und wegen des weiteren Ölpreis-Verfalls beschleunigt. Analysten sprachen von Panik.

Dollar erreichte neues Rekordhoch

Ein Dollar kostete am Vormittag bis zu 66,8 Rubel und erreichte damit ein neues Rekordhoch. Auch zum Euro konnte der Rubel erst stark zulegen, die Gewinne verschwanden aber wieder. Zuletzt verlor der Rubel zu Dollar und Euro etwa zweieinhalb Prozent an Wert.

Die Notenbank will im Schulterschluss mit der Regierung eine weitere Talfahrt stoppen. Sie sei zu einem abgestimmten Handeln mit dem Kreml bereit, sagte Notenbankchefin Elwira Nabiullina am Dienstag dem Sender Rossija-24.

Angst vor "Zuständen wie im Krisenjahr 1998"

Die Talfahrt der russischen Währung hatte sich schon am Montag aus Furcht vor einer Verschärfung von Sanktionen im Zuge der Ukraine-Krise und wegen des weiteren Ölpreis-Verfalls beschleunigt. Analysten sprachen von Panik. "Es schwirren Gerüchte herum, dass das Land in die Zustände des Krisenjahres 1998 zurückfallen könnte", sagte Alena Afanasjewa vom Forex Club in Moskau.

1998 hatte massive Kapitalflucht eine tiefe Wirtschaftskrise ausgelöst, in der die Landeswährung ins Trudeln geriet. Das Land musste letztlich mit Milliardenkrediten des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank stabilisiert werden.

Ölpreisverfall bringt weniger Devisen

Die formal unabhängige Zentralbank hatte jüngst ihre Strategie im Kampf gegen den Verfall der Landeswährung geändert und den Wechselkurs freigegeben. Sie beendete die zuletzt gängige Praxis, Rubel-Ankäufe zur Stützung der Währung auf täglich 350 Millionen Dollar zu begrenzen. Stattdessen kündigte sie an, bei Bedarf jederzeit und in ausreichendem Umfang mit Interventionen auf spekulative Kursbewegungen zu reagieren.

Mit der jüngsten Zinserhöhung der Notenbank werden Kredite teuer und bremsen so die russische Wirtschaft. Zugleich macht dem Rohstoffriesen der Verfall des in Dollar abgerechneten Ölpreises zu schaffen, mit dem immer weniger Devisen ins Land kommen. Der Preis für das Nordseeöl Brent rutschte erstmals seit Juli 2009 unter die Marke von 60 Dollar je Fass. Es verbilligt sich um 4,2 Prozent auf 58,50 Dollar je Barrel (159 Liter) und kostet damit so wenig wie zuletzt im Mai 2009. Seit Sommer sind die Ölpreise um fast 50 Prozent eingebrochen.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Ruble Sinks To 80 A Dollar Defying Surprise Russia Rate Increase
International

Rubel: Russland-Krise bedroht auch Europa

Mit neuen Interventionen wurde der dramatische Rubel-Verfall erst einmal gestoppt. Aber die Sanktionen und ihre Wirkung schlagen jetzt auch negativ auf Deutschland und Österreich durch.
Österreich

Tourismus: Russen bleiben aus

Der wöchentliche Aeroflot-Flug nach Innsbruck wurde wegen zu geringer Auslastung abgesagt. Die Branche befürchtet deutliche Einbrüche.
International

Kampf gegen Rubel-Verfall: Russland verkauft Devisenreserven

Um den angeschlagenen Rubel zu stützen, verkauft Russland Devisen im Wert von sieben Milliarden Dollar. Die Währung erholte sich aber nur kurz.
International

Der Rubel rollt in den Abgrund

Der russische Rubel stürzt trotz einer drastischen Zinsanhebung weiter ab. Die Moskauer Börse verliert so viel wie noch nie an einem Tag.
International

Rubelverfall und Inflation treiben Russen in Kaufrausch

Aus Sorge vor der steigenden Inflation steckt die Bevölkerung ihre Ersparnisse in Elektrogeräte, Möbel und Autos.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.