Aktien: Russland reißt Raiffeisen nach unten

The logo of Raiffeisen bank is pictured through raindrops at a branch office in Vienna
The logo of Raiffeisen bank is pictured through raindrops at a branch office in Vienna(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Der drastische Verfall der Rubels und die Ängste vor einer neuen Russland-Krise ließen die RBI-Aktie am Dienstag auf den tiefsten Stand seit dem Börsengang im Jahr 2005 fallen.

Wien. Mit einem Kurs von 32,5 Euro ging die Aktie von Raiffeisen International am 25.April 2005 an die Börse. Mit einem Kurs von 117,31 erzielte sie am 6.Juli 2007 ihren Höchststand. Und gestern, Dienstag, fiel sie mit einem Kurs von rund 11,5 Euro auf ihr historisches Tief – ein Minus von zeitweise fast zehn Prozent gegenüber dem ebenfalls bereits blutroten Montag.

Hauptgrund für den bereits Ende der Vorwoche losgegangenen Kursrutsch ist die aktuelle makroökonomische Situation Russlands (siehe auch Seite13). Dienstagfrüh hob die russische Notenbank den Leitzinssatz in einer Feuerwehr-Aktion um 6,5 Prozentpunkte an, um den Verfall des Rubels aufzuhalten. Es half jedoch alles nichts, die russische Währung setzte am Nachmittag ihren Sinkflug der jüngsten Zeit fort. Auf den Märkten wurden bereits Sorgen laut, es könne zu einer Wiederholung der Russland-Krise von 1998 kommen.

„Raiffeisen fällt ähnlich wie der Rubel“, meint dazu Dieter Hein vom Analysehaus AlphaValue. „Denn Russland ist die mit Abstand wichtigste Auslandstochter von Raiffeisen.“ In den ersten drei Quartalen konnte die Bank dort noch einen Gewinn von 289 Mio. Euro erzielen – mehr als der Konzerngewinn von insgesamt 225 Mio. Euro.

Dies könnte sich durch die wirtschaftlichen Probleme des Landes, die vor allem durch westliche Sanktionen sowie den Rückgang des Ölpreises ausgelöst wurden, jedoch ändern. „Kunden, die Fremdwährungskredite haben, dürften diese in manchen Fällen nun nur mehr schwer finanzieren können“, sagt Thomas Neuhold von Kepler Cheuvreux. Und von den Krediten im Ausmaß von rund zehn Milliarden Euro, die von der RBI in Russland vergeben wurden, notieren knapp 40Prozent nicht in Rubel.

Ein weiteres Problem sei, dass auch das Eigenkapital der russischen Tochter unter Druck geraten könne. Und dieses mache mit zwei Mrd. Euro einen nicht unwesentlich Teil des Konzern-Eigenkapitals von knapp zehn Mrd. Euro aus, so Neuhold.

(C) DiePresse

Verstoß gegen Sanktionen?

Zu guter Letzt gibt es auch mögliche Probleme vonseiten der Behörden. So prüfen sowohl die EU als auch die USA, ob Raiffeisen mit der Betreuung einer russischen Bankanleihe gegen Sanktionen verstoßen hat. Dies wäre der Fall, wenn die Zentrale in Wien in die Arbeit eingebunden gewesen ist. Von Raiffeisen wird dieser Vorwurf zurückgewiesen. Sollten vor allem die US-Behörden jedoch zu dem Schluss des Sanktionsverstoßes kommen, könnte dies ein Bußgeld nach sich ziehen. „Und wie hoch das dann ausfällt, ist aus Europa gesehen schon fast willkürlich“, meint Hein.

Ganz unschuldig sei das Unternehmen an der aktuellen Situation aber auch nicht. „Mir ist es sauer aufgestoßen, dass die Bank im zweiten Quartal fast ein Rekordergebnis berichtet hat, nur, um dann vier Wochen später eine Gewinnwarnung auszugeben“, sagt Hein. Diese Vorgangsweise habe Vertrauen am Kapitalmarkt zerstört.

Wenn sich die Situation jedoch beruhige, sei die Aktie zur Zeit „deutlich unterbewertet“. Neuhold sieht das ähnlich. „Derzeit ist Panik am Markt. Das Russlandgeschäft hat aber auch 2008/09 gut überstanden. Raiffeisen pickt sich dort nämlich die Rosinen heraus.“ In der Bilanz werde die aktuelle Situation Spuren hinterlassen, das langfristige Geschäftsmodell sei aber intakt. „Der Kurs enthält richtige Horrorszenarien und ist quasi ausgebombt. Für risikobewusste Investoren könnte er vielleicht sogar die Möglichkeit für einen Einstieg sein“, so Neuhold. Aber nur für wirklich hartgesottene.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2014)

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